Ich konnte nicht schlafen. Die gesamte Zeit wälzte ich mich in dem Laken herum und fand dennoch keine bequeme Schlafposition. Claire und Jane hatten sich um halb 10 verabschiedet und waren gegangen. Ich sah auf die Uhr neben mir. Es war viertel nach 12. Das war also vor mehr als 2 Stunden gewesen.Wenn ich jetzt nicht müde war, könnte ich mir genauso gut ein Buch nehmen und etwas lesen. Ich brauchte etwas, was mich ablenkte. Ich wollte meine restliche Energie nicht darauf verwenden, über das Date nachzudenken. Und trotzdem schlichen sich dieselben Fragen immer wieder in meinen Kopf. War er auch im goldenen Käfig gefangen ? Hatte er deswegen zwei Gesichter, eines, welches er der Welt zeigte und eines, welches er für sich behielt ? Nein, ich verbot mir darüber nachzudenken. Ich schwang also meine Füße aus dem Bett und schlüpfte in die Pantoffeln. Nicht, dass sie notwendig gewesen wären, der Boden war aufgrund der Fußbodenheizung immer angenehm warm. Vor dem Bücherregal blieb ich stehen. Mit den Fingerspitzen fuhr ich über die Einbände, besah mir die Inschriften, welche teilweise bereits abzublättern schienen. Es war seltsam, wenn man sich vorstellte, dass diese Bücher den Krieg überlebt hatten, dem sonst alles andere zum Opfer gefallen war. Nicht, dass wir nur diese Exemplare hatten, natürlich gab es Neuauflagen, aber diese Bücher hier waren keine Neuauflagen.
Ihre verblichenen Farben und der Geruch nach dem vergilbten Papier zeichneten sie deutlich als Originale aus. In der unteren Ablage wurde ich fündig. Ich nahm mir das Buch, welches am äußersten Rand stand und legte mich wieder ins Bett. Tess von Thomas Hardy hatte ich schon Zuhause gelesen, weswegen es mich auch ansprach. Es war etwas Bekanntes in einem unbekannten Einband. Ich schlug also die erste Seite auf und war sofort gefangen. Ich liebte Thomas Hardys Schreibstil. Er war so anders als der, der modernen Autoren. Es gab mir ein Gefühl der Geborgenheit ,obwohl es ein eher trauriges Buch war. Das, was die Figuren erlebten schien so real zu sein, realer, als all die Ängste, welche mich seit dem Eintreffen in den Palast quälten.
Als ich gerade mit dem dritten Teil begonnen hatte, der Teil, indem Tess erneut von Zuhause fortgeht um bei einem Milchbauern Arbeit zu finden, hörte ich auf einmal Geräusche auf dem Gang. Es war kurz nach halb drei. Wer war da draußen ?
Die Schritte wurden immer lauter, schließlich ging das Licht an. Ich stand auf und zog mir einen Morgenmantel über das Nachthemd. Dann schlich ich mich zur Tür und öffnete sie vorsichtig einen Spalt breit. Eigentlich sollte ich mein Zimmer nicht verlassen, doch irgendwas ging da draußen vor sich. Bedienstete rannten den Flur entlang und klopften hektisch an den Türen. Das war der Moment, in dem der Alarm losging. Ich drückte mir sofort die Hände auf die Ohren. Es war unglaublich laut. Aber die wichtigere Frage war: Was war hier los?
Ich begab mich auf den Gang und wurde sofort von einer Wache gepackt. Ich erschrak und wollte mich befreien, doch er ließ nicht los.
"Kommen Sie, wir müssen Sie in Sicherheit bringen.", sagte er und zog mich mit sich.
"In Sicherheit bringen ?", fragte ich ihn und bemühte mich Schritt zu halten.
"Rebellen sind in den Palast eingedrungen.", war seine einzige Antwort. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Natürlich hatte ich im Fernsehen schon von diesen Angriffen gehört, aber dass sie mir passieren würden war etwas ganz anderes. Jetzt bekam ich Angst.Das alle mit verängstigten Gesichtern herumliefen machte diesen Fakt nicht besser.
Wir rannten durch hunderte von Abzweigungen, immer weiter in Richtung Keller. Vor einer gepanzerten Tür machte er halt. Er gab einen Code ein und die Türen öffneten sich. Er schon mich herein und rannte in die andere Richtung davon. Die Türen schlossen sich wieder und ich war allein. Das dachte ich jedenfalls, bis ich eine zweite Tür entdeckte. Sie passte sich beinahe ohne , dass man einen Übergang erkennen konnte, an die Wand an. Ich öffnete sie und befand mich in einem großen Raum, indem schon viele Außerwählte versammelt waren.
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~Between Always and Forever~
FanfictionValerie ist 17 Jahre alt, als sie für die Selection der Prinzen William und Alexander, gegen ihren Willen, gezogen wird. Sie beschließt für ihre Familie teilzunehmen und merkt mehr und mehr, wie sie besonders einem Prinzen verfällt, bis es schließl...