Das Hauptquartier #38

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Nachdem die drei Jungs uns noch bis zur linken Treppe begleitet hatten, saßen Alex und ich kichernd auf meinem Bett und redeten über Gott und die Welt.

"Ah, Nadine hab ich dir eigentlich schon mein absolutes lieblings Getränk vorgestellt?", wollte sie von mir wissen, als sie sich wieder von ihrem Lachanfall erholt hatte. Fragend legte ich den Kopf schief und presste meine Lippen eng aneinander. "Wie kommst du jetzt darauf?" "Ach, nur so.", antwortete sie etwas abwesend und stand von meinem Bett auf. "Warte, ich hol dir Mal eins.", meinte sie und ich nickte immernoch etwas irritiert.
Kurze Zeit später kam sie mit einem Glas, das eine flüssige, leicht gelbe Flüssigkeit besaß wieder aus dem Bad. Etwas angeekelt stand ich auf und ging auf sie zu. "Probier.", befahl sie mir, ich jedoch starrte das Zeug nur angeekelt an. "Ist das verfaulter Urin?" "Komm schon, tu mir den Gefallen, ich hab es selbst gemixt.", bat sie mich, woraufhin ich wiederwillig das Glas in die Hand nahm. "Ey, wenn ich danach sterbe, bist du schuld.", ich sah sie mit warnenden Blick an und nahm einen Schluck von der etwas glebrigen Flüssigkeit. Alex beobachtete mich gespannt und wartete auf ein Lob. Tatsächlich schmeckte es gar nicht mal so schlecht, wie ich dachte. "Das geht ja sogar.", gab ich ihr bescheid und hielt ihr zu Verdeutlichung, dass ich eigentlich nicht mehr wollte, das Glas entgegen, denn so gut schmeckte es nun auch nicht. Dankend nahm sie es entgegen, jedoch wurde ihr Gesichtsausdruck etwas besorgter und zurück haltend.
Plötzlich wurde mir schwindlig und es fühlte sich so an, als würde alles um mich herum anfangen sich zu drehen. Verkrampft versuchte ich einen Satz zu formen, doch gelang es mir nicht. "Ist, ist das normal, dass..." Bemüht hielt ich mich an einem Stuhl fest, der neben mir stand, und benutzte ihn als Stütze. "Es tut mir so leid Nadine...Ich wollte das nicht.", hörte ich sie nur noch leise flehen, doch in diesem Moment konnte ich mich kein wenig darauf konzentrieren. "Was? Was tut dir-", weiter kam ich nicht, da meine Beine nachließen und ich auf dem Boden zusammen brach. Ich erhaschte noch einen letzten Blick auf Alex, die hilflos vor mir stand und ohne etwas zu tun dem Geschehen zu sah. Dann schlossen sich meine Augen und es wurde schwarz.

~PoV: Alexandra~

Bedrückt sah ich sie da vor mir liegen, ohne jegliche Lebenszeichen.
'Sie hatten doch gesagt, dass sie sie nur einschläfern würden, Mist!'
Vorsichtig ging ich um sie herum, darauf bedacht, dass der Dielenboden nicht all zu viele Laute von sich gab. "Oh Gott, es tut mir so leid.", flüsterte ich, nahm einen kleinen Zettel und Stift vom Beistelltisch und fing an zu schreiben. Leise kniete ich mich zu ihr hinunter und steckte den zusammengefalteten Zettel in ihre Hosentasche. "Bitte finde ihn rechtzeitig.", bettelte ich noch ein mal und schloss dann die Tür hinter mir.
Seufzend ging ich die Treppe hinunter und raufte mir die Haare. "Ich kann das alles nicht mehr.", fluchte ich leise. Schnellen Schrittes ging ich auf die Tür zu, krammte in meiner Hosentasche nach dem Schlüssel, steckte ihn ins Schloss, drehte ihn und die Tür öffnete sich. Wie immer, wenn ich den Raum betrat musterte ich die paar Besen und Eimer, die der Tarnung dienen sollten. Ängstlich ging ich einen Schritt nach vorne und die dunklen Holzdielen gaben einen Laut von sich, der mich kurz aufschrecken ließ.
Ich ging die Steintreppe hinunter und erblickte das 'Hauptquatier', des Camps. "Ah, Alex!", begrüßte Emma mich und ich nickte nur unterworfen. Die dürre Frau kam auf mich zu und strich mir ein paar Strähnen aus den Gesicht.
"Das hast du wirklich gut gemacht, ich bin stolz auf dich.", lobte sie meine Tat, doch ich konnte es nicht wirklich als Kompliment sehen, immerhin hatte ich einen Menschen ohnmächtig gemacht, oder sogar getötet, ich war mir immernoch nicht sicher. "Hatten sie nicht gesagt, dass sie dadurch nur Ohnmächtig wird?", anklagend ging ich an ihr vorbei und deutete auf den großen Bildschirm, der hinter einer Trennwand versteckt war, genauso, wie die sechs weiteren kleinen Bildschirme und den vier PCs. "Ja, das haben sie, und sie ist auch nur Bewusstlos. Mehr nicht.", gab sie mir mit ihrer klaren Stimme bescheid, setzte sich an einen der Schreibtische und widmete sich weiter dem Papierkram. Ich spürte, wie in mir die Wut hoch kochte. Ich hatte keine Lust mehr auf diese Unterdrückung und diese Untaten, die hier jeder tat, um sich den Arsch zu retten.
"Emma, ich kann das nicht mehr!", brüllte ich, doch sie richtete ihren Kopf nicht auf. "Ich bin raus! Ich hab kein Bock mehr auf diese Spielchen." Nun schaute sie endlich auf musterte mich. "Schätzchen du hast einen Vertrag unterschrieben, du kommst hier nicht raus.", erklärte sie mir, doch davon ließ ich mich nicht beirren. "Das ist mir egal!", entgegnete ich und schmiss die Schlüssel auf ihren Schreibtisch. Nicht mal Ansatzweise aus der Ruhe geholt starrte sie mich aus ihren leeren Augen an. "Na gut, dann geh! Aber wehe ich sehe dich hier wieder! Und wenn du mir das hier ruinierst, dann wird dein Leben so elendig, glaub mir.", warnte sie mich, doch das interessierte mich kein Stück. "Wenn sie dich erwischen, dann wird dein Leben ruiniert sein. Freu dich schonmal auf Jahre langen Knast.", brüllte ich zurück und stürmte die Treppen hoch.

R.E.A.L. -Glpalle ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt