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Am Morgen schien die Sonne durch die Balkontüre und belichtete Kylies Gesicht. Draußen zwitscherten die Vögel und es war wundervoll warm unter der Decke neben Kylie. Ich hätte für immer liegen bleiben können, aber das Gelächter und Getrampel von draußen warnte mich schon vor der drohenden Gefahr.

Keine zwei Minuten später wurde unsere Türe aufgerissen und zwei kleine Monster sprangen in unser Bett, wobei sie herumhüpften und sich immer wieder auf uns setzten. Dabei schrieen sie die ganze Zeit: „Aufstehen Papa! Aufstehen Finn!" und lachten. Es schien ihnen wirklich Spaß zu machen.

„Ihr kleinen Monster!" Kylie schnappte sich Chloe und Ryan, jeweils einen der beiden auf jeder Seite, und hielt sie fest an sich gedrückt. „Nein! Papa! Loslassen!" die beiden wehrten sich heftig und lachten dabei weiter. „Ihr beiden habt euch dazu entschieden uns aufzuwecken, ihr seit vollkommen und ganz alleine selbst schuld!" lachte ich und nahm ihm Chloe ab, welche ich zuerst einmal durchkitzelte.

Kylie nahm sich Ryan vor und kitzelte diesen ebenfalls, bis wir alle schwer atmend nebeneinanderlagen. „Ihr beiden solltet schonmal nach unten gehen! Oma ist sicher schon wach, die macht euch Cornflakes!" sagte Kylie zu seinen Kindern, welche daraufhin begeistert nach unten rannten.

„Und? Gut geschlafen Finn?" er hatte sich zu mir gedreht und sah mich an, wobei er immer noch etwas müde aussah. „Unglaublich! Ich glaube ich brauche dich öfter in meinem Bett als Wärmflasche! Das kannst du wirklich gut!" ich zwinkerte ihm zu und stand dann aus dem Bett auf, um mich ins Bad zu begeben.

Es war so etwas wie mein Morgenritual, als erstes meine Zähne zu putzen. Diese waren mir heilig, vor allem da ich nicht wollte, dass sie mir ausfielen oder sowas, dafür hätten sich die Schmerzen, die mir meine Zahnspange jahrelang bereitet hatte, nicht gelohnt.

Also putzte ich mir immer die Zähne, und um es nicht zu vergessen, stellte ich mir manchmal sogar einen Wecker. „Hast du irgendwelche Wünsche, was wir in unserem Urlaub noch machen? Wir könnten zum Beispiel in eine Stadt fahren. Oder zum essen gehen!" schlug Kylie, welcher sich nach mir im Bad eingefunden hatte, vor.

„Keine Ahnung, wenn du das willst. ich bin zufrieden damit, im Urlaub herumzusitzen. Das haben wir schon immer getan. Wenn Ian und meine kleine Schwester in die Stadt gegangen sind, um alles zu erkunden, waren ich und mein Vater meistens am Pool und haben es uns gutgehen lassen." erzählte ich und Kylie musste lachen.

„Das wäre mir viel zu langweilig geworden! Im Urlaub will ich doch was erleben!" er legte seinen Kopf auf meine Schulter, wofür er sich beinahe nach vorne kippen lassen musste, und küsste sanft meinen Hals. „Ich mochte es. Wenn ich zu Hause schon so viel für die Schule und das alles tun musste, dann wollte ich damals zumindest einen Ausgleich in den Ferien haben und mich entspannen und erholen."

Als wir gemeinsam die Treppe nach unten gingen, kam uns René entgegen, welcher fröhlich grinste. „Was ist denn mit dir passiert? Warum so fröhlich?" Kylie klopfte seinem Bruder auf den Rücken und dieser antwortete ihm, während er immer breiter grinste: „Du darfst dreimal raten war da ist!" dann ging er weiter die Treppen nach oben und Kylie atmete tief ein und aus.

„Also wenn es René gefällt, sollte ich wahrscheinlich einfach zurück in mein Bett gehen!" murmelte er dann mehr zu sich, als zu mir und ging voran in die Küche, wo Kira neben einem großen Mann stand, welcher einen blauen Anzug mit einem dazupassendem Hut trug. Er hatte braunes, relativ kurzes Haar, das unter seinem Hut hervorstand und schaute mit seinen Smaragdgrünen Augen zu uns, als wir in die Küche kamen.

Kaum das Kylie ihn gesehen hatte, versteifte sich sein Körper und er bleib im Türrahmen stehen. Als ich mich an den Tisch setzten wollte, wurde ich von ihm zurückgezogen und an ihn gedrückt. „Vater. Was machst du hier?" fragte er mit eiskalter Miene und nicht weniger kalter Stimme. Als hätte er zwar Respekt vor seinem Vater, würde ihn aber auch zutiefst verachten.

„Mein Sohn! Schön dich zu sehen! Das muss Finn sein. Kira hat mir ja schon so viel über dich erzählt! Du darfst mich Jeff nennen!" er reichte mir die Hand und nachdem ich mich aus Kylies Griff befreit hatte, konnte ich sie auch schütteln. „Ja, ich bin Finn, schön sie endlich Mal persönlich kennenzulernen. Kylie hat mir schon viel über sie erzählt!"

Kaum das ich mit meinem Satz geendet hatte, lachte Jeff laut los. „Natürlich, aber bestimmt war darunter nicht viel positives!" er stieß mit freundschaftlich gegen die Schulter und Kylie schaute immer noch verächtlich zu ihm. „Was machst du hier?"

Er schien ziemlich sauer, aber auch etwas aufgewühlt, über das plötzliche Erscheinen seines Vaters zu sein. „Kira und ich gehen heute Abend aus!" antwortete dieser und Kylies Kinnlade klappte nach unten, so wie die von René, welcher gerade in diesem Augenblick wieder den Raum betreten hatte.

„Wie bitte? Mom! Erklär mir das! Dad, du bist mit einer schwangeren Frau verheiratet!" Kylie musste sich setzten und auch René stand fassungslos da. Nun lehnte er an Kylies Stelle im Türrahmen. „Naja, wir gehen nun einmal aus. Und diese komische Frau, wie auch immer sie heißt, weiß auch davon." antwortet ihre Mutter den beiden.

„Aber sie ist doch schwanger! Und vor allem wolltet ihr euch doch nie wieder sehen!" Kylie stemmte den Kopf auf die Hände und schaute zwischen seinen Elternteilen hin und her. „Naja, nachdem sich herausgestellt hat, dass das Kind nicht von mir sein kann, weil ich mich mittlerweile besser mit Frauen auskenne, die nur auf mein Geld aus sind, habe ich einen Vaterschaftstest beantragt und ich bin tatsächlich nicht der Vater.

Also lasse ich mich bald scheiden und ich dachte, Kira und ich haben schon lange ein gutes Verhältnis zueinander. Und da ich heute wegen der Geschäfte auf einen Empfang eingeladen bin, wollte ich eure Mutter mitnehmen!" der Mann lachte und Kira stimmte mit ein.

„Solltet ihr nicht froh sein, dass sich eure Eltern wieder versöhnen?" ich schaute zu Kylie und René. Ersterer schüttelte den Kopf, während der andere nur grinste. „Nein. Weil meine Mutter so viele andere Kinder hat, die alle noch daran glauben, dass sie wieder mit ihrem Vater zusammenkommt, dass ich gar nicht will, dass sie mit meinem wieder anfängt." erklärte Kylie und er schien es wirklich ernst zu meinen.

Seine Mutter hingegen legte ihm die Hand auf die Schulter und schüttelte etwas besorgt den Kopf. „Kylie, ich weiß das du nur das beste für deine Geschwister willst, aber es ist meine Entscheidung mit wem ich ausgehe und das müsst ihr alle akzeptieren."

„Papa? Findest du rot oder grün besser?" Chloe und Ryan kamen mit zwei Bettwäschen in den kleinen Händen nach unten gestürmt, wobei sie von den Bergen an Stoff beinahe komplett verdeckt wurden. „Das sind also die Enkelkinder, die du mir vorenthalten willst?" Jeff kam zu uns, und Kylie drängte seine Kinder aus der Küche.

„Ja, und das werden sie auch weiterhin bleiben. Ich lasse nicht zu, dass du das Leben von noch mehr Leuten ruinierst, indem du nur darin auftauchst." zischte er zu ihm und verließ dann hinter den beiden selbst die Küche. „Es tut mir sehr leid Finn, dass du das alles mit anhören musstest!" entschuldigte sich Kira, aber ich winkte ab.

„Das ist kein Thema, wirklich nicht. Ich weiß wie Kylie drauf ist, und das er sich nur um seine Familie sorgt. Das mag ich so sehr an ihm!" ich zwinkerte ihr zu, bevor ich mich ebenfalls aufrappelte und Kylie folgte. Er war ein guter Vater und beschützte auch den Rest seiner Familie. Hoffentlich würde er irgendwann auch mich so sehr beschützen. 

Wanted to be lovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt