49. Kapitel

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"Alles hat ein Ende."

Mein Ende schien auf sich warten zu lassen, so sehr wie ich es auch herbei sehnte, mein Leben wollte noch nicht beendet werden.

Es wollte mich weiter quälen, mein Leiden vergrößern, meine Welt erschweren und damit sollte ich mich abfinden?

Anscheinend ja, doch was wenn ich es mutwillig beenden würde?

Es gab so viele Möglichkeiten das Leben und das leiden zu beenden und nichts und niemand würde es verhindern können, dachte ich.

Irgendwo wachte ich auf.

Es interessierte mich nicht wo, wieso und warum. Nichts interessierte mich mehr, und ich wollte alles nur noch beenden.

Wie ferngesteuert lief ich in den Flur, zur Treppe, bis aufs Dach.

Zum Rand, zum Abgrund, zum springen zog es mich hin.

Alles würde bald vorbei sein.

Ein paar Millisekunden fliegen und dann wäre ich bei meinem Bruder.

"Was tust du da?"

Ich drehte mich herum und sah Brook.

"Nichts."sagte ich schmerzlos und machte ein paar Millimeter nach hinten, weiter zum Abgrund.

"Hör auf damit!" sagte er mit ernster Miene.

"Wieso? Nenn mir einen einzigen Grund wieso ich aufhören sollte!"

Ich schaute ihm tief in die Augen und sah das er keine Sekunde zu zögern scheinte.

"Wieso? Wieso!?
Vielleicht, weil ich dich liebe."

Er blieb mehr als ernst.
Sein Zorn ließ seine Augen aufleuchten.

"Sagte der Typ mit der Freundin."gab ich konternt von mir.

"Lorena.."
"Ja, ja. Ich weiß schon. Ich liebe sie nicht, ich war zu dumm es zu begreifen,Will war daran Schuld. Blah, blah, blah.
Denkst du wirklich das mich so eine alt bekannte Liebesschnulze vom sterben abhalten würde?
Ich hab gott verdammt niemanden mehr, wenn das so weiter läuft. Was soll ich denn tun?
Mein Bruder ist tot, wegen mir.
Meine Mutter liegt im sterben.
Mein Vater hasst mich, weil alles nur meine Schuld ist und der Rest meiner Familie ist ein totaler ... argh.
Mein bester freund ist ein arsch und mein Crush hat 'ne andere!
Was ist an diesem scheiß noch lebenswert? Erzähl es mir!"

Es herrschte kurze Stille bevor er weitersprach und ich mich dem Abgrund wieder etwas mehr näherte.

"Es gibt für alles eine Lösung, glaub mir!
Du kannst mir das nicht antun! Ich liebe dich verdammt, Du blöde.. du denkst nur an dich!"
"Spar es dir! Es gibt niemanden der darüber trauern würde."
"Ich bin also ein niemand? Klasse."
"Hör mir einfach zu!
Lebe dein Leben, genieß es.
Gönn dir und misch dich nicht in Sachen ein, die dich nichts angehen!"
"Das sollen deine letzten Worte sein? Das ist ja echt mies."
"Denkst du dein Gelaber war besser?"
"Auf jedenfall, immerhin hab ich das gesagt was ich fühle und du, du klatscht mir hier so ein Geburtstagsspruch ins Gesicht."
"Pff, jammer mal nicht so viel und geh zu deiner Familie."

Ich drehte mich zum Abgrund als plötzlich Brook neben mir auftauchte und sich neben mich stellte.

"Wenn du unbedingt schon gehen willst, dann machen wir es wie Romeo & Julia."

Ich zog meine Augenbrauen nach oben und starrte ihn verblufft an.

Er ergriff meine Hand und ließ seinen Fuß in der Luft schweben.

"Wessen Grund solltest du haben?
Sei froh das du noch deine Familie hast, das sie dich liebt und ehrt."

Oh mein Gott, was fassel ich hier?

"Ohne dich wirds doch langweilig."
"Brook!"
"Lorena."
"Ich weiß was das werden soll und das kannst du dir abschminken.
"Ach und was soll das werden?"
"Irgendeine Aktion um mich vom sterben abzuhalten, doch das schaffst du nicht!"
"Wollen wir wetten doch?"
"Von mir aus.
Aber du weißt schon das du den kürzeren ziehst, weil ich mich glei-"

Er zog mich innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde zu sich und legte seine Lippen auf meine.

Warum ich den Kuss kurz erwiderte, wusste ich bis heute nicht,immerhin hatte er eine Freundin.

Unbemerkt zog er mich von der Kante weg und ich kam wieder zu einem klaren Sinn.

Ich schubste ihn weg und klatschte ihm ein paar.

"GEHT'S NOCH? Du hast 'ne Freundin!!"

Ihm war der Ernst der Lage nicht bewusst und anstatt sich zu entschuldigen schaute er mich verdattert an.

"Ich dachte.." fing er plötzlich an.

"Du dachtest WAS?
Das ich dir jetzt um den Hals falle, weil du mich küsst?
Fehlanzeige!"

Ich übertrieb etwas mit der Wut, absichtlich. Anders hätte er mich nicht gehen lassen.

Brooklyn

Ich verstand Mädchen nicht.
Ich verstand Sie nicht und vielleicht war das der Grund warum ich aufgab, warum ich keinen Sinn mehr sah ihr hinterher zu rennen, ihr mein Herz zu Füßen zu legen.

Ob ich es bereue?
Ja.

Sie ging, ich blieb.

Lorena

Er ließ mich gehen.
Ich verschwand aus seiner Welt.
Vielleicht für immer, diesesmal.

Meine Lippen brannten vom Kuss, das Blut schoss in meinen Kopf, die Tränen rollten über meine Wange.

Es war besser so.
Er war glücklicher mit ihr, ohne mich.
Es musste so Enden, anders ging es nicht.

Ich würde ihn nur mit in den Abgrund reißen,dass konnte ich einfach nicht.

Die Sonne ging unter, ging auf, ging unter und ich saß immer noch an der selben Stelle wie gestern.
Nichts hatte sich geändert, bis auf die Erkenntnis das meine Mutter tot war,  am selben Tag, in der selben Stunde hatte sie uns verlassen und verschwand zu meinem Bruder.

Mein Leben ging den Bach runter und ich lebte noch.

Ich wusste nicht was los war, was ich tun sollte und ob ich wirklich das tun sollte was ich dachte.

Mein Vater?
Abgereist. Ohne mich. Mit der Leiche meiner Mutter und meines Bruders.
Schön oder?
Dachte ich mir.

Ich saß allein in einem fremden Land, hatte nichts und niemanden mehr und die Selbstmord Gedanken fraßen mich auf.

In 6 Tagen bin ich offiziell Obdachlos und wahrscheinlich auch offiziell bereit zum sterben.

Wie ich sterben wöllte, wenn ich die Wahl hätte?
Dies hatte ich mir schon ausgedacht, lange bevor ich überhaupt wusste das ich nach Italien fliegen würde.

Meine letzten 6 Tage auf erden, wie würdet ihr sie wohl verbringen wollen?
Was würdet ihr tun?

Was ich wohl tun würde?
Das erfahrt ihr, wenn ihr weiter liest.

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