Niente, null, nada #31

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"Wo warst du eigentlich beim Frühstück?", wollte Nadine von mir wissen, jedoch die Wahrheit erzählen konnte ich ihr nicht, Patrick zu liebe. "Ich äh...war anscheinend noch so K.O. von der Party gestern, dass ich bis vor kurzem noch gepennt habe." Nadine schob mit einem Stock ein paar Kieselsteine hin und her. "Ah, übrigens, ich muss dir was erzählen."
"Dass du endlich erkannt hast, dass es keine Vampire gibt?", entgegnete ich ihr lachend, da sie Nachts immer noch Angst hatte, dass sie ein Vampir holen würde. "Hey!" Sie schob ihren Ellenbogen in meine Rippen. "Es ist immer wichtig darauf vorbereitet zu sein, ok?" Sie schaute mich eindringlich an, woraufhin ich geschlagen nickte. "Also eigentlich wollte ich mit dir über die Party reden."
"Hm?" Langsam wurde ich neugierig und schenkte ihr meine volle Aufmerksamkeit. "Sie wurden erwischt.", strahlte Nadine triumphierend, als hätte sie gerade einen bösen, bösen Vampir zu Boden geschlagen. "Die Leiterin war so verdammt sauer auf die Leute, die diesen Typen zum Trinken aufgefordert haben."
"Und du? Hast du eine Strafe bekommen?", wollte ich von ihr wissen und pustete mir nebenbei eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ne, komischer Weise hat keiner eine Strafe bekommen, da sie ja anscheinend nicht ausmachen konnten, wer die Party geschmissen hatte.", kopfschüttelnd starrte sie ihre Füße an, die sie im Sekundentakt immer wieder nach links und nach rechts wippen ließ. "Ach, und da ist noch was: hast du mitbekommen, dass Patricia mit Paul rum gemacht hat?" Schockiert starrte ich Nadine an. "Was?", rief ich entsetzt. Mein Herz zerbrach plötzlich wie eine große Glasscheibe in tausend Teile.
"Ja, aber sind wir doch mal ehrlich, Patrick hat es verdient.", lachte sie und ich spürte förmlich, wie ich zu einem Vulkan mutierte, der jeden Moment ausbrechen würde. Er hatte Patricia nur durch mich ersetzt. Er brauchte einfach eine neue Person, ich bedeutete ihm überhaupt nichts. Niente, null, nada. Sekündlich versuchte ich mir ein zureden, dass ich überreagierte, doch es stimmte ja. Er brauchte einfach nur einen Ersatz. "Äh, Manu?" Nadine schaute mich fragend an. Mit meinem Zeigefinger zeichnete ich Punkte in die Luft, als würde ich gerade nach der passenden Formulierung suchen. "Ich muss...ich muss kurz was erledigen." Entschlossen, aber auch voller Wut, stand ich von den großen Treppenstufen auf, stürmte sie hinauf und ließ die riesigen Eingangstüren auf krachen. Zwar hörte ich noch, wie Nadine mir irgendwas hinterher rief, doch dafür hatte ich nun keinen Kopf mehr. Wutentbrannt rannte ich die rechten Treppen hoch, den Gang entlang, bis zu meiner Zimmertür. Tief durchatmend riss ich die Tür auf und erblickte einen Patrick, der sich gerade sein orangenes Tanktop anzog. Als er mich sah zogen sich seine Mundwinkel automatisch in die Höhe, doch als er wahrnahm, dass ich sichtlich sauer war, erstarb sein Lächeln. "Was ist?", erkundigte er sich besorgt und musterte mich mit fragenden Blick. "Du fragst was ist?", äffte ich ihn wütend nach und stampfte auf ihn zu, weshalb er vorsichtshalber ein paar Schritte zurück trat. Schritt für Schritt ging ich auf ihn zu und machte dies solange, bis ich nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war. "Du!" Ich führte meinen Zeigefinger ruckartig auf seine Brust, die sich unregelmäßig hebte und senkte. "Du hast mich nur benutzt. Ich weiß, dass Patricia fremd gegangen ist.", brüllte ich ihm meine Gedanken um die Ohren. "Was?", fassungslos starrte er mich an. "Was habe ich?"
"Du empfindest doch überhaupt nichts für mich, ich war einfach nur eine scheiß Ablenkung." Patrick schaute mir nur weiter wortlos dabei zu, wie ich ihn anschrie. "Ich wusste es, -", wieder fuchtelte ich mit meinem Zeigefinger in der Luft herum, "Warum vertraue ich immer den falschen Menschen?"
"Manuel-", wollte er sich verteidigen, doch ich unterbrach ihn: "Sag diesen Namen nie wieder."
"Bitte, so war das nicht." Gespannt auf seine Ausrede ließ ich ihn ausreden. "Ich weiß doch genauso wenig wie du was ich da gestern getan habe." Ich bemerkte, wie sich langsam kleine Wasserkörper in meinen Augen sammelten. Nein, er sollte mich nicht auch noch weinen sehen.
"Du...du weißt gar nichts, überhaupt nichts. Nichts über mich, über mein Leben, meine Familie und...", ich seufzte kurz, "meine Naivität." Bedrückt ließ ich von ihm ab und drehte mich um zur Tür.
"Ich habe es gestern ernst gemeint, ich wollte es. Wirklich." Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm um. "Ja, wolltest. Und ich war so dumm und habe es zugelassen.", tief durchatmend drehte ich mich wieder zur Tür und drückte die Klinke hinunter. "Weißt du was? Vergiss es einfach!", waren meine letzten Worte, als ich einen total überwältigten Patrick zurück ließ. Seufzend ging ich auf die gegenüber liegende Wand zu, ballte meine Hände zu Fäusten, platzierte diese über meinem Kopf und ließ mich vorn über gegen die Wand fallen. Ich spürte, wie die Tränen langsam einen Weg über meine Wangen, auf den Boden fanden.
'Was hatte ich wieder für eine Scheiße gemacht?'

R.E.A.L. -Glpalle ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt