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„Nein, ich verstehe es nicht. Aber es hört sich irgendwie sehr poetisch an. Hast du schonmal überlegt ein Buch zu schreiben?" ich lachte und Kylie stimmte mit ein. „Tatsächlich liebe ich es zu schreiben, aber so ein richtiges Buch, bei einem Verlag und so? Nee, das wäre mir wahrscheinlich doch ein bisschen zu anstrengend!" wieder lachte er. „Darf ich fragen welchen Träumen du dann in deinem Leben nachjagst?" ich lächelte Kylie an, welcher ebenfalls grinste. 

„Ich träume davon, eines Tages zu heiraten, eine kleine Familie zu haben und mit dieser in Kanada zu leben. Mehr habe ich nicht vor. Ich lasse das Leben so ein bisschen auf mich zukommen." er lächelte warm und mir schmolz das Herz weg. Kylie war wirklich etwas Besonderes! „Und du Finn, nach welchen Träumen richtest du dein Leben?" „Ich weiß nicht. Ich habe früher viele Pläne gemacht und dann wieder über den Haufen geworfen. Falls ich eines Tages einfach glücklich in, sollte mir das glaube ich reichen!"


Ugh! Die Schule war wirklich ein grauenhafter Ort! Vor allem für mich, wo ich doch am ersten Schultag gleich zu spät kam. „Hey! Finn du kleine Schwuchtel! Und? Haste wieder n' par Typen gefickt?" rief Daniel mir zu, welchem ich nur den Mittelfinger zeigte. Er war das größte Arschloch da sich kannte, gleich nach Sebastian. Und das war noch nicht einmal übertrieben! Er hatte mal einen Jungen so lange fertiggemacht, dass er sich aufgehängt hat. Das einzige was er auf dieser Welt zurückließ, war ein Zettel, auf dem stand: „Ich hoffe, dass Daniel Barker endlich zufrieden ist.". Und woher ist das wusste? Ganz einfach, der Junge war damals mein einziger Freund gewesen und ich hatte ihn in seinem Zimmer gefunden! Das war wirklich kein schöner Anblick!

„Hier Finn, deine Mappe!" meine Klassenleiterin legte mir die Mappe, in der alle wichtigen Sachen rund um die Schule und mich aufgelistet waren, auf den Tisch. Was ich als erstes sah, war das Zeugnis des letzten Schuljahres. Es war nicht das beste, dass ich jemals gehabt hatte, aber ich hatte einen Schnitt von 1,66 und das war nicht so unglaublich schlecht. Aber mein Stundenplan für dieses Jahr, der war schlecht! Natürlich, dieses Jahr war für mich wichtig, aber warum hatte ich nur vor den Sommerferien diese Fächer genommen? Mein halber Stundenplan bestand aus Sprachen und der Rest war Kunst! 

Das war jetzt zwar ein bisschen sehr grob ausgedrückt, aber es würde sowieso zu lange dauern sich die Definition der einzelnen Fächer anzusehen. Es gab nämlich z.B. in Deutsch das übersetzen von Deutsch ins Englische und anders herum, was ich natürlich als Teilfach genommen hatte. Und es war in jedem Fach so. Man konnte auch in Kunst zwischen verschiedene Dingen wählen. Und die hatte ich beinahe alle, bis auf Theorie. Das hatte ich nämlich letztes Jahr und ich hätte mich beinahe zu Tode gelangweilt!

„Jeden Tag Nachmittag?" Wow, Finn, du hast dir aber was vorgenommen!" Kylie beäugte meinen Stundenplan und lachte dann. „Warum gibt es bei euch ein Fach, das sich Architektur nennt? Und was lernt man da?" er zeigte auf den Donnerstag, wo eine Doppelstunde Architektur eingetragen war. „Was man in Architektur halt lernt. Man schaut sich den Aufbau von Gebäuden an, zeichnet selbst ein paar Skizzen etc. das macht Spaß!" erklärte ich. „Oh wow! Du musst wohl gut in Kunst sein." 

„Ja, Kunst und Sprache heißt mein Zweig. Und ja, das hört sich jetzt blöd an, aber ich habe eine absolute Schwäche bei Mathe, Physik und dem ganzen Kram. Deshalb habe ich es nach der sechsten sofort abgewählt." erklärte ich Kylie. „Ich hatte an meiner Schule immer mindestens zwei Stunden Mathe pro Woche. Mein Hauptfach, das ich am meisten hatte, war Sport." er legte die Mappe weg und setzte sich zu mir auf die Couch. „Weißt du, ich möchte mir irgendwie eine neue Couch kaufen." ich strich über den Stoff des Sofas und zuckte dann mit der Hand zurück, weil ich einen Stromschlag bekommen hatte. 

„Dann tu das doch einfach wenn deine Eltern wieder aus dem Urlaub kommen!" schlug mein Gegenüber vor. „Ja, das ist gar keine schlechte Idee. Nur werden die so schnell nicht aus dem Urlaub kommen!" lachte ich. „Sie haben nämlich beschlossen das sie noch ein oder zwei Monate in Deutschland bleiben!" fügte ich dann noch hinzu. „Und was machen sie da?" Kylie schaute mich verwirrt an. „Naja, der Mann meines Vaters ist Deutscher und er hatte halt Heimweh." ich zuckte mit den Schultern und stand von der Couch auf, um mir ein Glas Wasser zu holen.

„Sag Mal, wie geht es Sebastian eigentlich?" eigentlich interessierte es mich kaum, aber wenn er Kylie dafür strafte, dass er selbst ein Arschloch war, würde ich auf jeden Fall etwas dagegen unternehmen! „Es geht eigentlich! Er hasst mich und hat mir angekündet, dass er bald auszieht und sich dich zurückholt. Nur um mir eines auszuwischen und mir zu zeigen, wie es ist, wenn man einem den Freund ausspannt. Ich hab ihm zwar gesagt das zwischen uns nichts läuft, aber er hört einfach nicht auf mich!" Kylie hatte sich auf der Couch ausgebreitet und den Fernseher angemacht. „Setz dich doch her Finn! Lass und ein bisschen How I Met Your Mother schauen!" er klopfte neben sich auf das Sofa, wo ich mich auch hinsetze, auch wenn er beinahe den ganzen Platz brauchte und ich mehr auf als neben ihm lag.  

„Und, wie war es während wir weg waren?" mein Vater stellte seinen Koffer in den Gang und umarmte mich zu aller erst. Was wollte ich ihm sagen? Das ich vergewaltigt worden war und fast fünf weitere Kilo abgenommen hatte, ohne dass es Kylie bemerkt hatte? Nein! „Alles war gut! Ich habe sogar jemanden neuen kennengelernt!" ich nickte bekräftigend mit dem Kopf. „Wieder jemanden, der acht Jahre älter ist als du?" mein Vater schaute mich mit hochgezogener Augenbraue entgeistert an. „Nein, nur vier. Aber Kylie ist toll! Er wird dir ganz sicher gefallen! Er ist so intelligent, dass er sogar studiert. zwar nur Sport, aber es ist doch immerhin etwas, oder?" fragte ich ihn und er nickte nur. „Ja, ich kann damit leben das mein Sohn mit einem achtzehnjährigen schläft! Es ist zumindest besser als dieser Julian den du angeschleppt hast!" lachte er und klopfte auf meine Schulter. 

Ja, er hatte Recht, Kylie war ein ganz anders Kaliber als Julian. Aber er war auch viel besser als jeder andere Typ den ich bisher mit nach Haus gebracht hatte. So etwas wie ein Hauptgewinn! Nur leider würde ich ihn die nächsten drei Monate kaum sehen, weil er seinem Studium viel Aufmerksamkeit schenken musste und er in den Semesterferien auch bei seiner Familie war. Zwar hatte er mir angeboten, dass ich mitkommen konnte, aber den Sommer über in Kanada, wo ich Glück hatte, wenn es über fünfundzwanzig Grad hatte? 

Nein danke! Und außerdem konnte er so nicht kontrollieren was und wie viel ich aß! Das tat er nämlich in der letzten Zeit am allerliebsten. Mich kontrollieren. Es war nicht nur mehr ein Hobby, sondern eine Versessenheit. Obwohl man es wahrscheinlich weder als das eine noch als das andere bezeichnete. mehr als gesunde Fürsorge für einen Freund. Ja, ganz richtig, ich war nicht immer nicht mit ihm zusammengekommen. Obwohl alle Weichen dafür gestellt waren, kamen wir einfach nicht dazu, unsere Liebe öffentlich zu machen und so waren wir beide bis zum heutigen Tag ungebunden. Auch wenn ich damit ein Problem hatte, weil ich nicht wollte, dass er sich mit anderen Typen außer mir traf, die noch dazu besser aussahen als ich. Allgemein gefiel mir mein Körper in den letzten Wochen immer weniger. Ich war dick geworden, sah nicht mehr gut aus. Und ich fühlte mich auch nicht wohl in meinem Körper. Es war mittlerweile wirklich schlimm. 

Wanted to be lovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt