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13.00 Uhr, Mittwoch
Mittagspause.

Es war für diese Zeit ein angenehmer kühler Tag. Wir gingen runter, um nach dem Nachmittagsunterricht nachzufragen, da wir nicht genau wussten, ob er stattfinden würde oder nicht. Ich ging freiwillig mit, da ich die Hoffnung hatte ihn zu sehen. Seit dem Abend an als ich bei ihm war, meldete er sich wieder nicht und ich war es langsam leid ihm immer hinter her zu rennen, aber ich liebe ihn nunmal.. Zu meinem Pech sah ich ihn nicht und schlenderte deswegen mit den anderen traurig die Treppe hinauf zu unserem Klassenzimmer. "Ich hol mir noch schnell etwas zu essen" sagte Sandra nebenbei als sie ihren Geldbeutel aus ihrer Tasche holte. Nun hatten wir doch Nachmittagsunterricht und ich hatte wirklich keine Lust. "Ja warte, ich komm mit" sagte ich und blieb stehen. "Willst du auch was holen?" fragte sie mich, doch ich schüttelte den Kopf. Somit gingen wir dann doch wieder zu dritt wieder runter. Als wir gerade nahe vom Lehrerzimmer nach rechts abbiegen wollten, sah ich Joachim wie er zur Hintertür herausging. Er sah mich. Er beachtete nur mich, die anderen liefen weiter ohne ihn großartig zu beachten. Wir sahen uns an und mir kam es so vor als wäre alles in Zeitlupe abgelaufen. Ich wusste nicht ob ich ihn grüßen sollte oder nicht, deswegen zog sich auch meine Reaktion. Er nickte mir kurz zu und lehnte sich gegen die Tür, die dann auch aufging. Gleichzeitig bogen wir auch ab. Ich wollte ihn nachgehen, aber es ging ja nicht. Ich vermisse ihn wieder. Ich wusste nicht mal was das zwischen uns noch war. Er hatte sich verändert, er war komisch. Alles war anders und nicht mehr wie früher. Die anderen lachten weiter und redeten, doch ich war in Gedanken.

Als der Unterricht endlich vorbei war, lief ich aus der Schule und ich sah jedes Mal in ein Klassenzimmer, wo er damals das Wahlpflichtfach in Mathe vorgestellt hatte, ich vermutete deshalb auch, dass er dort seine Klasse unterrichtete. Jedes Mal drehte ich mich um und sah das Gebäude genau an, doch nie sah ich ihn dort. Traurig lief ich Richtung Bahnhof und überlegte. Wieso muss alles so kompliziert sein?

Ich saß an meinem Schreibtisch und dachte immer noch an ihn. Diese wunderschönen, klaren blaue Augen, die voller Freude strahlten. Sein Lächeln, welches ich so sehr liebte. Plötzlich fuhr mir etwas auf. Wie soll es weitergehen? Ich meine, er ist ca. 10 älter als ich, wie würde unsere Zukunft aussehen, würden wir Kinder bekommen? Wenn ja, dann wäre Joachim schon ziemlich alt. Unser Altersunterschied kotzte mich so unfassbar an. Er zertrörte einfach alles! Würde Joachim sich wirklich darauf einlassen? Mich ein Leben lang lieben zu können, ohne wissen zu müssen, dass er ist zu alt für mich? Was dachte er darüber? Aber sonst hätte er sich doch nicht auf mich eingelassen, oder? Was wenn er mich nicht liebt, mich sondern nur als Objekt wahrnimmt, um seinen Trieben nachzugehen? Aber..

Ich dachte an unsere Zeit und wie sie abgelaufen ist, wo der Unterschied zu heute ist und ob ich etwas übersehen hab. Ich zeichnete. Zuerst ein Strich, dann zwei, immer mehr. Ich zeichnete und zeichnete, als gäbe es kein Morgen. Immer wieder dachte ich an unsere Ereignisse. Sein strahlender Blick wie er mich angelächelt hat. Wie wir uns kennengelernt haben, wie das erste Date verlaufen ist, so vertraut und eng, obwohl wir uns nichtmal gut genaug kannten. Er liebte mich so wie ich war. Das erste Mal zu Hause bei ihm. Die Schulfeier. Mein erstes Mal. Das erste Mal als ich einer Person meine Vergangenheit anvertraut habe. Der erste Stich in meinem Herzen, als Linda ihn küsste. Das erste Mal, als ich seine Knutschflecke bedeckte. Das erste Mal, als er mich im Krankenhaus besuchte und mir einen Bären schenkte mit Blumen. Das erste Mal als wir es im Klassenzimmer trieben. Das erste Mal als er mir perverse Fragen in den Test reingeschrieben hatte. Ich musste schmunzeln. 

Das erste Mal als er sagte wir müssen Abstand halte. Der zweite Stich in meinem Herzen, als er mit der Referendarin zu tun hatte. Als er das Spiel mit der Fußball-AG hatte und wir in der Sporthalle spielten. Das erste Mal, dass ich ihn zu mir nach Hause mitbrachte. Die Weihnachtsfeier. Das zweite Mal als er bei mir war und wir uns die ganze Nacht festhielten. Die Sache mit Tim. Der Zettel, den Tim geschrieben hatte und ihn annonym der Schulleitung gab. Wie Joachim mich vor Tim beschützte. Wie Tim mich bedrohte. Das erste Mal als ich Joachim wehgetan hab. Als ich mit ihm auf Klassenfahrt war und wir im Bus schliefen. Und zu letzt, seine Abweisungen und wie er vor ein paar Tagen aussah. Völlig fertig.

Ich ließ den Stift senken und sah meine Zeichnung an. Ich sah Tropfen, ich hatte geweint, was mir selbst nicht aufgefallen ist. Ich hatte das Gefühl etwas wird passieren und damit sollte ich recht behalten.

Ich vermisse dich.

His blue eyes | Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt