Kapitel 15 (Valerie)

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Die Wochen zogen sich. Es war mittlerweile Mitte Dezember und der Palast stimmte sich langsam auf Weihnachten ein. Es lag noch kein Schnee und ehrlich gesagt hatte ich die Hoffnung bereits aufgegeben.In Angeles war es einfach zu warm. In Carolina lag schon seit Wochen Schnee. Grace sagte, dass die Hauptstraße für zwei Tage gesperrt worden sei. Das alles stimmte mich traurig. Wäre ich jetzt Zuhause, dann würden wir Lichterketten aufhängen und Kekse backen. Weihnachtslieder singen und Schlitten fahren. Es stimmt, man vermisst diese Dinge erst, wenn man sie verloren hat.

Hier im Palast hatte sich das Klima ebenfalls verändert. William hatte mich nicht nocheinmal zu einem Date gefragt und Alexander war jetzt schon in Ava verliebt. Wenn sie sich im Gang begegneten, spürte man beinahe die Funken sprühen. Ava schien überglücklich und ich gönnte es ihr wirklich. Dennoch hatte ich manchmal das Gefühl sie zu verlieren. Ich konnte es nicht beschreiben, wahrscheinlich bildete ich es mir auch nur ein. Dennoch war da dieses Stechen in meiner Brust, was ich nicht beschreiben konnte.

Mittlerweile hatten uns vier weitere Mädchen verlassen. Rose Grey aus Clermont, Tara Clark aus Bonita, Lilly Danielson aus Dakota und Emma Abernathy aus Honduragua. Rose war eine 5 gewesen, Tara und Lilly jeweils vieren und Emma eine sechs. Warum sie gegangen waren, wurde uns nicht gesagt. Ich hatte zu keinem der Mädchen wirklich Kontakt gehabt, aber es war dennoch ein Schock. Jetzt waren wir nur noch 42 von 66. Bald wären wir nur noch 10. Dann würde die Elite beginnen . Würde ich dazugehören ? Mittlerweile war ich mir über nichts mehr im Klaren.

Ich vermisste meine Farm , vermisste Grace und Mom und Dad, aber ich fühlte mich auch zum Palast hingezogen. William hatte mich nicht noch einmal gefragt. Ich hatte keine Ahnung, warum er sich von mir abwandte. Er fragte mittlerweile nur noch "reiche" Mädchen aus den oberen Kasten. Selbst beim Dinner sah er mir nicht mehr in die Augen. Ich hatte keine Ahnung, was diese Änderung hervorgerufen hatte, aber es bewirkte nur, dass ich mich noch einsamer fühlte. Ich konnte es schlecht beschreiben. In meinem Inneren fühlte es sich an, als würde ich platzen. Der ganze Druck, der sich angestaut hatte, musste raus.

Jane und Claire waren beschäftigt, weswegen ich nicht unter Aufsicht stand. Ich ging also leise zur Tür und öffnete sie. Im Gang war niemand. Es war kurz nach 5. Der Unterricht war beendet und die anderen Mädchen hatten sich in ihre Zimmer zurückgezogen. Ich wusste nicht, wohin ich gehen könnte, weswegen ich den Weg zum Damensalon einschlug. Genau wie ich es mir gedacht hatte. Ich war allein. Der Flügel stand einladend bereit und ich setzte mich an ihn und spielte einige Stücke. Normalerweise beruhigte mich nichts mehr als Klavier spielen, aber heute wirkte es nicht. Ich atmete einmal tief ein. Was in diesem Palast war der Auslöser für dieses Gefühl der Panik? Ich sah erneut auf den Flügel vor mir. Er war makellos, es gab kein Staubkorn, keinen Kratzer. Unser Klavier zu Hause war ramponiert, hatte Dellen. Diese Makellosigkeit stieß mich aus irgendeinem Grund ab. Ich schloss den Deckel.

Ansonsten hatte der Damensalon nicht viel zu bieten. Es gab einen kleinen Fernseher und außerdem noch ein Bücherregal und einige Tische um Karten zu spielen. Das war alles. Der Fernseher stand in der rechten hinteren Ecke, direkt neben einem Fenster. Ich setzte mich auf die Bank und griff nach der Fernbedienung. Leise schaltete ich den Fernseher mit einem Klick ein. Es lief eine Nachrichtensendung über die politische Lage mit New Asia und den innenpolitischen Problemen durch die Rebellen. Die Nachrichtensprecherin, eine rothaarige Frau, ca. Anfang 30, wandte sich gerade der projizierten Landkarte zu.

"Über die Provinzen Sota und Midston haben wir bereits berichtet. Nun scheint sich die Bedrohung auszubreiten. Kent und Allens sind nun auch betroffen.Ob sie sich noch nach Carolina und Clermont ausbreiten wird, ist bis jetzt noch unklar. Ebenso wissen wir nicht , ob es Labrador und Lakedon ebenfalls treffen wird. Was wir aber bereits wissen ist, dass zusätzliche Wachen und Militäreinheiten auf dem Weg nach Kent und Allen sind, die an den Grenzübergängen patrouillieren werden und zur Sicherung der Lage beitragen sollen. Zudem kommt die heikle Lage mit New Asia und Russland. Verträge sind zwar unterschrieben worden, dennoch könnte Russland eingreifen und einen Ausgleich fordern. Europa hat sich dazu noch nicht geäußert, allerdings ist die Frage, wie lange sie diese Anonymität noch beibehalten können. Die königliche Familie tut alles, um die Sicherheit zu erhalten und sie zu beschützen", sie seufzte und fuhr fort.

~Between Always and Forever~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt