Vergangenheit #24

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Wie auf Knopfdruck und ohne zu wissen, was ich tat, stand ich von der hölzernen Bank auf und bewegte mich auf die drei Jungs zu. Schritt für Schritt wurde mein Herzschlag schneller, doch ich konnte mich nicht bremsen. Die zwei Größeren, die Anstalten machten den kleinen hochzuheben und in den See zu schmeißen, hatten mich anscheinend bemerkt, da sie versteinerten und mich anstarrten. "Ey, was willst du?", sprach mich der eine an, doch ich machte nicht Stopp. "Lasst ihn in Ruhe!", brüllte ich zurück und stand nun direkt vor den Dreien. "Aha, und wieso?" "Deshalb.", ich zog eine Augenbraue in die Höhe, holte mit der Faust aus und katapultierte ihn somit in den kleinen See. Leicht musste ich Lachen, als ich durch den riesigen Platscher, den der Typ verursachte, nass wurde. Zwar war mir bewusst, dass es nur durch seine Größe so platschte, aber amüsant war es wirklich. "Geh!" Ich stubste den Jungen an, der eben noch von den zwei schikaniert wurde, woraufhin dieser sich schnell bedankte und weg rannte. Ich richtete meine Augen wieder auf den See, doch kurz darauf, als der Junge wieder auftauchte, war mir bewusst ich musste so schnell wie möglich weg hier. Verzweifelt suchte ich nach einem Ausweg, als ich plötzlich am Arm gepackt wurde und mit gezogen wurde. Verwundert schaute ich zu dem Jungen, der mich hinter sich her zog.
"Alter, Manuel was machst du da?" "Vertrau mir.", antwortete er nur und ich beließ es dabei. Blitzschnell zog er mich durch eine Hecke auf einen Seitenweg, der an dem großen Gebäude vorbei führte. "Wohin gehen wir?", fragte ich ihn, doch er antwortete mir nicht. Stattdessen zog er mich wieder durch Gebüsch und stoppte schlagartig. Beeindruckt schaute ich auf und mir verschlug es den Atem. Vor mir bauschten sind brachtvolle Wolken auf, die sich tief über dem darunter liegenden Dorf erstreckten. Fasziniert ließ ich mich neben Manuel nieder, der sich bereits gesetzt hatte. "Hier werden sie uns nicht finden.", versicherte er mir und wuschelte sich kurz durch die Haare. "Wow, wie kann man so eine tolle Aussicht verstecken?" Ich bestaunte noch immer die sensationelle Sicht. "Genau dasselbe habe ich auch gesagt.", Manuel lächelte mich an, "Übrigens, fühl dich geehrt, dass ich dir diesen Ort zeige." Leicht skeptisch drehte ich meinen Kopf zu ihm. Seine grünen Augen blitzten kurz auf, doch sofort drehte er sich wieder von mir weg. "Also, Dominik hat gesagt wir sollten uns ein bisschen besser kennen lernen."
"Toll, und was schlägst du vor?" Mit hochgezogen Augenbrauen drehte er sich wieder zu mir. "Wir wär's, wenn wir uns gegenseitig etwas erzählen was wir noch nie jemanden gesagt haben?", schlug ich vor und der Braunhaarige nickte. "Ok. Aber du fängst an."
"Gut. Ähm...", ich überlegte. Was hatte ich noch nie jemanden erzählt? "Kennst du diese Vollidioten, die mit ihren Motorräder immer so durch die Straßen brättern, dass man denkt sie würden in der nächste Kurve gleich unbewussten Selbstmord begehen?", fragte ich Manuel. Dieser nickte nur und ließ mich weiter erzählen. "Also, es ist noch nicht lange her, da wollte ich einfach einmal kurz spazieren gehen. Nun ja, ich lief an einer gut befahrenen Straße vorbei und plötzlich kommt mir so ein Kranker auf seinem Motorrad entgegen. Er rast an mir vorbei. 'Ha, hoffentlich verreckst du in der nächsten Kurve.', denke ich mir, doch dann höre ich plötzlich hinter mir ein unfassbar lautes Geräusch. Metal auf Metal. Erschrocken drehe ich mich um, höre Reifenquietschen und sehe, wie das Motorrad und der Wagen sich gegenseitig von der Straße werfen.", ich schluckte kurz. "Mein Bruder, er ließ sich immer in die falschen Sachen verwickeln. Hatte die falschen Kontakte, die ihn nur zu Scheiße an stifteten. Letztendlich kostete das ihm das Leben. Ich versuchte ihn davor zu retten, da ich außer ihm sonst keine Person mehr in meinem Leben hatte, doch ich hatte versagt. Mein Bruder war es, der auf dem Motorrad saß. Selbst drei Wochen nach dem Vorfall, fragte ich mich immer noch wieso. Wieso er sich mir nicht anvertraut hatte. Wieso er sich dazu überreden lassen hatte. Wieso ich nichts gemerkt hatte und wieso meine letzten Gedanken an ihn so schrecklich waren.", seufzend senkte ich meinen Kopf. "Wir Menschen lassen uns leicht beeinflussen, wenn wir schwach sind.", erklang Manuels Stimme. Mit Tränen in den Augen schaute ich zu ihm auf. Es tat immer noch weh über den Vorfall zu reden. "Meine Mutter starb als wir beide noch sehr jung waren. Mein Bruder und ich verzeihten meinem Vater nie, dass er uns einfach so von dem Sterbebett unserer Mutter weg zog. Vielleicht war es das, was ihn dazu verleitete.", ich stoppte für einen kleinen Moment, "Ihn hielt hier nichts mehr." Ich hatte keine Ahnung weshalb ich Manuel das alles erzählte, aber ich brauchte jemanden zum Reden und zwar genau zu diesem Zeitpunkt.

R.E.A.L. -Glpalle ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt