Kapitel 42 (Valerie) Teil 2

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Teil 2

"Was sollen wir tun?", fragte ich Tanja.

"Wir können nicht hierbleiben. Hier können sie uns finden. Wir müssen irgendwo hin, wo sie uns nicht vermuten würden."

"Zum Beispiel der verbotene Berreich?", schlug ich vor. Sie nickte.

"Ja, vielleicht. Der liegt im Norden, nicht wahr ?" Ich nickte.

"Dann können wir von dort aus über den Ballsaal in den Garten gelangen. Von dort aus gibt es ein Tor, welches zur Straße führt."

"Woher weißt du das alles?", fragte ich sie erstaunt. In keiner der Aufzeichnungen, die ich gelesen hatte, wurde ein Zugang erwähnt. Tanja sah mich nicht an, sondern blickte nur in die Ferne, als würde sie etwas anderes sehen.

"Nicht nur du hast deine Geheimnisse. Aber wenn es dir hilft, ich habe ein Gespräch zwischen Bree und einer unbekannten Person belauscht. Sie sagte mir später, dass man nie wissen könnte, was einen erwartet. Sie wusste ja gar nicht, wie recht sie hatte."

"Dann sollten wir das versuchen. Das scheint im Moment unsere einzige Chance zu sein."

Der verbotene Bereich befand sich im Norden, nicht weit von der Bibliothek entfernt. Tanja bedeutete mir ruhig zu sein und ich nickte. Die Wahrscheinlichkeit, dass man auf uns in der Bibliothek wartete, war hoch. Zu hoch. Allein diesen Flur zu benutzen war ein verdammt hohes Risiko. Auf der Tür prangte ein großes rotes Kreuz, welches uns vor dem Durchgehen warnte. Ab jetzt würden wir noch vorsichtiger sein müssen. Hier gab es eingestürzte Gänge, Treppen, welche unser Gewicht nicht mehr halten konnten und tausende andere Gefahren.

"Warum ? ", fragte ich schließlich, als wir noch tiefer in den Palast vordrangen. Hier war es beinahe stockdunkel. Tanja hatte eine Taschenlampe gefunden und versuchte nun die Dielenbretter zu beleuchten.

"Warum was ?"

"Warum wir ? Was wollen sie von uns ? und warum tun sie es hier, vor den Augen der ganzen Bevölkerung ?" Ich verstand die Zusammenhänge noch nicht.

"So langsam habe ich das Gefühl, dass alles mit dir zusammenhängt. Erst der Tee und jetzt das.  Hier, halt das mal", sagte sie und drückte mir die Taschenlampe in die Hand. Ich ergriff sie und beleuchtete den Weg.

"Was meinst du mit dem Tee ?"

"Das war ein Anschlag. Irgendjemand versucht dich umzubringen. Die Frage ist nur warum. " Und wer, aber ich verkniff mir die Aussage. Sie kroch auf allen vieren noch einige Meter weiter, dann legte sie eine Hand auf ihre Lippen und bedeutete mir ihr zu folgen. Die Taschenlampe machte ich aus. Stumm deutete Tanja auf ein Dielenbrett vor sich. Es war kleiner als die anderen und Licht fiel durch die Öffnung. Ich blinzelte und sah durch die Öffnung. Unter uns erkannte ich die Umrisse eines Raumes. Er war groß und hell erleuchtet. Für einen Moment spürte ich nur mein Herz, wie es wild in meiner Brust hämmerte, dann wusste ich , was Tanja meinte. Unter uns konnte ich Personen erkennen.

Sie trugen die gestohlenen Uniformen und unterhielten sich leise. Man musste sich anstrengen, um sie zu verstehen.

"Keine Spur von ihnen", sagte einer der Männer. Er seufzte und schritt durch den Raum.

"Wir werden sie finden. John und Adam suchen sie bereits. Selbst wenn sie sie nicht finden , die Mädchen werden hierherkommen. Sie werden die Aufgabe erfüllen wollen."

"Und wenn sie es herausgefunden haben?", die zweite Person erschien deutlich unsicherer zu sein, als die erste.

"Das ist egal. Sie kommen hier nicht raus. Alle Gänge sind versperrt. Die von Palast versuchen schon seit Stunden die Türen einzubrechen, aber diese Spezialanfertigungen werden sie nicht aufkriegen. Man zahlt mir eine Menge Geld dafür, dass sie es nicht aus dem Palast schaffen, zumindest nicht lebend", er lachte und ich sah Tanja an. Sie nickte.

~Between Always and Forever~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt