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Gleich am nächsten Tag verfluchte ich meinen Wunsch und konnte wirklich nur noch daran denken, wie schön es in der Hölle im vergleich zu dem hier sein musste. Und ja, es lag verdammt nochmal an Pietro, welcher mich so böse anschaute, dass ich mir wünschte, ein Loch würde sich unter mir auftun und mich verschlingen.

„Schmeckt euch mein Essen nicht? Kylie und ich haben es zusammen gekocht!" Kira schaute zuerst zu mir und dann wieder zu dem Typen im Tarnanzug. Nicht das er wirklich einen Tarnanzug getragen hätte, aber sein gesamter Kleiderschrank schien nur aus diesem Muster zu bestehen und es war sogar auf seinen Schuhen. Wirklich sehr abwechslungsreich!


„Oh doch, es schmeckt wunderbar Kira!" Pietro lachte sie an und Kylie nahm unter dem Tisch unbemerkt meine Hand, welche er gleich darauf ein paar Mal drückte, als wollte er mir sagen, dass es gut werden würde, und ich mir keine Sorgen machen musste.

Als ich gerade die Limo nach draußen bringen wollte, trat mir jemand in den Weg. „Hey, was willst du kleine Hure von Kylie?" fragte Pietro während er eine seiner Hände auf meine rechte Schulter legte. „Ich mag ihn, ist das so schlimm?" fragte ich etwas unsicher und er lachte fürchterlich.

„Natürlich tust du das! Ich meine, du hättest niemals eine Chance bei einem Jungen wie ihm. Schau dich doch erst einmal selbst an! Du bist unsportlich und nervig! Und du denkst doch nicht ernsthaft, dass er jemals jemanden wie dich mögen wird, oder?"

Ich wusste das er recht hatte. Kylie würde mich niemals lieben können. Er sah viel zu gut aus, und ich war einfach nur ein dummer Klumpen Fett! „Geh weg von mir!" ich stieß ihn weg, sodass er seine Hand von meiner Schulter nehmen musste. „Hab ich da etwa einen empfindlichen Punkt getroffen?" er grinste hämisch und ich schüttelte den Kopf.

„Du solltest besser aufpassen, denn zumindest wenn ich das, was ich von Kylie gehört habe, richtig deute, ist er auf meiner Seite und dich kann er sowieso nicht leiden! Also halt dich von mir fern!" zischte ich ihm zu und er zuckte kurz zusammen.

Das war ein eindeutiger Sieg für mich, den ich jetzt erstmal damit feierte, dass ich mich an ihm vorbeischob und auf die Veranda ging, wo ich mich auf Kylie Schoß setze und ihn kurz auf die Wange küsste. „Hier, deine Limo!". Nur aus dem Augenwinkel sah ich noch den verachtenden Blick von Pietro, welcher mir gerade so egal war! Ich hatte gewonnen!

„Was hast du so gemacht, in Amerika, außer den Kleinen kennenzulernen?" Pietro trank den Wein, den Kira uns gebracht hatte, in einem Zug leer und setzte sich dann auf, um sich nachzuschenken. Kylie hatte mir erlaubt, auf seine Verantwortung auch etwas zu trinken, und deshalb hatten wir alle ein Glas in der Hand.

Zwar konnte ich Rotwein nicht wirklich leiden, aber heute war es mir ziemlich egal, was ich in meinem Glas hatte. „Naja, ich habe studiert, und war ziemlich viel draußen. Mit Chloe und Ryan, du weißt ja, wie sehr die beiden es lieben am Strand zu sein. Und Finn lieben sie mittlerweile auch, sie wollen gar nicht mehr ohne ihn raus!" schwärmte Kylie und Pietros Blick verfinsterte sich augenblicklich.

Natürlich gefiel es ihm nicht, dass Kylie von mir schwärmte. Aber warum sollte er wissen, wie sehr Chloe und Ryan den Strand liebten? Es gab hier doch gar keinen? Vielleicht badeten sie im See? „Ja, ich verstehe es schon. Ich meine der Strand in LA ist auch wunderschön. Wie lief es mit Sebastian? Ich hörte, ihr wohnt nicht mehr zusammen?" lenkte Pietro das Gespräch in eine andere Richtung, welche mir nicht wirklich gefiel.

„Nein, wir haben uns nach Sebastians und Finns Trennung dazu entschlossen, nicht mehr zusammen zu wohnen und unsere Freundschaft haben wir auch auf Eis gelegt." antwortete Kylie ihm etwas zaghaft. „Das kann ich verstehen. Wenn ich überlege, was man so gehört hat, dann ist das eine vollkommen normale Reaktion! Es tut mir ja so leid, was dir passiert ist, Finn!" er nickte mir zu und sah mich mittleidig an, aber in seinen Augen blitze die Boshaftigkeit auf.

Er hatte das, was er wollte. Ich konnte einfach nicht mehr dableiben. Es war so erdrückend daran zu denken, dass ich Kylie mein Glas in die Hand drückte und mich mit: „Es tut mir leid, aber ich glaube, ich muss mich kurz hinlegen." entschuldigte. Warum waren manche Menschen so boshaft? Das tat man doch nicht! Sie sollten wissen, wie schwer es war, innerlich damit abzuschließen!

Als ich mich in Kylies und mein Bett fallen ließ, war ich sogar zu faul, mir irgendetwas auszuziehen, bevor ich unter die Decke kroch und mich in der Fötusstellung zusammenrollte, um zu weinen.

„Finn?" Kylie setzte sich zu mir auf das Bett. „Verpiss dich." schluchzte ich. „Ich weiß das er gemein war. Und es tut ihm sicher nicht leid! Aber du darfst nicht aufpassen, was so boshafte Menschen sagen! Du kennst doch sicher auch sowelche, oder?" hob die Bettdecke hoch und legte sich zu mir darunter.

Dann begann er, sanft über meine Hüfte zu streichen. „Alles gut mein Kleiner. Denk einfach nicht daran. Oder versuch es!" redete er mir gut zu und ich kuschelte mich an ihn. „Ich hasse alle deine Freunde! Alle, ohne Ausnahme!" beschwerte ich mich und Kylie musste kurz ein bisschen lachen.

„Klar, alle meine Freunde sind Arschlöcher und ich bin die geheiligte Ausnahme, die jeder von denen liebt." er zog die Decke weg und schaute mir in die verheulten Augen. „Ich will nicht immer daran denken müssen! Hier war es mir egal, weil ich gar keine Zeit und Gelegenheit hatte, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Und dann kommt dein blöder Freund und macht das kaputt!" schutzsuchend drückte ich mich näher an Kylie.

Dieser legte seine Arme um mich und hielt mich an sich gepresst. „Ich weiß. Wenn ich nicht so höflich erzogen worden wäre, dann hätte ich ihn sicher wieder ausgeladen. Immerhin wusste ich, dass es irgendwie darauf hinauslaufen würde. Es tut mir leid Finn." entschuldigte er sich.

„Hey ihr Beiden! Wie geht es? Pietro hat gesagt Finn hatte einen Zusammenbruch?" Kira hatte die Tür aufgemacht und den Kopf durch den Spalt gesteckt. „Oh, tut mir leid, ich wollte euch nicht stören!" beteuerte sie sofort, als sie uns so eng umschlungen auf dem Bett liegen sah.

Kylie atmete lange ein, dann bat er seine Mutter Pietro nach Hause zu schicken und hörte sich dabei ziemlich genervt an. „Es tut mir leid. Ich dachte nur du würdest dich freuen, ihn wiederzusehen!" sie sah ziemlich erschöpft aus, als sie das sagte.

„Ich weiß Mom. Aber vielleicht sollte ich mir neue Freunde suchen. Welche die besser damit klarkommen, dass ich mich auch verlieben kann." dachte er laut und sie nickte verständnisvoll.

„Ich für meinen Teil bin froh, dass du es endlich mal wieder getan hast." sie lächelte mich nett an und schloss dann die Tür wieder. Man hörte noch für ein paar Sekunden ihre Schritte, dann war es bis auf Kylies und meinen Atem komplett still. „Du liebst mich also?" langsam drehte ich mich in seinen Armen um, sodass ich ihm ins Gesicht schauen konnte. „Wenn ich da so drüber nachdenke, dann ja. Ja, ich denke ich liebe dich wirklich Finn." 

Wanted to be lovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt