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Ich war am überlegen, ob doch nicht die Trennung, das richtige für uns wäre. Es gäbe keine Gefahren mehr und vielleicht wäre jeder glücklicher auf seinem eigenen Weg. Ich habe Joachim wehgetan, ich kann mir das niemals wieder verzeihen. Traurig lief ich durch die Straßen und überlegte, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte. Mein Blick war zu Boden gerichtet, meine Hände waren in den Jackentaschen verstaut und meine Beine liefen irgendwo hin. Joachim tat mir so leid, ich wollte ihn nie verletzen, ich wollte ihm meine ganze Liebe schenken und ihn glücklich machen, nicht traurig. Meine Beine trugen mich schlussendlich nach Stunden zu ihm. Ich stand vor seinem Haus und traute mich nicht zu klingeln. Ich musste an letztes Mal denken, als ich mit ihm Schluss gemacht hatte. Meine Augen wurden feucht, aber ich riss mich zusammen. Entweder würde Joachim mir verzeihen und mich zurück nehmen oder er würde sagen "das wars" und mich gehen lassen. Ich hatte angst, aber ich wollte Klarheit, ich brauchte Klarheit. Ich klingelte und wartete. Kurze Zeit später kam auch er und machte die Tür auf. Ich war die Letzte mit der er gerechnet hatte. "W-was?" stammelte er, weil er selbst nicht wusste was abgeht. Zuerst schickte ich ihn weg und jetzt stehe ich vor seiner Tür. "Du machst es mir nicht gerade einfach, weißt du das?". "Ich muss mit dir reden, Joachim, nicht mit Herr Feihl" das Zittern in meiner Stimme konnte man förmlich hören. Er sah mich mit großen Augen an, "Komm rein". Ich weiß nicht wie ich mich verhalten sollte, also stand ich nur da. Er lief den Gang entlang und blieb dann stehen. Es war wie damlas als ich vor dem Lehrerzimmer stand um mit ihm die Taschenrechner zu holen. "Wartest du auf etwas bestimmtes?".

Ich sah ihn an, streifte meine Schuhe ab und lief ihm hinterher. Dieser Duft von seinem Haus, hatte ich schon voll vergessen. Es ist alles so wie früher, so warm und gemütlich. Ich sah auf die Couch wo wir unsere Zeit verbracht hatten mit kuscheln und fernsehen. Als nächstes sah ich in die Küche wo er stand. Ich sah zum Herd wo wir damals zusammen gekocht hatten und dabei spaß hatten. Oder am Tisch, wo wir zusammen aßen und miteinander lachten. Alte Erinnerungen kamen hoch. 

Er räusperte sich, er war so distanziert von mir. "Was wolltest du mit mir besprechen?" er war locker 4-5 Meter von mir entfernt und hatte sich an der Küchenablage angelehnt. "Ich weiß nicht ob du es immer noch wissen willst oder ob du schon mit mir abgeschlossen hast, aber du hast mich öfters gefragt warum" ich sah ihn vorsichtig an und sah Interesse. Er nickte und signalisierte mir ich soll weiter reden. "Ich, Ich, es tut mir alles so leid. Du weißt nicht wie sehr mir alles so Leid tut. Ich wollte dich nicht verletzten, wirklich nicht" ich schluchtzte und meine Fassade brach. "Und wieso hast du es dann gemacht?", ich sah hoch. "Du willst es wissen?". Kurz zögerte er, aber dann nickte er schließlich. "Du solltest dich von mir fernhalten und zwar sehr weit". "Wieso?" seine Stimme klang monoton und gleichgültig. Ein Stich durchfuhr mein Herz. "Du hattest recht, er hat mich erpresst". "Mit was?". Ich seuftzte, "Weißt du noch, an dem Tag wo wir vor der Schule standen und du mich in den Arm genommen hast, wegen der Referendarin?", er nickte. "Tim hat ein Foto gemacht und gesagt, dass er diese veröffentlich, wenn ich nicht mitspiele. Joachim alles wäre kaputt gegangen!" gab ich verzweifelt von mir. "Er sagte, ich soll mich von dir Fernhalten und mit dir Schluss machen, sonst du weißt ja" ich wurde leise. "Und wieso hast du mir nichts gesagt, als ich dich gefragt hatte?" ich sah auf, seine erste Frage. "Weil er zu mir sagte, ich soll mich von dir fern halten und dir nichts sagen, ich wollte nichts riskieren und deine Karriere nicht aufs Spiel setzten".

Er schien zu überlegen. "Und wieso kommst du jetzt doch und erzählst es mir?" er überkreutzte seine Arme vor seiner Brust und sah mich dabei erwartungsvoll an. "Weil ich einen Weg gefunden habe. Mein Cousin half mir". Ich erzählte ihm wie er es mit der iCloud gemacht hatte und dass alle Beweise gelöscht wurden. "Du bist auf der sicheren Seite, dir kann nichts mehr passieren" wir sahen uns an. Joachim brachte nur ein "mh" raus und strich sich mit den Finger am Kinn entlang. "Das was ich dir bei der Treppe gesagt hatte, meinte ich nicht so. Ich musste auf Nummer sicher gehen, dass du nicht in meiner Nähe bleibst, weil ich zu viel angst um dich hatte. Es tut mir leid" den letzten Satz flüsterte ich vorsichtig. Nach ein paar Minuten im Schweigen, brach ich dieses. Dass er mich fast vergewaltigt hat, ließ ich weg, da ich nicht wusste ob ich es ihm sagen wollte, in dem Augenblick. "Um es kurz zu halten, wars das" traurig sah ich zu Boden. "Ich glaube, ich gehe jetzt besser, du willst bestimmt auch nicht weiter von mir gestört werden. Aber ich Liebe dich immer noch auch, wenn du es nicht mehr tust" meine Tränen kamen wieder hervor, aber ich hielt sie zurück. Ich hatte mit der Liebe gespielt und verloren. Ich hatte alles verloren was mir wichtig war. Meinen Stolz, mein Selbstbewusstsein, meine Kontrolle über meine Gefühle, meine Lebensfreude, mein Glück. Ich hatte alles verloren. 

Ich sah noch ein letztes Mal auf die Couch auf der ich die schönste Zeit meines Lebens hatte. Ich sah zu der Schlafzimmertür, die leicht offen stand, somit konnte ich das Bett ein wenig sehen, auf dem ich meine Jungfräulichkeit an den tollsten Mann meines Lebens geschenkt hatte. Es tat alles so weh und versetzte mir Stiche ins Herz. Alles erinnerte mich an uns. Mein Leben wird mit tiefen Liebeskummer fortgesetzt, welcher mich innerlich zerfrisst. Meinen Traumann konnte ich nur noch an Montagen, Dienstagen und Donnerstagen sehen, nur für 1- 2 Stunden. Es wäre alles anders. Er hatte mein ganzes Leben beeinflusst, mit Glück, Freude, Spaß, Liebe... 

Ich schniefte noch einmal bis ich im Gang verschwand.

His blue eyes | Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt