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Sicht Kylie

„Hey, der Typ ist ja wirklich süß!" Sebastian zeigte auf einen Typen, der an der Bar saß und sich unsicher im ganzen Raum umsah. Er sah wirklich extrem süß aus. In dem schlechten Licht des Clubs konnte ich ihn nicht genau sehen, der das was ich sehen konnte, sah nicht schlecht aus. Er hatte zwar ziemlich dünne Beinchen und sah auch sonst nicht unbedingt wie der durchtrainierteste aus, aber das mochte ich an solchen Jungs. Sie waren dünn, ließen sich leicht beeindrucken und sie waren im Bett echt süß. Sie hatten meist schon mehr Erfahrung damit, unten zu liegen. „Hast recht, soll ich mir seine Nummer besorgen? Ich meine, er könnte der Eine sein!" lachte ich und schlug Sebastian auf die Schulter, bevor ich aufstand. 

„Mach dich nicht ständig darüber lustig! Es gibt die eine große Liebe!" schrie er mir noch nach, woraufhin ich ihm nur den Mittelfinger zeigte. Klar, es gab die große Liebe, aber nur in Filmen und Liebesromanen, die Sebastian in rauen Mengen konsumierte. Auf dem Weg an die Bar legte ich mir schon die passenden Worte zurecht, wie ich den kleinen ansprechen sollte. Es war für mich immer noch ungewohnt fremde Typen anzusprechen. Denn eigentlich war ich nicht der Typ für sowas! Aber ich musste jetzt wirklich langsam anfangen von mir aus auf Menschen zuzugehen, wenn ich es jemals hinbekommen wollte, dass ich neue Leute kennenlernte.

„Hey!" Wow! Kylie! Das ginge ja kaum mehr besser! Du übertriffst dich Mal wieder selbst! „Oh, Hallo!" der Junge hatte sich ganz zu mir umgedreht, sodass ich auch die rechte Seite seines Gesichts sehen konnte. Ja, er war eindeutig nicht von schlechten Eltern! Und dann sah er auch noch extrem süß aus! Man, wie sollte man so jemandem denn Wiederstehen? „Du siehst aus, als würdest du dich freuen das du angesprochen wirst!" sprach ich meine Gedanken laut aus und hätte mir am liebsten mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen. 

Man Kylie! Wie bekommst du es nur hin, dass du immer so schön passende Worte für die Situation findest? „Ja, da hast du tatsächlich recht! Es ist bis jetzt ziemlich langweilig hier! Und ich kann es nicht ab, von irgendwelchen dreißigjährigen angesprochen zu werden!" er lachte und steckte die Hand aus. Was wollte er denn von mir? „Hast du nicht einmal den Anstand dem Typen, den du gerade angesprochen hast, einen Drink auszugehen?" fragte er ein bisschen empört und ich legte schüttelte nur den Kopf. „Du erwartest ziemlich viel dafür, dass du nur irgendein Junge an einer Bar bist!" lachte ich und setzte mich neben ihn. „Such dir was aus!" ich hielt ihm die Karte hin und bestellte für mich einen Whiskey.

„Also ganz ehrlich, wie alt bist du?" ich schaute ihn prüfend von oben bis unten an, während er an seinem Drink nippte. „Das geht dich gar nichts an! Du willst doch sowieso nur mit mir schlafen!" er lachte und beugte sich zu mir hinüber. „Oder etwa nicht? Bist du ein hoffnungsloser alter Mann auf der Suche nach der wahren Liebe?" er grinste zu mir hoch. Was sollte man dazu noch sagen? Ich hatte das dringende Bedürfnis ihm Sebastian vorzustellen, immerhin könnten wir ihn dann zusammen runtermachen. 

Aber das war wieder nur eine dieser idiotischen Ideen, die mein betrunkenes Gehirn für gut hielt! „Hey, ich bin 18! Und somit überhaupt nicht alt! Zügle deine Zunge ein bisschen!" schimpfte ich ihn spaßeshalber. „WAS? Wie bist du denn in diesen Club gekommen? Wenn du erst 18 bist, dürftest du hier gar nicht sein!" er verschränkte die Arme vor der Brust. „Naja, ich glaube kaum das du überhaupt schon alt genug bist um selbst Auto zu fahren. Und selbst wenn, du bist auf gar keinen Fall älter als ich!" lachte ich und exte den Rest meines Whiskeys. „Und jetzt sag schon, wie bist du hier reingekommen?" „Tja, ich kann halt!"

„Ich finde es sehr ungezogen von dir, dass du mir nicht auch noch einen zweiten Drink ausgibst!" er verschränkte wieder die Arme vor der Brust und schaute mich böse an. „Erstens, hast du schon den dritten und zweitens, hast du auch nicht die Absicht mit mir in die Kiste zu hüpfen, also bringt es mir theoretisch gar nichts, der noch einen auszugeben. Ich glaube sowieso, du sitzt nur noch hier, weil der Barkeeper dir keinen Alkohol verkauft!" konterte ich und er ließ die Arme sinken. 

„Ok, ich nutze Typen wie dich aus, damit ich Gratisdrinks bekomme und mich nicht darum kümmern muss, dass ich irgendwie an einen gefälschten Ausweis komme!" er legte den Kopf leicht schief. „Zufrieden?" „Ja, tatsächlich. Aber bevor ich jetzt aufstehe und gehe, möchte ich dir noch sagen, dass du etwas verpasst, wenn du nicht mit mir nach Hause gehst!" ich grinste ihm noch zu, fuhr mir durch die Haare und stand dann auf um wieder zu Sebastian zu gehen, der auf einer der Eckbänke lag und auf dessen Schoß sich ein unglaublich gutaussehender Junge befand.

„Ach Kylie! Komm schon! Sei nicht immer so nett zu diesen Typen, immerhin sind sie nicht nett zu dir und nutzen dich die ganze Zeit nur aus, damit du dein Geld für sie ausgeben kannst. Das ist nicht fair!" sagte er zu mir, als ich mich mit einem neuen Whiskey wieder neben ihn fallen ließ und er den Jungen sofort von seinem Schoß schob. Dieser wiederum versuchte, jetzt auf meinen zu klettern und an meinem Hals zu saugen. Und ich ließ ich machen. Vielleicht, weil ich ein ganz kleines bisschen hoffte, dass der Kleine uns sah und sich ansehen konnte, was er bei mir verpasste. 

Vielleicht weil ich zu viel Whiskey heute Abend hatte. Oder auch weil ich es einfach leid war die ganze Zeit mit Typen zu reden und am Ende doch nichts zu bekommen. Auf jeden Fall ließ ich ihn einfach auf meinen Schoß klettern. Es war ein komisches Gefühl, dass jemand Fremdes an meinem Hals saugte und gerade wahrscheinlich einen riesigen Knutschfleck hinterließ, aber damit konnte ich leben. Sebastian hatte das auch jeden Tag, also warum ich nicht?


„Ehm, Kylie?" Sebastian beugte sich über mich und ich stellte erschrocken fest, dass ich wirklich viel zu viel Alkohol gehabt hatte. Man, es fühlte sich scheiße an, wie mein Kopf pochte und wie meine Hände zitterten. „Ja Sebastian?" viel Zeit konnte nicht vergangen sein, immerhin saß der Junge immer noch auf meinem Schoß und saugte an meinem Hals, aber ich konnte dank des vielen Alkohols auch keine Zeit mehr einschätzen. Ich sah nur, wie der zierliche kleine Junge, mit dem zusammen ich zuvor an der Bar gesessen hatte, an Sebastians Arm hing und mir irgendwie entschuldigend zublinzelte. Vielleicht schaute er auch den Jungen auf mir an, aber ich konnte es einfach nicht sagen. Es tat mir auch leid.

„Lass uns zu mir gehen!" ich stand von der Couch auf und der Junge, der vor zwei Sekunden noch auf meinem Schoß gesessen hatte, klammerte sich jetzt auch an meinen Arm und nickte bekräftigend. „Ja, gerne!" er lächelte lieb und ich hätte schwören können, dass Sebastian ihm irgendetwas gegeben hatte, damit er Ja sagte. Aber Sebastian war ja schon lange nicht mehr da, weil er mit dem Jungen ebenfalls nach Hause abgehauen war. Und mich hatte er einfach alleine mit diesem Vampir hier zurückgelassen! Das war aber nicht gerade die feine Englische Art, mit der man ihn erzogen hatte!

„Hier, behalten sie den Rest!" ich hielt dem Taxifahrer die zwanzig Dollar hin und er nahm sie entgegen. Man, wie mich diese Idioten hier aufregen. In Kanada war das alles ganz anders. Da wurde einem dafür gedankt, dass man beinahe fünf Dollar Trinkgeld gab! Aber in Amerika lief das alles nicht so toll wie zu Hause. Wie konnten es die Amerikaner nur so ganz ohne Freundlichkeit und Gesten des Dankes aushalten? Naja, sie wahren wahrscheinlich so erzogen worden, aber trotzdem. Man könnte seinen Kindern doch zumindest das Wort Danke beibringen, oder?

„Hier, erstes Zimmer links." ich zog den Jungen an der Hand mit in mein Zimmer, dessen Tür hinter uns zufiel. Man, ich hatte seit einer gefühlten Ewigkeit keinen Sex mehr gehabt!  


Wanted to be lovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt