"Manuel, wach auf!", schrie Nadine mich an. Mein Körper war nicht in der Verfassung etwas anderes zu tun, außer zu zittern. "Bitte versteh' es doch!"
"Nein!", entgegnete ich weinerlich. Sie ging einen Schritt auf mich zu und legte mir einen Zeigefinger auf die Brust. "Wenn du mir jetzt nicht hilfst, wirst du unser ganzes Leben zerstören. Das kannst du doch nicht ernsthaft wollen, oder?" Ich schluckte. Hatte sie Recht, mit dem was sie sagte? Wie vom Blitz getroffen setzte sie erneut zu Wort an: "I'm a Barbie girl, in a Barbie world!" Noch halb schlafend öffnete ich meine Augen. Das Lied dröhnte in meinen Ohren und erfüllte den ganzen Raum. Stöhnend viel mein Blick auf Nevio, der seelenruhig schlief, während sein Wecker so einen Krach machte. In diesem Moment hätte ich seinen Wecker gegen die Wand schlagen können. Wie konnte er bei dem Lärm überhaupt noch schlafen?
Ich rieb mir die Augen, während ich nach dem nächstbesten Kissen griff und es kurz darauf zielsicher auf Nevio zu schießen ließ.
"Sag mal, könntest du bitte diese Scheiße ausmachen?", brüllte ich in seine Richtung, während das Kissen auf ihn zugerast kam.
Aus dem Schlaf gerüttelt schreckte er auf und genau in dem Augenblick traf ihn das Kissen am Kopf. Nochmals warf ich ihm einen bösartigen Blick zu, der dafür sorgte, dass er sich hastig zu seinem Wecker beugte und ihn ausstellte.
"Du wirst dieses scheiß Lied ändern, verstanden?", befohl ich ihm klagend. Peinlich berührt nickte er und stand auf. Ich beobachtete, wie er sich frische Klamotten aus dem Schrank holte und kurz darauf im Bad verschwand. Kopfschüttelnd wanderte mein Blick zu Patrick, der sich verschlafen durch die verstrubbelten Haare fuhr. Genüsslich Gähnte er und schaute zu mir hinüber. Er warf einen verwirrten Blick in Richtung Bad, den ich nur mit einem Schulterzucken erwiderte."Ich freue mich, dass ihr euch alle wieder hier versammelt habt", begrüßte uns Dominik.
'Wir sind nur fünf Leute, da ist das nicht so schwer zu meistern', wollte ich gerade erwidern, doch er sprach sofort weiter. "So mein Plan für heute wäre noch ein wenig Unterricht zu machen und die restlichen Stunden dann für das Stück zu proben. Einwände?" Fragend schaute er in die Runde. Keiner machte Anstalten ihm zu widersprechen, weshalb wir auch sofort anfingen.
"So, Manuel und Patrick, ihr seid dran", verkündete Dominik und forderte uns mit einem Handbewegung auf, auf die Bühne zu gehen. Noch einmal warf ich Patrick einen Blick zu und ging dann die Treppen zur Bühne hinauf.
"Ok, bitte. Ihr dürft anfangen." Wir sollten eine Szene spielen, in der Patricks Charakter herausfindet, dass er Gefühle für meinen Charakter pflegt und es ihm offenbaren muss. Für unsere Verhältnisse meisterten wir diese Aufgabe sogar ziemlich gut, woraufhin wir sofort von Dominik gelobt wurden: "Bravo, Jungs! Sagt mal, was ist über das Wochenende passiert? Ihr macht das wirklich super!" Schelmisch grinsend linste ich zu Patrick hinüber, dem genau dasselbe Grinsen auf den Lippen lag. In mich hinein lachend ging ich wieder zu meinem Platz und ließ mich neben Patrick nieder. Paul und Patricia waren als nächstes dran und zu meiner Überraschung waren die zwei auch viel besser geworden. Mein Blick wanderte zu Patrick und ich erkannte, dass er nervös an den Fäden seiner Jeans rumspielte. Schluckend wandte ich meinen Blick wieder von ihm ab. Das hieß, er hing noch an ihr und zwar noch mehr, als ich vermutete. Ich wollte nicht mehr zu ihm schauen, aber ich konnte mich nicht wehren, ich musste einfach. Es machte mich traurig, ihn so zu sehen. Obwohl es so verständlich war, dass er noch Gefühle für sie hatte, spürte ich, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Schnell sprang ich auf und eilte aus dem Raum zur nächstbesten Toilette. Ich rannte zur hintersten Kabine, ließ mich dort auf den Klodeckel sinken und verschloss die Tür. Ich wusste nicht, was in mich gefahren war, aber ich war plötzlich so wütend auf Patricia und so enttäuscht über mich selbst. Hätte ich schon wieder einen Fehler gemacht? Hatte ich schon wieder eine falsche Entscheidung getroffen? War ich schon wieder die falsche Beziehung eingegangen? Plötzlich hörte ich, wie eine Tür aufgestoßen wurde. "Manuel?" Patricks Stimme hallte in dem kahlen Raum nach. Ich nahm war, wie er jede einzelne Kabinentür aufdrückte, bis er bei meiner angekommen war. "Manu, ich weiß, dass du da drin bist. Mach die Tür auf." Ich musste schlucken.
"Bitte." Meine Hand wanderte beinahe unmerklich zur Klinke. Ich drückte die Tür vorsichtig auf. Patrick blickte mich aus seinen braunen, mit fühlsamen Augen an. Was mich nur noch näher an die Tränen drängte. Ich beobachtete ihn dabei, wie er in die Hocke ging, sodass wir auf Augenhöhe waren. "Was ist los?", wollte er wissen, während ich meine Augen nicht von ihm wenden konnte.
"Nichts, es ist nur..." Mir blieben die Wort im Hals stecken. "Du kannst mir alles erzählen. Das weißt du doch, oder?" Nickend erhob ich meine Stimme wieder: "Ich habe gesehen, wie du Patricia angeschaut hast. Ich glaube einfach, dass es nicht richtig ist, was wir hier machen und dass du noch was für sie empfindest." Patrick atmete kurz ein und ließ dann seine Hand zu meiner wandern, die auf meinem Schenkel lag. Seine Berührung löste ein elektrisierendes Gefühl in mir aus. "Ich empfinde nichts mehr für sie", versicherte er mir, ohne den Blick auch nur einmal von meinen Augen zu wenden. "Manuel, ich liebe dich." Wie versteinert hielt ich die Luft an, während sein Daumen gefühlvoll über meinen Handrücken streichelte.
"Und was ist, wenn du dich irrst? Was ist, wenn du für uns beide Gefühle hast?", wollte ich wissen und schaute ihn eindringlich an. Er zuckte mit den Schultern und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Dann haben wir eben einen Dreier", entgegnete er, ging ein wenig aus der Hocke und küsste mich, woraufhin ich grinsend in den Kuss mit ein stimmte.
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R.E.A.L. -Glpalle ff
FanfictionWas kann schon passieren, wenn man gezwungen wird 4 Wochen in einem Feriencamp die Zeit tot zu schlagen? Klar, es könnten Dinge passieren, die nie jemand für möglich gehalten hätte. Gefühle, Intrigen und ein paar Partys, die etwas aus dem Ruder lauf...