Kapitel 44 (Grace &Valerie)

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Zeitsprung von 2 Wochen  (Grace)

"Ganz Illeá wartet ungeduldig auf die königliche Hochzeit. Die Vorbereitungen sind nun beinahe abgeschlossen und erste Gäste sind bereits im Palast angekommen. Nur noch 3 Tage, dann werden sich Ava St. James und seine Königliche Hoheit Prinz Alexander das Ja-Wort geben. Abzuwarten bleibt, ob Valerie Williams erscheinen wird. Nach der abrupten Abreise stehen wir alle vor einem Rätsel. Weder der Palast, noch die Familie der Auserwählten hat dazu offiziell Stellung abgegeben. Wird Illeá nun vollständig auf eine eigene Hochzeit des Kronprinzen verzichten müssen ? "

Bevor der Reporter seine Ansprache beenden konnte, griff ich nach der Fernbedienung. Sofort wurde der Bildschirm schwarz. Ich seufzte. Seit Valerie wieder zu Hause war, gab es in den Medien kein anderes Thema mehr. Jeder versuchte herauszufinden, warum sie den Palast verlassen hatte. Niemand hingegen fragte, wie es ihr mit der Entscheidung ging. Ich kannte meine Schwester besser, als jeder andere. Sie hatte ihr ganzes Leben lang sich selbst zurückgestellt, damit es anderen gut ging. Valerie hatte an der Selection teilgenommen, damit ich eines Tages studieren konnte, damit meine Eltern die Farm behalten konnten. Sie war selbstloser gewesen, als alle anderen und doch war ihm am Ende mehr zugemutet worden, als jedem anderen Mädchen der Selection. Weder der Palast noch William hatte einen Anspruch auf sie. Es war nicht an ihm, sie zurückzuholen. Sie hatte sich entschieden.

Wenn es doch nur so einfach wäre. Valerie litt sichtlich unter dem Verlust, seit sie zu Hause war, hatte sie ihr Zimmer nur selten verlassen. Sie weigerte sich, auf Williams Anrufe und Briefe zu reagieren, dennoch war es sein Name, den sie nachts im Schlaf flüsterte. Wenn sie denn mal schlief. Alpträume plagten sie zunehmend, ohne Medikamente war es für sie beinahe unmöglich, zu schlafen. Ich hatte sie einmal gefragt, wovon sie träumte, was so schlimm war, dass sie lieber wach blieb, als sich auszuruhen. Valerie hatte mich nur angelächelt und gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen sollte, dass es bald vorbei sein würde. Nach all der Zeit versuchte sie immer noch mich zu beschützen, als könnte ich nicht mit der Wahrheit umgehen. Ich hatte nie eine Antwort bekommen. Waren es die zahlreichen Gänge im Palast von Claremont, in denen sie gejagt wurde, oder der seelische Schmerz, alles hinter ihr zu lassen? Ich würde es nie erfahren.

Mein Blick wanderte durch das Zimmer. Auf der Anrichte lag eine Zeitschrift, welche das Verlobungsbild von Ava und Alexander zeigte. Ava hatte Valerie einen Brief geschrieben und sie gefragt, ob sie ihre Trauzeugin sein wollte. Der Brief lag oben in ihrem Zimmer, ungeöffnet. Ich bezweifelte, dass sie ihn überhaupt gelesen hatte. Aus irgendeinem Grund hatte Ava nicht angerufen, als wüsste sie, dass es keinen Sinn machen würde. Vielleicht hatte auch sie sich mit der Situation abgefunden.

Die Uhr im Wohnzimmer zeigte 5 vor 12. Es würde nicht mehr lange dauern. Und tatsächlich, pünktlich um 12 klingelte das Telefon. Es war beinahe zu einem Ritual geworden.

"Grace ? ", die Stimme am anderen Ende der Leitung klang kraftlos, müde, als wäre sämtliche Hoffnung bereits vergeben. Dennoch rief er täglich an.

"Ja Eure Hoheit", antwortete ich.

"Wie geht es ihr ? " Jeden Tag stellte er mir dieselbe Frage und immer bekam er dieselbe Antwort.

"Es wird besser. Sie isst nun schon regelmäßiger, aber sie schläft nicht genug. Ich mache mir Sorgen, dass sie irgendwann nicht mehr alleine, ohne Medikamente einschlafen kann."

"Aber sie redet immer noch nicht ?"

"Nein. Sie sagt, dass es nichts zu bereden gibt. Tessa hat bereits mehrfach versucht Kontakt aufzunehmen, aber ohne Erfolg. Wenn sie nicht reden möchte, dann werde ich sie nicht dazu zwingen." Meine Stimme klang schärfer als beabsichtigt.

~Between Always and Forever~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt