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„Hey, wie gehts?" Sebastians Stimme drang durch den Hörer zu mir. Man, ich wollte ja eigentlich nicht mehr mit ihm reden, oder überhaupt etwas mit ihm zu tun haben, aber ich werde wohl keine andere Wahl haben. Er hatte mich gerade zum zwölften Mal an diesem Tag angerufen und gefragt, ob ich Zeit und Lust hätte, mit ihm etwas zu unternehmen. Und weil ich nun mal so ein gut erzogener Junge war, sagte ich zu. Auch wenn ich dafür diesen ekelhaft schlechten Sex in Kauf nehmen musste. Natürlich wollte er wieder mit mir schlafen, das war doch offensichtlich! Er konnte einfach nicht genug von mir bekommen! Und das war komischerweise nicht so selten, dass One Night Stands mehr von mir wollten als nur Sex. Aber bisher hatte ich ein erneutes Treffen immer abgesagt. Ich konnte nicht mit diesen Leuten ausgehen! Es war beinahe unmöglich! Und doch hatte ich Sebastian zugesagt und mein Vater freute sich natürlich für mich, weil ich laut seiner Aussage „Wirklich Mal jemanden Daten" sollte. Natürlich hatte er recht! Ich war 14 und somit alt genug um verantwortungsvoll mit Liebe, Sex und Beziehungen umzugehen. Das erwartete zumindest mein Vater von mir. Aber ich konnte, beziehungsweise tat es nicht. Ich hielt nicht viel von Liebe, hatte ich nie getan. Aber manchmal, da wünschte ich mir auch jemanden, an den ich mich abends schmiegen konnte, und der mich mit seinen Armen schützend in den Schlaf wog.

„Hey, schön dich Mal wieder zu sehen!" Sebastian küsste mich gleich zur Begrüßung auf den Mund, was mir ein bisschen zu schnell ging. Also stieß ich ihn ein wenig von mir weg. „Lass uns gehen, sonst friere ich noch am Boden fest!" lachte ich gespielt und ließ mich auf die Beifahrerseite seines Autos fallen. Es war wirklich ein schönes Auto, und er musste einfach einen reichen Vater oder eine reiche Mutter haben, denn sonst hätte er sich sicher keinen Mustang Cabrio leisten können! „Du hast recht. Wir sollten wirklich los! Hat du eine Jacke dabei? Es soll kalt werden!" fing er schon an mit mir zu reden als er den Motor startete. Man, dass konnte ja heiter werden!

Tatsächlich hatte ich das erste, langweiligste und wahrscheinlich letzte Date mit einem Jungen. Sebastian hatte tatsächlich die ganze Zeit nichts anderes zu tun als blöde Witze zu reißen, das Personal des Restaurants in dem war waren nieder zu machen und über sein ach so tolles Auto reden. Es war sterbenslangweilig. Und jedes Mal, wenn ich das Gespräch auf ein anderes Thema lenken wollte, ignorierte er diese Versuche gekonnt und blieb einfach dabei. Ich hätte mir in den Kopf geschossen, wenn ich eine Pistole dabeigehabt hätte. Obwohl es tatsächlich einen Lichtblick gab, aber der war als Sebastian gerade auf der Toilette war und draußen vor dem Fenster zwei Raben um ein Stückchen Brot stritten. Das war interessanter als alles, was ich an diesem Tag schon erlebt hatte. 

Nach dem Essen waren wir noch bei einer Kunstausstellung seiner Mutter. Ach so. Ein Kind von kreativen Eltern also! Vielleicht hatten sie ja auch so kreative Erziehungsmethoden. Auf jeden Fall schämte ich mich extrem für mein Date, weil er anscheinend nicht den Hauch von Manieren mit auf den Weg ins erwachsene Alter bekommen hat. Er hatte im Restaurant sogar laut gerülpst. Sicher hatte seine Mutter ihn so erzogen und er war ein verwöhntes Muttersöhnchen. Gott, wie ich solche Leute nicht ausstehen konnte! Man sollte doch mit achtzehn ein bisschen Manieren und gutes Benehmen mit auf den Weg gegeben bekommen haben, wenn sogar ich das konnte! Man, ich wünschte ich hätte niemals zugesagt!

„Wo ist denn mein Darling?" eine Frau, die aussah als wäre sie Mitte vierzig, sich aber anzog wie Mitte zwanzig, kam auf uns zugelaufen und schloss Sebastian in ihre Arme. Das musste seine Mutter sein, er hatte schon gesagt sie wäre etwas anders, aber das? Die Frau vor mir trug Hotpants, ein Bauchfreies T-Shirt und Lackstiefel, die ihr bis zu den Knien gingen. „Und das ist Finn?" sie drückte auch mich an sich. Mir war es richtig unangenehm ihr so nahe zu sein. „Ja Mom, das ist Finn, von dem ich dir erzählt habe." antwortete Sebastian, während seine Hand auf meinen Schultern lag. „Schön dich in der Familie zu haben Finn!" sie umarmte mich noch einmal, wobei sie hinter mir anscheinend jemanden sah, den sie jetzt unbedingt auch noch begrüßen musste. „Ich muss weiter meine beiden kleinen Engel! Wir sehen uns doch sicher später, oder?" sie lachte und zischte ohne auf eine Antwort zu warten ab. In der Familie? Sollte das heißen ich war jetzt Sebastians Freund? Niemals an meinem gesamten Leben würde ich mir diese Last auferlegen! 

„Tut mir leid, das war meine Mutter. ich habe ihr erzählt das wir miteinander ausgehen. Sie dramatisiert das alles schon wieder!" Sebastian kratzte sich am Kopf und legte mir dann die Hand auf die Schulter. „Wie wäre es, wenn wir zu mir gehen?" flüsterte er mir ins Ohr. Natürlich nickte ich ziemlich schnell, auch wenn ich nicht an das selbe dachte wie er. Er wollte Sex mit mir, ich wollte wieder etwas mit Kylie reden. Aber den Sex erwartete ich nur mit großem Grauen, denn es war wirklich nicht mehr schön. Wahrscheinlich dachte Sebastian auch noch, dass er gut war. Was absolut. nicht der Fall war! Aber es gab immer irgendwelche Typen, die nicht die Wahrheit sagen konnten, wenn sie danach gefragt wurden. So wie mich zum Beispiel. Ja, ich bekenne mich Schuldig, auf die Frage wie er war mit 'Super' zu antworten. Verklagt mich doch!


„Uh! Fuck!" ich konnte kaum stehen, geschweige denn richtig laufen. Schnell ließ ich mich zurück in Sebastians Bett fallen. Er war schon wieder zur Uni gegangen bevor ich aufgewacht war! Das war natürlich nicht nett von ihm, er könnte immerhin ein paar Minuten verpassen, für seinen neuen Freund. Ja, seit gestern waren wir nun fest zusammen. Wenn ich gewusst hätte, dass das so einfach geht, hätte ich mir nie die Mühe gemacht, mit ihm auszugehen.  Denn für ihn war das beschlossene Sache, und weil ich ehrlich gesagt Angst vor ihm hatte, hatte ich mich nicht getraut etwas dagegen zu sagen. 

Wanted to be lovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt