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„Man, ich wollte doch noch nicht nach Hause!" missmutig packte ich meine Sachen in meine Tasche und half ganz nebenbei noch Ryan beim anziehen seiner Jacke. „Was soll dann bitte erst ich sagen? Du hast zumindest nicht diese unglaubliche Flugangst und auch nicht das Bedürfnis dich zu übergeben, sobald du eine dieser Maschinen siehst!" schimpfte mich dieser und Kylie musste lachen.

„Statistisch gesehen ist fliegen sicherer als Autofahren, also kann ich deine Angst nicht wirklich nachvollziehen." er schüttelte den Kopf über seinen Sohn, welcher beleidigt die Arme vor der Brust verschränkte. „Oma hat gesagt, du hattest als Kind Angst, im Dunkeln zu schlafen bis du zwölf warst! Also hör auf mich zu nerven!" verlange er dann von seinem Vater und drehte sich um, um aus unserem Zimmer zu stürmen und zurück zu seiner Schwester zu laufen.

„Ich kann manchmal nicht glauben, dass er mein Kind ist." Kylie lächelte und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Oh, er ist ganz genau so wie du! Genauso altklug und besserwisserisch wie du. Und Chloe ist auch nicht anders. Also meiner Meinung nach gibt es keinen Zweifel daran, dass sie von dir kommen." neckte ich ihn und er rollte genervt mit den Augen.

Ganz vorsichtig trug Kylie meine Tasche und seinen Koffer die Treppe nach unten, währenddessen machte ich zusammen mit Kira ein paar Brote zurecht. „Wie läuft es mit Kylies Vater im Moment?" fragte ich sie mit einem kurzen Seitenblick, bevor ich weiter Brotscheiben von dem Laib herunterschnitt.

„Es läuft echt gut! Wir gehen übermorgen zusammen essen und ich freue mich schon sehr darauf. Auch wenn Kylie recht hat. Irgendwie habe ich eine Verpflichtung gegenüber meinen Kindern. Ich bin ja auch Schuld daran, dass sie auf der Welt sind, und ohne Vater aufwachsen müssen." warf sie sich selbst vor.

„Ach was! Na klar, deine Kinder haben ihre eigenen Träume, aber deshalb musst doch du nicht zurückstecken! Vor allem wenn es um Liebe geht, hast du immer noch ein Selbstbestimmungsrecht. Und wenn du schon so lange nicht mehr mit einem der Väter der anderen Kinder aus warst, dann werden sie das schon verstehen!" ich klopfte ihr auf die Schulter und sie nickte.

„Du hast wahrscheinlich recht. Aber ich werde deswegen trotzdem noch Streit mit Kylie haben. Das kann ich wahrscheinlich einfach nicht mehr verhindern." sie schaute betreten zu Boden. „Weißt du, ich weiß das er ein sehr komplizierter junger Mann ist, und ich weiß das er dir höchstwahrscheinlich sehr weh tun wird, aber bitte, du darfst nicht aufhören ihn zu lieben.

Auch wenn er sagt, er tut es nicht, dann tut er es sehr wohl. Ich habe ihn noch nie mit einem Menschen so glücklich gesehen wie mit dir und ich wünsche mir, dass ihr einmal richtig glücklich miteinander sein könnt, ohne dieses ganze 'Keine Beziehung's Ding." sie gab mir einen Kuss auf die Wange. „Pass auf dich auf Finn."

„Ich bin immer noch müde." ich legte meinen Kopf auf Kylies Schulter ab und er strich mir sanft durch die Haare. „Ich weiß Finni, aber unser Flug geht in zwanzig Minuten, du kannst im Flieger schlafen." vertröstete er mich. „Gut, mache ich. Aber du bist schuld, wenn Ryan auf jemanden kotzt." ermahnte ich ihn. „Jaja, ich nehme die Schuld auf mich!" ich bekam einen liebevollen Kuss auf die Lippen gedrückt.

Wie sollte dieser Mann mir wehtun? Auf welche Art und Weise sollte ein Mensch wie er mir das Herz brechen? Er war so liebevoll, so anders als all die anderen Idioten die mir wehgetan hatten. Und er würde mir niemals wehtun. Egal was seine Mutter sagte, ich konnte ihr das nicht abkaufen.

„Zurück in Amerika, wundervoll, was?" Kylie stieß mich mit dem Arm in die Seite und lachte ironisch. Nein, es war für uns beide nicht toll, zurück in Amerika zu sein. Das bedeutete für mich die Hölle von Schule wieder durchmachen zu müssen und für ihn, mit dem Studium weiterzumachen.

„Ungefähr so wundervoll wie es ist, von dreißig Wespen gestochen zu werden." ich kuschelte mich an ihn und er nickte. „Für dich muss diese Schule wirklich die Hölle sein, huh?" fragte er. „Du kannst es dir nicht vorstellen. Alles in meinem Leben ist beschissen und ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Alkohol getrunken habe. Obwohl das immer das einzige war, was mir geholfen hat. Und jetzt bist du da. Ich liebe dich Kylie." gestand ich ihm.

Ich hielt die Luft an. Das war jetzt nicht leicht gewesen. Kylie hatte gesagt, er wollte unsere Beziehung undefiniert lassen, aber das konnte und wollte ich nicht länger. Ich wollte mit ihm zusammen sein!

„Finn. Wir haben eine Abmachung!" warnte er mich. „Aber du musst es doch auch leid sein, immer mit mir abzuhängen, mich zu küssen und trotzdem nicht mit mir zusammen zu sein! Ich liebe dich Kylie! Wirklich! Und ich will mit dir zusammen sein!" flehte ich ihn an. „Finn." er schien nicht wirklich meiner Meinung zu sein. „Was ist los? Kylie?" ich rüttelte an seinem Arm, aber er schlug meine Hand weg und stand auf.

„Es tut mir Leid." dann sprintete er zur Haustüre, welche keine zwei Sekunden später hinter ihm zuknallte. Man hörte nur noch das Knattern, als der Motor ansprang und dann fuhr das Auto mit extrem hoher Geschwindigkeit vom Grundstück. Das war jetzt doch etwas überraschend für mich. Mit dieser Reaktion hätte ich nie und nimmer gerechnet!


„Hey, wo ist dein Freund hin?" Ian setzte sich zu mir auf die Couch und tätschelte meinen Oberschenkel. „Keine Ahnung. Er hatte es auf einmal ziemlich eilig von hier wegzukommen." antwortete ich emotionslos und starrte weiterhin auf meine verschränkten Finger. „Oh, habt ihr euch getrennt? Finn, dass tut mir Leid! Ich..."

„Nein, haben wir nicht. Eigentlich habe ich nur gesagt, dass ich ihn liebe und dann ist er weggelaufen." unterbrach ich ihn und die Stirn meines Vaters legte sich in Falten. „Wie kann das nur sein? Ich meine, Liebe ist doch etwas tolles?" fragte er und ich zuckte mit den Schultern.

„Das letzte Mal das ich ihn draußen im Auto geküsst habe, hat er auch so ähnlich reagiert. Weißt du noch?" ich schüttelte den Kopf, weil ich einfach nicht begreifen konnte, oder wollte, was gerade passiert war. Das war so surreal und Hanz sicher würde ich gleich in einem Bett aufwachen, mit Kylie neben mir und dann würde er sich an mich drücken und mir sagen, dass er mich auch liebte!

Auch Ian schien es nicht begreifen zu können, aber er nahm mich in den Arm und tröstete mich. Tätschelte meinen Kopf und hielt mich fest, bis ich in Tränen ausbrach und mich schluchzend an ihn klammerte. „Pscht, alles ist gut! Und wenn es das nicht ist, dann wird es gut! Versprochen Finn! Alles wird wieder gut!" redete er mir gut zu.

Völlig erschöpft lag ich auf meinem Bett. Mein Vater hatte mich hochgetragen. Wahrscheinlich war ich ihm seit zehn jähren nicht mehr so nahe gewesen. Aber darüber konnte ich mich auch nicht freuen. Ian hatte gemeint, es würde wie beim letzten Mal werden. Er würde zurückkommen und sich entschuldigen.

Trotz all dem guten Zuspruch kam ich nicht darüber hinweg, wie er auf mein, wirklich sehr vorhersehbares, Geständnis reagiert hatte. Ich hatte ihm gesagt, dass ich ihn liebte. Das taten doch alle anderen Menschen auch, es war nichts besonderes! Und er hatte es sicher auch nicht zum ersten Mal gehört!

Und trotzdem war er einfach aufgestanden und weggerannt. So schnell er konnte hatte er geschaut, dass er von mir wegkam, als hätte ich die Pest oder eine ähnliche Krankheit. Warum reagierte er so? Wir hatten uns doch lieb! Und er verhielt sich auch so, als würde er mich lieben! Also fehlten doch nur noch die drei Worte. Und die durfte ich nicht aussprechen? War es das, was ihn so nervös machte?

Ich hätte mir noch Stunden den Kopf über Kylie zerbrechen können, aber ich brauchte meinen Schlaf, um endlich von dem Gefühl wegzukommen, ich hätte ihn verscheucht. Aber wahrscheinlich brauchte ich von dem Gefühl gar nicht wegkommen, weil es genau das war. 

Wanted to be lovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt