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Verträumt und etwas traurig sah ich aus dem Fenster. Das ist der letzte Tag, den wir als Klasse verbrachten. Schon traurig, wir werden uns nie wieder sehen, geschweige denn miteinander Unterricht machen. Es war ein angenehmer, sonniger Tag und die Vögel zwitschtern vor sich hin.  Es ist fast so, als würden sie sich ebenso verabschieden.
Ich wurde plötzlich aus meinen Gedanken gerissen, da mich meine Freundin mit dem Ellenbogen boxte. „Du musst hoch" flüstert sie mir zu. Auch sie würde gehen, sie würde eine Ausbildung anfangen. Somit würden wir leider keinen Müll mehr im Unterricht machen und unser jetzt-nicht-mehr-Klassenlehrer würde uns auseinander setzten. Ich würde sie unheimlich vermissen, doch das Leben musste weitergehen, auch wenn es schmerzhaft ist.

Ich sah mich um. Alle starrten auf mich und erwarteten, dass ich auf die Bühne hinauf gehe. Ich stand somit schnell auf und ging die Treppe hoch. Was ich nicht berücksichtigt hatte, ich hatte hohe Schuhe an. Ich bin fast nach hinten gekippt, doch habe aber wieder das Gleichgewicht zurückbekommen und ging schlussendlich hinauf. Mir wurde mein Zeugnis von meinem Klassenlehrer überreicht. Zwar war ich nicht eine der Besten, doch mir war es gleich. Ich hatte mein Abschluss.

Er schüttelt meine Hand und wünschte mir noch viel Glück auf meinem weiteren Lebensweg, den ich gehen würde.

Mein Wecker riss mich aus dem Schlaf. Ich schaltete ihn schnell aus und stöhnte genervt auf. Ich hatte wirklich keine Lust aufzustehen und erst recht nicht auf neue Leute kennenlernen zu lernen. Naja das hat aber an sich, wenn man auf eine nächst höhere Schule geht. „Fachoberschule, hm?" warf ich mir vor dem Spiegel entgegen während ich mein selbst betrachtete. Schnell machte ich mich fertig und schminkte mich anschließend. Ich überlegte was heute auf mich alles zu kommen würde und wovor ich am Meisten Angst haben werde, das Alleinsein. Ich meine, ich bin gut dran allein, aber so ganz allein in einer neuen Klasse? „Scheisse!" Es ist 6.47 Uhr, mein Bus würde um 50. kommen. Sofort ich sprang auf, nahm meine Tasche und sprintete zur Bushaltestelle.
Noch rechtzeitig. Hätte ich den Bus verpasst, hätte ich mein Zug verpasst und ich glaube das ist nicht so besonders angebracht am ersten Schultag zu spät zu kommen.

Nach 23 Minuten war ich dann auch schon da. Den Rest müsste ich dann nur noch laufen. Eine Freundin die schon das 2. Jahr auf die Schule geht, wollte mir zeigen wo ich mein Klassenzimmer finden kann und wo was ist. Sofort sah ich sie auch schon am Bahnhof und somit liefen wir zusammen zur Schule und redeten über die neuen Klassen. Sie erzählte mir ein wenig von der Schule, doch ich hörte ihr nicht wirklich zu. Ich war zu aufgeregt.

Dort angekommen verlor ich sie auch schnell. Nun ja es sind sehr viele Schüler, die Abitur machen wollen, auch die die schon eine Ausbildung angefangen haben. Es war eine ganze Horde von Menschen.
In dem ganzen Chaos fand ich dann aber auch meine Klassenzimmernummer und versuchte mich zurecht zu finden. Ich war mit dem neuen System komplett überfordert. Hier ist so ziemlich alles anders. Die Gänge waren alle so neu und es sah so sehr aus wie ein Museum.

Nachdem ich mein Klassenzimmer nach gefühlter Ewigkeit gefunden habe und mir auch einen Platz suchte, sah ich eine alte Mitschülerin, Olivia, die sich zu mir setzte. Wir unterhielten uns über das Schulsystem und wie hier alles aufgebaut ist, bis auf einmal ein Lehrer rein kam. Er war groß, ich würde schon sagen gigantisch groß, hatte einen Pferdeschwanz und einen Bart. Eine viereckige Brille saß stumm auf seiner Nase.
Ich war nicht so überzeugt von ihm zuerst, aber es stellt sich heraus, dass er echt nett ist. Man kann sagen, dass er aussehe wie ein strenger, alter Chemielehrer, der überhaupt keinen Spaß verstehe, doch er war wirklich lieb. Er erklärte uns den gesamten Ablauf und wie es mit den anderen Fächern aussehen würde. Langsam drehte ich meinen Kopf zum Fenster und sah hinaus. Ich war komplett überfordert und wollte an meine alte Schule zurück.

Mit der Zeit gewöhnte man sich schon ein. Die Mitschüler waren alle nach wie vor Fremde für mich, doch das interessierte mich nicht wirklich. Ich war nicht wegen ihnen hier.

Ein paar Tage später hatten wir erst den richtigen Unterricht. Das hieß zuerst 2 Stunden Deutsch, 2 Stunden Chemie und anschließend 2 Stunden Kommunikation. Irgendwie fand ich die Fächer eher langweilig, außer dass Kommunikation schon interessant war. In diesen Stunden machten wir ebenso wenig, eher stellten wir uns vor, machten irgendwelche Spiele oder redeten über den Inhalt des Schuljahrs.

Am nächsten Tag hatten wir Englisch, Deutsch und Geschichte. Ich hatte immer Spaß an Englisch, aber die ganzen Lehrer sind recht komisch und der Unterricht ebsno. Sie erklären es nicht richtig und anders. Ich fühlte mich wirklich, dass ich die letzten Jahre nicht gelernt hatte, es war unfassbar wie nutzlos ich mich hier fühlte. Dennoch freute ich mich auf den nächsten Tag, denn wir hatten Mathe. Eigentlich hasste ich Mathe, schon als ich klein war, aber seit dem Lernen auf die Abschlussprüfung, konnte ich Mathe relativ gut. Der Tag verging sehr langsam und ich war hundemüde. Irgendwie macht mir das alles nur noch zu schaffen.

Als dann endlich Donnerstag war, machte ich mich wie jeden Morgen fertig. Im Zug steckte ich mir Kopfhörer rein und hörte Musik bis ich aussteigen musste.
In der Schule angekommen, redete ich mit meiner Sitznachbarin, die auch aus meiner alten Schule hergekommen ist. Jetzt hatten wir Gesundheitswissenschaft. Es hört sich langweilig an, aber es war echt unterhaltsam. Sie machte nicht so wie jeder hier 'Unterricht', bei ihr verstand man es.
Nach 2 Stunden hatten wir dann Mathe. Endlich konnte ich mein Wissen unter Beweis stellen.
„Morgen!" rief jemand fremdes durch den Raum und kam währenddessen zum Lehrerpult gelaufen. Langsam stellten sich die Gespräche ein, sowie auch meines und alle sahen vor.

His blue eyes | Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt