Immer noch an die Wand gelehnt lief eine Träne nach der anderen meine Wangen hinunter, als ich plötzlich angesprochen wurde. "Na, wieso denn so traurig?" Erschrocken drehte ich mich zu der Person, die mich aufmerksam scannte. Es war ein Junge. Schwarze, lockige Haare fielen ihm ins Gesicht. Eine globige Brille thronte auf seiner Nase, durch die er mich erwartend anschaute.
"Na, ist ja auch egal.", sprudelte es aus ihm heraus und er winkte mit der Hand ab, als ich nicht antwortete. "Mir wurde gesagt, dass hier irgendwo mein neues Zimmer sein sollte."
'Toll, das interessiert mich einen Dreck, geh jetzt!', wollte ich ihm schon an den Kopf schmeißen, doch der schlacksige Junge ergänzte sich: "112, war es soweit ich weiß."
Mir stockte der Atem. 112 war meine Zimmernummer.
'Jetzt habe ich nicht nur ein Verhältnis mit meinem Zimmergenossen, das einfach nur scheiße ist, nein, jetzt kommt noch diese Arschgeige dazu?' "Nein, ich glaube da irrst du dich.", entgegnete ich und rümpfte meine Nase.
"Äh, eigentlich nicht."
"Doch, ich denke schon.", eindringlich sah ich ihn an. Ich wollte keines Wegs, dass sich nun auch noch Patrick einmischte und sah, dass ich geweint hatte.
"Ich schlage vor, du gehst noch mal kurz bei der Leiterin fragen und dann kommst du wieder, einverstanden?" Sprachlos starrte der Junge mich an, als hätte ich ihm gerade gesagt er solle sich mal eine zeitgemäße Brille kaufen. Ich sah das als ein 'ok'.
"Gut, man sieht sich." Hastig zwang ich mir ein Lächeln auf, klopfte dem Jungen auf die Schulter und ging so schnell wie möglich den Gang entlang zur Treppe. 'Was machten die anderen, die ein halbwegs normales Leben führten und nicht mit ihrem Zimmerpartnern rum machten, eigentlich am Wochende, an dem wir von den Kursen befreit sind?', fragte ich mich, als ich vor den gigantischen Eingangstreppen, auf denen Nadine und ich noch vor kurzem saßen, auf und ab lief. Seufzend ging ich zu meinem Art 'geheimen' Platz, den ich bis jetzt nur Nadine und Patrick gezeigt hatte. Ich schon die Büsche zur Seite und ließ mich auf dem Gras nieder.~PoV: Patrick~
"Wo ist dieser Vollidiot nur...", überlegte ich vor mich hin und starrte auf den See, nachdem ich Manuel seit einer halben Stunde gesucht hatte. "Manuel? Wieso suchst du ihn?" Ich schrack auf und sah, wie Nadine auf mich zu kam und sich schließlich neben mich auf die Bank setzte. Genervt seufzte ich. "Geht dich 'nen Scheiß an.", entgegnete ich, ohne es eigentlich gewollt zu haben. Mein Gefühlschaos erlaubte es mir zurzeit nicht, richtige Entscheidungen und die passenden Töne zu treffen. "Ist ja gut, sag doch einfach, dass du nicht reden willst.", entgegnete sie eingeschnappt und wollte schon wieder gehen, als ich sie am Handgelenk fest hielt. "Warte." Sie drehte ihren Kopf mir zu. "Bitte." Einen Moment verweilten wir noch in unserer Position, ehe sie sich wieder neben mich setzte. "Weißt du wo Manuel sein könnte?" Genervt ließ ich meine Hand durch meine Haare gleiten.
"Wieso?", Nadine beobachtete mich skeptisch.
Plötzlich bildete sich ein riesiger Kloß in meinem Hals. Wieso? Es war abartig und ich hatte dafür keine Erklärung. Noch nie hatte ich solche Gefühle für eine Person. Und das obwohl ich diese vor ein paar Tagen noch abgrundtief gehasst habe. Behmüht schluckte ich den Kloß runter. "Weil, weil ich mit ihm was klären muss.", stotterte ich vor mich hin.
"Och, hat er dir etwa deine pinke Essensbox von Papi geklaut?", näkte sie mich mit einem unschuldigen Blick, woraufhin ich genervt die Augen verdrehte. "Bitte, es ist wirklich wichtig."
"Erst, wenn du mir sagst, wegen was.", erwiederte sie mit einem hochnäsigen Blick und betrachtete ihre rot-lackierten Fingernägel. "Glaub mir, ich werde ihn nicht zusammen schlagen.", versicherte ich ihr, doch sie schien immer noch unbeeindruckt. Musste ich das nun wirklich tuen? "Warte...", Nadine schaute von ihren Nägeln auf und durchlöcherte mich mit großen Augen, "die Gerüchte sind also war?" "Welche Gerüchte?" Panisch fing ich an immer schneller zu atmen und konzentrierte mich nur noch auf Nadines Ausdruck. Hatte uns etwa jemand belauscht?
"Na, dass ihr euch zusammengerauft habt?" Mein eben noch panischer Gesichtsausdruck schwankte nun zwischen Verwirrung und Erleichterung. Das war perfekt, niemand ahnte etwas!
Lächelnd schüttelte ich meine ganzen Gedanken aus meinem Kopf und antwortete mit einem "Äh, ja.", während ich erstmals froh darüber war, dass sie nicht das gesagt hatte, was ich vermutete, ihr seid zusammen. "Achso.", gab sie lachend zurück. "Sagst du mir jetzt wo er sein könnte?" Voller Zuversicht ihm gleich mein Herz auszuschütten bettelte ich förmlich darum. "Ja...ähm-", Nadines Lachen fror ein, somit auch meins, "also...ich habe keine Ahnung wo er ist." Sie biss sich leicht auf die Unterlippe und schaute mich nach Verzeihung suchend an. Sie rutschte ein wenig von mir weg, aus Sicherheitsgründen, was eigentlich ziemlich klug war, da ich förmlich am Überkochen war. "Ich bringe dich um!", brüllte ich sie an, woraufhin sie blitzschnell auf stand und kreischend vor mir wegrannte, da ich ihr folgte. Urplötzlich schoss mir ein Wort durch den Kopf: 'Sonnenuntergang' und ich stoppte schlagartig. Natürlich, warum kam ich da nicht vorher drauf?
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R.E.A.L. -Glpalle ff
FanfictionWas kann schon passieren, wenn man gezwungen wird 4 Wochen in einem Feriencamp die Zeit tot zu schlagen? Klar, es könnten Dinge passieren, die nie jemand für möglich gehalten hätte. Gefühle, Intrigen und ein paar Partys, die etwas aus dem Ruder lauf...