Kapitel 1 (Valerie)

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Der Wecker klingelte pünktlich um 5:30 Uhr. Verschlafen rieb ich mir die Augen. Selbst nach all den Jahren war ich keine Frühaufsteherin. Ich hasste es so früh aufstehen zu müssen, aber ich beschwerte mich nicht. Meine Eltern konnten sich nun mal keine Hilfen leisten, sodass sie schon früh auf meine Hilfe angewiesen waren.

Wir hatten einen kleinen Bauernhof am Rande von Carolina. Er war nicht sehr groß, hielt uns aber am Leben. Meistens jedenfalls. Wir gehörten der 4ten Kaste an. Wenn ich sage wir, meine ich mich, meine Eltern und meine kleine Schwester Grace. Ansonsten hatten wir nur wenige Verwandten. An sich gibt es schlimmeres, als der 4ten Kaste anzugehören. Man könnte noch tiefer sinken und als 8 eingestuft werden. Diese Menschen hatten nicht einmal die Möglichkeit einen Job zu bekommen. Meistens verhungerten sie. Nur ist das Leben als 4 auch hart. Die Lebensmittelpreise wurden immer niedriger, sodass wir immer weniger Geld bekamen. Meine Eltern versuchten alles damit wir nicht hungern mussten, aber das schafften sie nicht immer. Aber sie versuchten es.

Draußen war es noch dunkel, sodass ich den Hühnerstall nur als Schatten wahrnehmen konnte. Schnell schloss ich die Tür hinter mir, als ich eintrat. Der Stall war nur schwach beleuchtet, gerade genug um die Eier einzusammeln. Früher einmal hatten wir fast jeden Morgen 10 oder mehr Eier gefunden, heute fand ich nur 3. Wir waren verzweifelt. Wie sollten wir jemals über den Winter kommen, wenn wir noch nicht mal jetzt genug zum Leben hatten? Aber es nützte nichts, ich musste weiter. In der mir verbliebenen Stunde kehrte ich den Hauptstall aus und melkte die Kuh. Ja wir hatten nur noch eine. Pünktlich um 7 kehrte ich in das Haus zurück, duschte und machte mich für die Schule fertig.

Grace saß schon am Tisch und hatte den Fernseher angestellt. Skye Johnson begann gerade mit ihrer Ansprache: „Liebe Bürgerinnen und Bürger, heute Abend ist es soweit, die Mädchen für die Selection stehen nun fest. Daher werden ab jetzt keine Bewerbungen mehr angenommen. Ansonsten möchte ich sie noch darauf hinweisen, dass...", sie setzte ihre Ansprache fort. Ich nahm die Fernbedienung und schaltete das Gerät aus.

„Hey", protestierte Grace und sah mich böse an. „Im Gegensatz zu dir interessiert mich die Selection."

„Die Kandidaten stehen doch erst heute Abend fest, warum siehst du dir das dann an ?",fragte ich Grace und begann mir ein Brot zu schmieren.

„Vielleicht hätten sie ja schon einen Tipp gegeben." Jetzt schmollte sie. „Schade nur, dass du keine Bewerbung abgegeben hast. Du hättest bestimmt gewonnen."Sie seufzte dramatisch.

„Du weißt, was ich davon halte. Keines dieser Mädchen will den Prinzen , alle wollen die Krone und außerdem finde ich klingt das alles mehr nach einer Versteigerung. Nein danke, das wäre nichts für mich." Ich setzte mich zu ihr an den Tisch.

„Du hättest aber vielleicht die Prinzen getroffen", jetzt bekam Grace wieder diesen schwärmenden Ausdruck.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie so sind, wie sie sich im Fernsehen geben. Wahrscheinlich sind sie total eitel und nur auf Geld bedacht.", ich schüttelte den Kopf, nein ich mochte sie nicht. Prinz Alexander vielleicht, aber er war immer etwas zurückhaltend. Zu Prinz William konnte ich nichts sagen, außer dass ich ihn seltsam fand. Er hatte keinen guten Charakter und zeigte das auch deutlich. Wer fiel schon auf diese Badboy Masche rein? Ich definitiv nicht. Er hatte alles, Geld eine glückliche Familie und musste sich keine Sorgen um seine Zukunft machen. Für mich stand er für alles, was in der Welt falsch lief. Wir arbeiteten hart und kämpften ums Überleben und er hatte alles und benahm sich einfach nur wie ein Arsch. Nein danke.

Auf dem Weg zur Schule sprach Grace von nichts anderem, als der Selection. Wäre sie 5 Jahre älter gewesen hätte sie bestimmt teilgenommen und genau das ärgerte sie. Einmal mehr wurde mir bewusst, wie verschieden wir eigentlich waren. Sie war immer quirlig und aufgeschlossen, während ich lieber für mich war. Ich liebte es irgendwo auf einem Hügel zu sitzen, zu lesen und einfach die Stille zu genießen. Ich hatte keine Probleme Kontakte zu knüpfen, ich mochte die meisten Menschen nur einfach nicht. Grace hingegen freundete sich mit jedem an.

Natürlich gab es in der Schule auch kein anderes Gesprächsthema als die Selection. Jedes Mädchen zwischen 17 und 20 hatte sich angemeldet. Na ja außer mir.

„Valerie, findest du ihn nicht auch total gut aussehend ?", riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich sah auf und bemerkte, dass mich Sarah, meine Sitznachbarin, ansah.

„Wer denn ?", fragte ich und sah sie an.

„Na Prinz William natürlich."Sie kicherte, als hätte das doch auf der Hand liegen müssen.

„Ich hoffe, dass ich ausgewählt werde und ihn kennenlerne." Sie blickte verträumt an die Tafel. „Wann hast du dich beworben?", fragte sie mich.

„Ich habe gehört, dass es besser ist, wenn man seinen Zettel schon in der ersten Woche abgegeben hat. "

„Ich habe mich nicht angemeldet", antwortete ich ihr schlicht. „Waaas, warum? Jeder hat sich angemeldet, das ist eine einmalige Chance... ",fing sie an.

„Meine Eltern brauchen mich Zuhause. Ich kann sie jetzt nicht im Stich lassen", versuchte ich mich herauszureden.

„Dann hast du das mit dem Geld nicht gehört?", fragend sah sie mich an. Ich schüttelte nur den Kopf. „Sie haben die Entschädigung erhöht. Da es dieses Jahr zwei Prinzen sind, ist die Entschädigung auch doppelt so hoch. "

Da war es. Mein schlechtes Gewissen. Hätte ich mich angemeldet, dann hätte ich meiner Familie helfen können. Es war meine Schuld, wenn wir nicht über die Runden kommen würden.

„Valerie, hörst du mir zu ?", fragte Sarah und sah mich besorgt an. Ich nickte und sagt ihr, dass es mir gut ginge, die Wahrheit aber war: ich fühlte mich schuldig. Nach der Schule verbrachte ich meine Zeit mit lesen. Ich hatte mir in der Bücherei ein paar neue Bücher ausgeliehen und begann sie nun zu lesen. Das war unsere Regelung. Ich half vor der Schule, Grace nachher. Richtig konzentrieren konnte ich mich allerdings nicht. Das was Sarah gesagt hatte ließ mir keine Ruhe. Hatte ich mich richtig entschieden oder war mir mein Stolz wichtiger gewesen als meine Familie? "Valerie, kommst du runter?, die Selection fängt an", hörte ich meinen Vater rufen. Ich legte mein Buch zur Seite und ging die Stufen hinunter ins Wohnzimmer. Alle hatten sich schon vor dem Fernseher versammelt und warteten gespannt auf die Moderatorin Skye Johnson.

"Da bist du ja, wir dachten schon, dass du es verpasst.", Grace lächelte und ich setzte mich auf den freien Platz neben ihr. "Psssst, es fängt an", wurden wir beide zurechtgewiesen. Tatsächlich betrat Skye in diesem Moment die Bühne. Im Hintergrund erkannte man das Königspaar, König James und Königin Anastasia. Sie war damals eine drei gewesen, bevor sie zur eins, also zur Elite, wurde. Sie kam aus Clermont, einer Region, die an Carolina angrenzte. Viel mehr wusste ich nicht über sie. Sie hatte vor 20 Jahren an einer Selection teilgenommen und gewonnen.

„Guten Abend meine Damen und Herren, es ist endlich soweit. Der Tag auf den sie alle gewartet haben. Bevor wir aber beginnen bin ich mir sicher, dass seine Hoheit König James und ihre Hoheit Königin Anastasia gerne etwas sagen möchten", begann sie mit dem Interview. König James sprach noch Verbesserungen bezüglich der Sicherheit Illeas an. Schon seit langem gab es eine Widerstandsgruppe, die den Fall der Monarchie wollte und damit die Kasten abschaffen wollte. Sie weigerten sich das Kastensystem anzunehmen und verlangten Freiheit. Im Gegenzug dazu töteten sie aber Menschen. Jedenfalls schienen die neu gewonnene Freundschaft mit New Asia dafür zu sorgen, dass wir sicher waren.

Danach sprach Königin Anastasia noch ein paar Worte, bis sich Skye an die beiden Prinzen wandte. Es war erstaunlich, wie anders beide waren. Prinz Alexander hatte blonde Haare und war vom Charakter ganz anders als sein Bruder. Er beantwortete die Fragen ehrlich und vornehm, wie ein echter Prinz eben. William war da ganz anders. Allein seine Antwort auf die Frage ,ob er an die Liebe auf den ersten Blick glauben würde, war schon eine Unverschämtheit. Wiese benahm er sich so ? Hatte er keine Manieren? Ich hatte aber nicht lange Zeit mich über ihn aufzuregen, denn die ersten Mädchen wurden gezeigt. Da es zwei Prinzen waren, wurden auch jeweils zwei aus jeder Region gezogen. Zuerst wurde Angeles gezeigt. Ein blondes Mädchen namens Lunette und ein dunkelhaariges namens Arya, beide eine zwei. Weiter ging es mit Sota und Whites. Ich konnte mir keine Namen merken, alles ging zu schnell. Im rechten unteren Rad konnte man die Reaktionen der Prinzen sehen. Prinz Alexander und Prinz William Verzogen beide keine Miene, bis auf kleine Augenbewegungen. Als in St. George eine 7 gezogen wurde, konnte man William leicht die Augen verdrehen sehen. Ich war so sauer, dass er anscheinend direkt gegen einen Menschen war, nur weil er aus einer niedrigen Kaste kam , dass ich gar nicht bemerkte, wie Skye bei der Region Carolina ankam und zwei Namen ausrief:

"Tanja Bennett und Valerie Williams.

~Between Always and Forever~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt