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5 Minuten vor Unterrichtsbeginn und ich rannte so schnell ich konnte, um nicht zu spät zu kommen. „Sie wird mich umbringen, sie wird mich umbringen" keuchte ich vor mir her. Ich übersprang bei den Treppen jede zweite Stufe und war kurz davor umzukippen. Ich riss die Tür schweratmend auf und alle Blicke waren auf mich gerichtet. Sie schaute auf die Uhr. 7.59 Uhr und 56 Sekunden. „Glück gehabt" entwich ihrer Kehle nur und sie stand weiterhin mit dem Blatt vor ihrem Mund vor der Klasse. Ich setzte mich schnell auf meinen Platz und schnaufte tief durch. „Wo warst du?" hakte Olivia vorsichtig nach, ohne ihren Mund großartig zu bewegen. Das war eine gute Frage Olivia, die ich leider nicht beantworten wollte.

Ich packte eilig meine Sachen zusammen und wollte schon aus der Wohnung, wenn nicht meine Mutter mich aufgehalten hätte. „Wer ist eigentlich dieser junge Mann gewesen von dem Johanna erzählt hatte?". Scheisse, ich wusste sie würde es erzählen. „Niemand, warum?". „Er sieht mir aber nach niemanden aus". Wenn meine Mutter ihn einmal sieht oder meine Stiefschwester ihn erkennt, steckt er in krass großen Schwierigkeiten. „Hast du einen Freund?" sie zog verspielt die Augenbrauen hoch. „Nein!" antwortete ich genervt. Sie nickte nur belustigt. Unsere Situation wurde immer kritischer, ich hatte Angst ihn zu verlieren.

Mir bahnte sich immernoch der Angstschweiß runter, ich hatte Angst, Angst dass alles raus kommt. Ich muss mit Joachim reden.
In der Pause packte ich meine Sachen und ging mit Olivia runter Richtung Chemiesaal. Dabei lief Joachim mir entgegen. Ich lächelte ihn an und er sah mich freundlich an. Mehr konnte er nicht tun, da er in Begleitung eines anderen Lehrkörpers war. Jetzt konnte ich ihn nicht herausziehen. Niemand durfte etwas mitbekommen. Andererseits durften wir keine Aufmerksamkeit erregen. Wenn Johanna ihn nochmal sieht und meiner Mutter sagt, dass er der Mann ist mit dem ich zusammen bin, dann bin ich dran. Meine Mutter hatte ihn auch schon am Elternabend gesehen. Fuck.

Ich war irgendwie deprimiert, ich wollte ihn in der Öffentlichkeit küssen, ihn meins nennen, aber es ging nicht. Ich wollte jedem weiß machen, er gehöre jemanden, aber die Realität war grausam.

In der Pause standen wir unten und ich sah ihn beim Vorbeigehen, er sprach mit meiner Gesundheitswissenschaftslehrerin, über was. Ich sah ab und zu zu den Beiden bis wir schließlich wieder hoch ins Klassenzimmer gingen. Doch dann war es soweit, Mathe. Joachim stand wie immer lächelnd vor der Klasse und ging mit uns den Stoff durch. Er rief viele Schüler auf und versuchte alle miteinzubeziehen. Ich liebte ihn einfach so sehr, er ist perfekt so wie er ist. Nach dem Unterricht redete ich mit ihm noch. Er hatte uns Hausaufgaben aufgeben, aber irgendwie stellte es sich raus, dass wir ein anderes Buch hatten als er. Mein Herz schlug bis zum Hals, ich bekam fast keine Luft mehr. „Deine Wangen glühen, Baby" schmeichelte er mir. Als endlich alle draußen waren, setzte ich mir auf seinen Schoß. Ich legte meine Arme um ihn und sah ihn an. „Ich hab dich vermisst" hauchte ich. „Ich dich doch mehr" ich küsste ihn und er schien nicht abgeneigt davon zu sein. Unsere Küsse wurden immer wilder und verlangender. Er griff nach meinen Brüsten und knetete sie leicht, während er mir den Hals küsst. Ein leises Keuchen entfuhr meiner Kehle.

Doch dann klopfte es auf einmal und wir fuhren sofort auseinander. Die Tür ging auf. Es war meine Gesundheitswissenschaftslehrerin. Sie sah auf ihre Armbanduhr und wollte damit andeuten, dass der Unterricht eigentlich zu Ende war. Sie schien ein wenig verwirrt zu sein. „Sie wollte sich nur wegen der Schulaufgabe kurz erkundigen. Brauchst du den Raum?". „Nein, ich wollte nur kurz mit dir reden, aber das kann auch warten" sagte sie und wollte gehen. „Nein ist schon okay, ich wollte eh gerade gehen" lächelte ich und ging durch die Tür.

His blue eyes | Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt