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„Ich hasse mein verdammtes Leben." mehr brachte ich gerade nicht mehr heraus, weil mein Körper von dem nächsten Hustenanfall heimgesucht wurde. „Ich hab es dir gesagt, also hör auf herumzuheulen!" Kylie drückte mich an sich und gab mir einen Kuss auf den Hinterkopf.

Wir saßen zusammen auf unserem Bett und kuschelten, während wir uns auf Netflix eine Kinderserie ansahen, welche Ryan und Chloe bis vor ein paar Minuten noch geschaut hatten. Aber die beiden waren jetzt unten und spielten mit René Just Dance. Und da uns beiden die Serien tatsächlich auch gefiel, hatten wir beschlossen sie nicht wegzuschalten.

Es war wirklich schön warm unter der Decke, Kylie hatte seine Beine angewinkelt und ich saß dazwischen und lehnte mich mit meinem Rücken an seine Brust, sodass ich von allen vier Seiten schön warmgehalten wurde. Es war wie im Paradies und ich fühlte mich unheimlich gut, auch weil Kylie mir eine riesige Kanne Tee und ein Frühstück aus verschiedenen Früchten gemacht hatte, welches ich schon lange verputzt hatte.

„Ich will nie wieder zurück nach Amerika!" flüsterte ich meiner Menschlichen Wärmflasche ins Ohr und diese zog mich noch näher an sich. „Du musst zurück nach Amerika! Die Schule fertig machen, einen Beruf lernen und ich muss studieren." er legte den Kopf auf meine Schulter und küsste meinen Hals. „Wir können ja bald Mal wieder herkommen, nicht?" schlug er vor.

Aber das war nicht das, was ich wollte. Ich wollte hierbleiben! Kylie und ich waren uns noch nie so nahe! Und ich war schon seit Jahren nicht mehr so fröhlich gewesen wie ich es hier war. Natürlich gab es da dieses Erlebnis mit Pietro, aber das war ja nur eine Ausnahme. Kanada war wundervoll und ich wollte nie von hier weg!

„Ich will hier bleiben! Mit dir!" ich gab ihm einen scheuen Kuss auf die Wange, immerhin sollte er nicht auch noch krank werden. „Das geht aber leider nicht Finn, glaub mir, ich würde auch unglaublich gerne mit dir hier bleiben!" versicherte er mir und ich nickte traurig. „Du hast ja recht. Aber wir kommen so bald wie möglich wieder hier her!" „Natürlich Finn. Wenn du wieder mitwillst, kannst du die nächsten Ferien einfach wieder hierherkommen!" schlug Kylie vor.

Natürlich wollte ich das! Sonst hätte ich doch nicht gefragt! „Hast du eigentlich schon einen Job, den du lernen willst, wenn du mit der Schule fertig bist?" Kylie war vom Bett aufgestanden und hatte die Balkontüre geöffnet. „Mach bitte wieder zu! Es wird sonst so kalt!" ich verkroch mich noch mehr unter der Decke und er schüttelte den Kopf. „Nein, frische Luft ist eine der wichtigsten Sachen wenn man krank ist. Glaub mir, das hilft!" bestand er darauf, die Tür zu öffnen.


„Ok. Und nein, ich habe keine Ahnung, wie ich nach der Schule weitermachen will. Es gibt einfach nichts, was mir wirklich Spaß macht und ich habe auch sonst keine Ahnung was ich neues ausprobieren könnte. Aber ich hab ja noch ein bisschen Zeit. Vor allem ist College für meinen Vater etwas, das ich umbedingt machen muss." erklärte ich.

„Dein Vater will umbedingt, dass du aufs College gehst? und wenn du das nicht so toll findest?" „Dann wird es ihm wahrscheinlich egal sein. Er will, das was richtiges aus mir wird. Aber wenn ich könnte, würde ich das selbe machen wie Ian, einfach mein Ding durchziehen und mich von einem Gutverdiener durchfüttern lassen. Dagegen hatte er übrigens nicht." ich rollte mit den Augen und Kylie schüttelte den Kopf.

„Tu das einfach. Mach was du willst, es hilft dir nichts, wenn du einen Job lernst, den du zumindest drei Jahre lang machen musst, und der dir keinen Spaß macht." riet er mir, während er wieder auf das Bett gekrabbelt kam. „Ich weiß. Ich muss was machen, was mir Spaß macht, aber gleichzeitig will ich es meinem Dad auch recht machen!" es machte mich immer unglaublich traurig über meinen Vater nachzudenken.

Ständig hatte ich das Gefühl, es ihm nicht recht machen zu können. Er verbrachte seine Zeit schon immer lieber mit Ian als mit mir und um mich kümmern wollte er sich wahrscheinlich auch nicht. Nachdem ich meiner Mutter weggenommen wurde, hatte sich der beste Freund meines Vaters um mich gekümmert, nicht er selbst.

Jedes Mal bekam ich einen Stich ins Herz, wenn ich darüber nachdachte, wie gerne ich doch endlich ein bisschen Liebe und Anerkennung von meinem Vater erhalten würde. Er war doch auch stolz auf Ian, dafür das er so tolle Kunst erschuff, aber zu mir hatte er noch nie in meinem Leben gesagt, eines meiner Bilder sei schön.

„Du und den Vater, ihr seid nicht die besten Freunde, was?" er strich mir sanft über den Kopf, welchen ich als Reaktion auf die Frage nur schüttelte. „Ich kenne das. Aber unsere Fälle sind so verschieden, dass wir sie wahrscheinlich nicht vergleichen sollten."

„Apropos dein Vater, wie ist das jetzt eigentlich mit dem und deiner Mutter?" lenkte ich das Gespräch in eine andere Richtung. „Sie gehen heute mit Chloe und Ryan in irgendeinen Park? Und ich habe begriffen, dass ich dir die beiden niemals hätte vorstellen müssen, weil sie ihre zeit sowieso lieber mit René und meiner Mutter verbringen als mit dir und mir." er verschränkte die Arme vor der Brust und schaute mich beleidigt an.

„Ach was! Sie lieben dich und wenn sie René und deine Mutter nur zwei oder drei mal im Jahr sehen, dann verbringen sie natürlich die meiste Zeit mit denen!" versuchte ich ihm das Verhalten seiner Kinder näher zu erklären, aber er winkte ab.

„Auf jeden Fall mag ich es nicht, dass meine Eltern sich wieder verstehen. Mom soll diesen Idioten hassen, so wie er mich hasst und er soll sich verpissen und weiter mit dieser Schlampe zusammenleben, die sich immer noch seine Frau schimpft. Er und meine Mutter schaffen das sicher nicht länger als einen Monat." er rollte mit den Augen, und stand dann auf, um die Balkontür wieder zu schließen.

Derweil konnte ich nur wieder den Kopf über ihn schütteln. Warum war er so? Er sollte sich für seine Eltern freuen, aber er hatte nur Sachen an ihrem Glück auszusetzen. „Das heißt, du freust dich, wieder nach Amerika zu kommen und ihre baldige Trennung entspannt von dort zu verfolgen?" wollte ich wissen.

„Nein," er schüttelte den Kopf, „ich will nicht zurück nach Amerika, alles ist so entspannt hier. Ich will nicht studieren und ich will nicht wieder in diese blöde Wohnung zurück. Außerdem sind in Amerika all meine Probleme wieder da und wir beide werden uns wieder nicht so häufig sehen." enttäuscht ließ er sich auf sein Bett fallen und ich legte ihm ermutigend den Arm um die Schultern.

Er hatte recht. Ich wollte auch nicht nach Hause, dort gab es so viele Probleme, die ich lösen musste, welche ich in der kurzen Zeit hier schon wieder vollkommen aus meinem Gehirn verdrängt hatte. Zum Beispiel die Essstörung, welche ich hier draußen zwar noch hatte, aber ich bekam sie nicht mehr so mit, weil ich keine Zeit hatte, darüber nachzudenken, wie wenig ich aß.

„Ich will auch nicht zurück." flüsterte ich in sein Ohr und er begann zu grinsen. „Wenn wir Mal heiraten, dann ziehen wir auch nach Kanada, versprochen?" „Ja Kylie. Das machen wir beide. Ganz fest versprochen."

Wanted to be lovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt