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„Ich will in mein Bett!" motzte ich Kylie an, der mich in das Auto gesetzt hatte und mich dazu zwang, mit ihm irgendwo hin zu fahren. „Glaub mir Finn, du wirst es mögen!" er legte die Hand auf meinem Oberschenkel, aber ich schlug sie weg. „Pff..." ich wollte einfach nur in meinem Bett liegen und mich mitleidserregend in Fötus Stellung an Kylie kuscheln. Das war mein einziger Wunsch im Moment. „Komm schon Finn!" er lachte und bog vom Highway ab.

„Wow, du hattest doch recht, es gefällt mir hier!" ich schaute beeindruckt über die Landschaft, die man von hier so schön sehen konnte. Man, das war wirklich ein schöner Ort! „Klar hatte ich recht, ich habe immer recht!" er drückte mich kurz an sich. „Hier oben war ich früher oft, wenn ich am Wochenende nicht in meinem Internat sein musste. Es ist echt schön hier!" lachte Kylie und setzte sich auf den staubigen Boden. 

Seine Hose wurde so zwar dreckig, aber das schien ihn nicht zu kümmern. Was sollte es auch? Ich setzte mich neben ihn in den Staub und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. „Weißt du Kylie, ich wünsche mir manchmal Freunde, aber dann bemerke ich, dass Menschen Idiotische Arschlöcher sind, die jedem einzelnen ihrer blöden Träume hinterherjagen, ohne dass sie sich wirklich auf diese konzentrieren. Und dann fällt mir auf, dass der Mensch eine ganz schön komische Spezies ist und ich am liebsten nie wieder in meinem Leben mit einer Zeit verbringen wollen würde." sprach ich aus, was mir bei dem Anblick durch den Kopf ging.

„Ach Finn. Ich glaube nicht, dass Menschen immer ihren Träumen nachjagen. Und selbst wenn, sehr erfolgreich sind sie damit nicht, oder? Immerhin bekommen wir fast nichts auf die Reihe! Und alleine das in den USA ein Typ Präsident werden darf, der den Klimawandel leugnet, ist schon eine Sache für sich. 

Ich meine, alleine die ganzen Naturkatastrophen Mister Trump, wo sollen die den herkommen? Da sitzt kein alter Mann mit Bart oben im Himmel und lenkt das alles! Das sind Märchen!" Kylie lachte ein wenig und legte sich dann ganz auf den Boden. Jetzt sollte ihn der Dreck eigentlich interessieren, aber es war ihm immer noch egal. „Tja, Menschen sind Arschlöcher, nicht?" er zog mich zu sich nach hinten, sodass ich schon den Sand in meinen Ohren knirschen hören konnte. 

„Ja, das sind sie." mehr wollte ich dazu nicht sagen. Es verstand sich ganz von selbst. „Und dann gibt es noch die Leute, die Homosexuelle nicht leiden können. Homosexualität ist bewiesen, Gott nicht. Und trotzdem gibt es Leute, die Homosexuelle nicht leiden können, weil es Gott anpissen könnte!" Kylie lachte wieder. „Verrückt diese Welt, nicht?"

„Ich komm immer noch nicht so ganz darauf klar. Sebastian tut das öfter?" Kylie und mein Gespräch war irgendwie wieder zu Sebastian geraten, über den ich zwar nicht sprechen wollte, aber irgendwie interessierte es mich doch zu stark. 

„Ja, er ist ein richtiges Arschloch. An dem Internat alleine hat er drei Jungs vergewaltigt, die ihn zwar alle angeklagt haben, aber weil sein Vater so gute Anwälte hat, sind sie nicht sehr weit gekommen." mein Gesprächspartner stand auf und zog dann auch mich hoch. „Wir sollten gehen, es wird langsam dunkel, ich muss morgen in die Uni und du musst sicher auch langsam wieder in die Schule!" ja er hatte tatsächlich recht. 

Heute war offiziell der letzte Tag meiner Ferien. Warum ich so komische Ferienzeiten hatte? Weil ich auf eine sehr, sehr teure Privatschule ging, die sich ihre Ferien selbst einteilte. Es war zwar extrem cool, dass wir nur individuell angepassten Unterricht hatten, aber wegen der Leute war ich trotzdem nicht gerne da. „Na, da sieht jemand aber gar nicht begeistert aus!" Kylie stieß mir mit dem Ellbogen leicht in die Seite. „Bin ich auch nicht. Ich hasse die Schule!" ich seufzte und ließ mich wieder auf den Beifahrersitz fallen.

„Möchtest du auch sagen warum?" Kylie startete den Motor und fuhr Rückwärts aus der Lücke zwischen zwei Sträuchern in der er geparkt hatte. „Es liegt an den Leuten. Sie sind einfach so dumm. Hochintelligent und doch dumm. Das ist schon faszinierend, nicht?" ich lachte und Kylie stimmte mit ein. 

„Ja, schon irgendwie, aber was machen sie denn, dass sie so dumm sind?" er fuhr den Feldweg von dem Berg nach unten und schaute mich dabei nicht an, was mir auch lieber war, denn so konnte er sich voll und ganz auf die Straße konzentrieren. „Naja, sie denken tatsächlich, dass sie etwas Besseres sind als normale Menschen. Und dann sind sie auch noch so gemein und sie hassen es, wenn jemand anders ist als sie. Was eigentlich vollkommener Irrsinn ist, weil sie alle anders sind. Und weil sie individuelle Persönlichkeiten haben!" antwortete ich und verschränkte die Arme vor der Brust. 

„Weißt du Finn, ohne normale Menschen würde das gesamte Leben wie es jetzt ist zusammenbrechen. Denn wenn jeder so hochbetagt wäre, dann würde die Menschheit nicht überleben. Verstehst du?" fragte er mit einem kritischen Blick zu mir. „Nein, nicht wirklich" ich schüttelte den Kopf. 

„Ok, als Beispiel. Wenn jeder von uns gut darin wäre, ein Politiker zu sein und zu reden, dann würden wir nur einen ganz kleinen Teil der Dinge ausfüllen, die die Menschheit braucht. Es gäbe zum Beispiel keine Ärzte und wenn jemand krank werden würde, dann würde er einfach sterben. Oder es gäbe keine Leute, die Kleidung nähen, die Felder bewirtschaften, sich um die alten kümmern.

Verstehst du Finn? Jeder ist wichtig, wie eine Ameise im Ameisenhaufen. Jeder hat seinen Platz in dieser Welt und eigentlich ist das auch gut so. Aber wenn die, die mehr Geld verdienen, die anderen als niederer ansehen, fangen sie an, unfair zu den Menschen zu werden. Deshalb sollte man niemals vergessen, dass jeder einzelne Mensch auf dieser Welt gleich ist. 

Er hat die gleichen Rechte und wir werden alle als Menschen geboren und wir sterben alle als Menschen." damit beendete Kylie seine Rede uns lachte. „Ach Finn, ich glaube, du hast schon wieder gar keine Ahnung wovon ich hier überhaupt reden. Aber das ist nicht schlimm! Es fühlt sich gut an, dass es jemanden gibt, der meinen komischen Theorien zuhört!"

Wanted to be lovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt