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„Oh man, es ist so schön, wieder richtige Gebäude zu sehen! Und ich wusste nicht, dass sich Stadtluft gut anfühlt!" lachte ich und Kylie stimmte mit ein. „Ach was, das kommt dir nur so vor, weil du schon lange nicht mehr in einer Stadt warst!" er küsste mich und ich musste wieder kurz lachen. „Ja, und es ist echt toll, hier zu sein! Gehen wir wohin zum Essen?" schlug ich vor und er nickte. „Ja, das finde ich nicht schlecht!".

Als wir uns gerade hingesetzt hatten, kam jemand zu uns und klopfte mir auf die Schulter. „Hey Schwuchtel! Wer ist denn dein Freund?". Es war Andy. Super. Genau das was ich brauchen konnte! „Sein Freund trägt den Namen Kylie und ich hoffe für dich wirklich, du hast das mit der Schwuchtel nicht so gemeint!" antwortete mein Freund an Stelle von mir.

„Ach was! Sie sind doch eine, oder etwa nicht?" herausfordernd schaute Andy Kylie an, welcher allerdings einfach nichts mehr sagte. „Ist er. So wie ich. Und ich dulde Menschen wie dich nicht in meinem Geschäft!" ein Mann war hinter Andy aufgetaucht und klopfte ihm auf die Schultern. „Bitte verlass mein Lokal und denk darüber nach, wie Worte einen Menschen verletzen können!" bat er und mein Klassenkamerad schüttelte nur den Kopf.

Trotzdem drehte er sich tatsächlich um und verließ das Restaurant, vor allem wohl, weil die beiden Kellner schon ziemlich misstrauisch zu uns schauten. „Wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen Kylie!" der Mann zog sich einen Stuhl heran, nachdem er Kylie umarmt und sich mir mit einem Händedruck vorgestellt hatte. „Hi, ich bin Maik. Ein alter Freund von Kylie." er lächelte mich freundlich an.

„Es lag nicht an dir, ich hatte in der letzten Zeit nur unheimlich viel zu tun!" entschuldigte Kylie sich. „Habt ihr ein Date? Dann gehe ich nämlich wieder!" versprach Maik, und obwohl Kylie den Kopf schüttelte, hörte er auf meinen strengen Blick, und entfernte sich relativ schnell wieder von uns. „Nett dein Freund, woher kennt ihr euch?" wollte ich von Kylie wissen.

Dieser nippte an dem Wasser, welches er schon bekommen hatte und schüttelte dann den Kopf. „Erinnerst du dich an den Kleinen, mit dem ich geschlafen habe, als du und Sebastian noch zusammen wart? Jamie? Das ist sein großer Bruder. Er hat ihn mir irgendwann einmal vorgestellt." erzählte er.

„Warte, du hast noch Kontakt zu Jamie?" ich legte den Kopf fragend schief und Kylie nickte. „Klar, er ist ein netter Kerl, und wir treffen uns manchmal auf ein Bier! Außerdem flirtet er ziemlich oft mit Devin!" er lachte, hörte aber sofort auf, als er meinen mehr als nur enttäuschten Blick bemerkte. „Ach Finn! Es ist nicht so, wirklich nicht!" verteidigte er sich und kam um den Tisch herum.

Ich wiederum verschränkte die Arme vor der Brust und schniefte. „Du triffst dich mit ihm, aber für mich bist du dir zu fein!" beschuldigte ich ihn, und wurde sofort zu ihm gezogen, sodass ich aufstehen musste. „Nein Finn! Ich war mir nicht zu fein, dich zu treffen, sondern hatte Angst davor, dich nur noch mehr zu verletzen und nach dem zehntausendsten Mal, dass ich es dir sage, solltest du es jetzt auch endlich einmal verstanden haben!" schimpfte er.

Dann bekam ich einen Kuss, der süßer nicht hätte schmecken können und wurde zurück auf meinen Stuhl gedrückt. „Und jetzt hör bitte endlich auf, so eifersüchtig zu sein!" bat Kylie mich, als er wieder auf seinem Stuhl saß. Diese ganze Unterhaltung kam mir komisch vor, und das ganze Restaurant hatte mittlerweile zu uns gesehen.

„Sind deine Klassenkameraden alle so zu dir?" wollte Kylie von mir wissen, um eine neue, angenehmere Konversation zu starten. „Ja. Immer. Alles Idioten, gehören von der Schule geworfen!" gab ich als Antwort und stocherte lustlos in meinem Essen herum. Ich hatte keine Lust, über die Schule zu reden.

„Hast du schon mit einem Lehrer darüber geredet?" Kylie zog ermahnend eine Augenbraue nach oben, so wie er es immer tat, wenn er erwartete, dass man ihn anlog. „Ja. Aber die tun nie was. Manchmal sagen sie zwar so Dinge wie: „Seid nicht so gemein zu Finn!", aber im großen und ganzen machen sie nichts, damit es aufhört.

Mein Sportlehrer, den ich zum Glück nicht mehr habe, hat Mal vor der ganzen Klasse gesagt, dass ich lieber bei den Mädchen mitmachen sollte, weil ich ja auch sonst mehr dieser Art Mensch ähnle. Hat nicht wirklich was dazu beigetragen, dass die Leute mehr Respekt vor mir haben." erzählte ich und Kylie schüttelte enttäuscht den Kopf.

Gleichzeitig kam unser Essen und ich musste erst einmal tief durchatmen. Das war eine Menge! Wie sollte ich diese ganzen Nuggets nur runterbekommen? „Guten Appetit Finn! Ich erwarte mindestens die Hälfte!" er zwinkerte mir zu und ich musste grinsen. Ja, das würde gehen!

„Ich finde es unglaublich unverantwortlich, solche Menschen unterrichten zu lassen. Als hätte man es nicht so schon schwer genug, müssen die noch eines drauflegen! Eigentlich sollte die Schule eine Art zweites zu Hause für das Kind sein, vor allem wenn es eine Privatschule ist!" er schüttelte die ganze Zeit den Kopf, wie eine Wackelkopfpuppe!

Natürlich, er hatte recht, aber ich konnte mich an keinen Moment in meinem Leben erinnern, an dem ich mich in meiner Schule wohlgefühlt hatte. „Ja. Aber wenn die Lehrer nichts dafür tun? Was soll ich den machen?" forderte ich Lösungsvorschläge. „Naja, hast du darüber nachgedacht die Schule zu wechseln?" zeigte er mir eine Option auf und ich schüttelte sofort energisch den Kopf!

Mein Vater war selbst auf diese Schule gegangen, und er hatte sich wirklich gewünscht, dass ich dorthin gehen würde. Auch wenn ich es nicht mochte, ich wollte ihn nicht enttäuschen! „Wieso nicht? Das wäre doch eine Lösung, oder etwa nicht? Dann wärst du gleich die nervigen Mittschüler und die Lehrer los!" er lächelte mich ermutigend an, aber ich war noch immer nicht begeistert von der Idee.

„Ja, aber ich weiß doch nicht wohin? Ich hatte seit Jahren kein richtiges Mathe mehr, wie soll ich denn auf einer normalen Schule zurechtkommen?" fragte ich mehr mich, als ihn. „Such dir doch eine neue Privatschule? Es gibt doch nicht wenige!" „Nein! Ich kann nicht wechseln, Ok? Können wir jetzt essen?" diese Konversation hätte mich früher oder später in den Wahnsinn getrieben. Lieber beendete ich sie vorher und verhinderte so einen großen Streit mit meinem Freund.

Es war schön, Kylie dabei zuzusehen, wie er aß, vor allem, weil er es mit einer Anmut tat, die man von einem Mann seiner Statur und Größe sicher nicht erwarten würde. „Finn, vergiss nicht zu essen, während du mir hinterherschmachtest!" ermahnte er mich und ich konnte nur lachen.

„Ich schmachte nicht!" schmatzte ich mit halbdollem Mund. Irgendwie hatte mich doch der Hunger gepackt. Heute Abend würde ich mich mit großer Wahrscheinlichkeit wieder dafür bestrafen. „Dann benutze ich ab heute das Wort bewundern, wenn es meiner Hoheit recht ist?" schlug er vor und ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Du bist ein Idiot Kylie! Wirklich!" warf ich ihm vor und er nickte lächelnd. „Ja, das bin ich wirklich, und es macht mir auch noch Spaß!" ärgerte er mich.

Während des Essens redeten wir sonst nicht wirklich viel. Es war schön, wieder in einem Restaurant zu sitzen, auch wenn man die Blicke der Leute doch ziemlich deutlich auf dem Rücken spürte. Trotzdem wollte ich nicht zurück. Ich wollte ganz lange draußen bleiben, und viel Zeit mit Kylie verbringen! 

Wanted to be lovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt