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Am Montagmorgen saß ich in meinem Klassenzimmer mit ein paar Mitschüler. Davor hatten wir einen Stop beim Schulbäcker eingelegt und aßen jetzt genüsslich unser Essen. Währenddessen war ich am Handy. Die anderen redeten über die Hausaufgabe, die wir in Deutsch aufbekommen hatten. Ich hatte echt keine Lust vor dem Unterricht noch darüber zu reden. Dann kam aber unsere Gesundheitswissenschaftslehrerin herein und legte ihre Sachen aufs Pult. Sie fragte wie jede GW Stunde ab. Ich meldete mich freiwillig, da ich es einfach hinter mir haben wollte. „So Emily, dann erzählen Sie mir doch etwas über die Infektionskette" sie lächelte mich an. „Also es gibt exogene und endogene. Endogen bedeutet, dass die Infektion aus dem eigenen Körper kommt und exogen aus der Umwelt. Der direkte Übertragungsweg ist, von Mensch zu Mensch und beim indirekten ist es durch einen Zwischenträger. Die natürliche Eintrittspforte ist zum Beispiel der Mund oder die Nase. Die künstliche ist zb. ein Katheter und beim Infektionsempfänger sind die beeinflussenden Faktoren das Alter, Immunsystem und die Lebenssituation". Anschließend erklärte ich noch die Begriffe Infektion, Endemie, Epidemie und Pandemie. Danach fragte sie noch drei andere aus. Sie fragte über die Leber, das Immunsystem und über die Infektionskrankheiten noch ab. „Sooo gut. Die die ihre Note wissen wollen, kommen nacheinander abwechselnd raus" somit nahm sie ihr Buch mit und ging raus. Sofort folgte ich ihr. „Emily, Sie sind noch ein bisschen unschlüssig und unsicher. Sie müssen schneller sein, das muss wie aus einer Pistole kommen!" sie schwenkte mit ihrem Arm, um es nochmal zu verdeutlichen. Ich lachte kurz. „Sie wissen mehr, das weiß ich. Nutzen Sie es". "Okay" lächelte ich sie an. „Das wären 9 Punkte".

Während wir Mathe hatten beobachtete ich Joachim genau. Immer wieder faszinierte er mich. Seine Ausstrahlung, sein Auftreten, seine Art,.. Er war so perfekt. Auf einmal sah er zu mir und lächelte mich warm an. Ich musste automatisch auch Lächeln und sah auf mein Block. Da ich damals früher gegangen bin und Joachim die Ableitung durchgenommen hatte, konnte ich sie bis heute nicht. Zu meinem Bedauern konnte ich keine Aufgabe lösen. Ich schrieb ganze Zeit bei Sandra ab und nahm mir jedes mal vor sie zu Hause zu lernen, machte es aber nie. Aber ich schob dies zur Seite. Er schrieb die Funktion von Aufgabe 15 an die Tafel und wartete bis sich jemand meldete, um sie zu rechnen, aber niemand tat es. „Emily, Sie können mir doch weiterhelfen" er lächelte mich zuckersüß an. Scheiße, Ableitung. Ich schüttelte leicht meinen Kopf. „Nein" brachte ich verzweifelt raus. „Waaaas?" er zog das was fassungslos lang. Ich sah ihn entschuldigend an. „Lernen!" sagte er auffordernd und drehte sich zu seiner rechten Seite, um jemand anderes aufzurufen.

Am Ende vom Unterricht wollten wir gehen, aber Sandra redete noch mit Mitschülern, die vor uns saßen. In den letzten beiden Stunden hatten wir nochmals GW, da eine Lehrerin krank geworden war. Frau Wörle stand auch auf und wollte gehen, aber kam zu uns, um Sandra zu zuhören. Sandra sagte paar Wörter und dann nuschelte sie den Rest und ich verstand kein Wort. „Was haben Sie gesagt?" fragte Frau Wörle belustigt. Sandra lachte und sagte es sei nichts. Dann stützte sich Frau Wörle am Tisch ab und sprang ein paar Mal auf und ab. „Ich will's auch wissen! Ich will's auch wissen!" sagte sie und es sah echt witzig aus, und genau deswegen möchte ich sie auch. Sie ist locker. „Ich meinte nur da kann man gut im Unterricht am Handy sein" sagte Sandra beschämt. „Achsoooo. Das ist ja nicht schlimm, außer wenn jemand ganze Zeit am Handy sitzt, dann nehm ich es ihm ab, aber sonst ist das mir gleich" Frau Wörle zuckte mit den Schultern. Ich sah sie erstaunt an. Sie ist einfach so gechillt.
Wir verabschiedeten uns und gingen anschließend.

Zu Hause angekommen, legte ich mich aufs Bett und dachte nach. Ich dachte über den Tag nach. Ich wollte zu Joachim. Wie auf Knopfdruck sah ich aus dem Augenwinkel, dass mich jemand anrief. Meine Mundwinkel gingen nach oben als ich sah wer es war.

„Hey" sagte ich lächelnd. „Hey, was machst du?" ich hörte Joachim's Lächeln durch das Telefon. „Ich hab gerade an dich gedacht und dann hast du angerufen" lachte ich auf und er tat es mir gleich. „Was machst du?" fragte ich dann. „Nichts eigentlich, korrigieren". „Sehr interessant". „Selbstverständlich" klang er ironisch und ich musste wieder lachen. Doch dann unterbrach er mich. „Du kannst keine Ableitungen, Emily?!" er klang leicht schockiert. „Kann schon sein.." ich klang leicht beschämt. „Du hast mich heute echt schockiert weißt du das? Jeder muss ableiten können!" sagte Joachim schon fast aufgebracht. So ist das, wenn man mit einem Mathelehrer zusammen ist. Ich seufzte. „Bei dir muss jeder alles in Mathe können, hm?". „Natürlich!" sagte er sofort. Wir beide lachten auf.

„Wann seh ich dich wieder?" fragte ich nach einer Weile. „Übermorgen im Matheunterricht" sagte er und ich konnte ihn schon förmlich grinsen hören. „Haha, sehr witzig" ich verdrehte meine Augen. Er lachte stattdessen. „Nein, Spaß bei Seite. Ich weiß es nicht, aber ich schätze wirklich erst übermorgen" klang er nun wieder ernst. Ich seufzte erneut und ließ mich aufs Bett fallen. „Wir sehen uns dann, ich muss weiter machen" sagte dann Joachim. „Ja" hauchte ich in Gedanken versunken. „Und lern die Ableitung! Ich werd dich übermorgen wieder fragen" sagte er spielerisch mahnend. „Jaja" sagte ich nur und sah an die Decke. „Emily" ertönte seine wunderschöne Stimme mahnend.

„Ich liebe dich" flüsterte ich und lenkte somit ab. Ich konnte sein Lächeln durchs Telefon hören.„Ich dich auch" hauchte er. Ich musste Lächeln. „Das hält dich aber trotzdem nicht ab die Ableitungen zu lernen!" klang er streng lachte aber dabei. „Nerv mich nicht". „Ich werde dich so lange damit nerven bis du es kannst". „Dann kannst du deine kostbare Zeit an mir damit verschwenden". „Ich verschwende liebend gern meine Zeit an dir". Ich musste lachen, worauf auch anfing zu lachen.

Am nächsten Tag hatten wir wieder langweiligen Unterricht und wieder Herr Götz. Ich habe wirklich einen Hass gegen diesen Lehrer entwickelt und ich bin mir sehr sicher, dass er es auch weiß. Dieser Arsch hat mir für mündlich 4 Punkte gegeben. Eine aus meiner Klasse machte auch nie mündlich mit und bekommt 10 Punkte. Wie unfair ist das denn bitte? Der bewertet einfach einen, ob er die Person mag oder nicht. Ich hasse ihn einfach so sehr. Wenn ich ihn schon sehe oder höre, brennen bei mir alles Sicherungen durch. Er läuft mir sogar in letzter Zeit häufiger über den Weg. Ich denke langsam er macht es mit Absicht, dass ich ihn sehen muss. Joachim kann ihn auch nicht wirklich leiden, zeigt es aber nicht so sehr wie ich. Er meinte auch, dass ich bloß keinen Stress mit ihm anfangen soll, da es sowieso nicht bringen würde und Joachim hatte recht.

Heute hatte er wieder seine ausländerfeindlichen Kommentare abgegeben und ich hab mich angegriffen gefühlt. Da es in Geschichte immer um die sowjetisch Union und um Russland geht, beleidigt er sie immer. Joachim sagt mir immer wieder ich soll mich nicht mit den Lehrern anlegen und ruhig bleiben, aber irgendwann geht es nicht mehr. Jedes Mal musste er mich nach Geschichte runterbringen.

Die Tage vergingen sehr langsam und wir hatten Donnerstag. Mitten im Unterricht bekam ich plötzliche Unterleibskrämpfe, die aber schnell wieder vergingen. Ich habe mich selber gewundert, weil ich eigentlich keine Unterleibsschmerzen mehr hatte, weil ich ja die Pille durchnahm. Sie kamen irgendwie wehenartig, nur dass sie kurz anhielten und wieder verschwanden. Es war so als würde ich meine Tage bald bekommen. Nach einer Weile kam die Nächste und ich sank auf den Tisch und hielt die Luft an. Das half immer ein wenig. 

„Alles klar?" fragte mich Olivia. Als ich wieder Luft holte und es wieder ging, sah ich sie an. „Geht schon". „Was hast du überhaupt?". „Bauchschmerzen" brummte ich und schrieb weiter. „Achso" sagte sie und schrieb nun auch weiter.

His blue eyes | Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt