Kapitel 2 (Valerie)

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(Valeries Sicht )

"Valerie Williams."

Ich konnte es nicht fassen. Sie hatten mich ausgewählt. Ich war offiziell ausgewählt worden für die Selection. Aber wie? Wie konnte ich dabei sein , wenn ich mich nicht angemeldet hatte?

Meine Eltern waren außer sich vor Freude. Natürlich wussten sie nicht, dass ich mich nicht angemeldet hatte ,sie waren zu oft weg um das mitzubekommen . Dementsprechend waren sie überglücklich. Das Geld könnte unsere Farm retten. Grace strahlte auch .

"Omg Val, ich wusste, dass du es schaffst. Jetzt lernst du die Prinzen doch kennen ."

"Grace, kann ich mal bitte mit dir sprechen ? Allein" ,sagte ich und zog sie buchstäblich aus dem Raum . In meinem Zimmer angekommen schloss ich die Tür und fuhr Grace an: "Du hast mich angemeldet oder ?" , fragte ich sie. "Du hast meine Anmeldung abgegeben." Fassungslos sah ich meine Schwester an.

"Jetzt beruhige dich ,ich habe das doch nur für dich getan. Du weißt gar nicht , was du sonst verpasst hättest. Und vielleicht klappt es sogar und du wirst Prinzessin." Träumend sah sie mich an.

"Du meine Güte Grace ,du weißt gar nicht, was du getan hast. Dass ich an der Selection teilnehmen muss ist das geringste Problem. Du hast gegen die Regel verstoßen. Es gibt einen Grund, warum einen niemand sonst anmelden darf. Wenn sie das herausfinden sind wir alle in Gefahr."

Meine Stimme wurde immer leiser. "Verstehst du das Grace ? Du darfst das niemandem sagen , sonst verhaften sie dich und alle in unserer Familie. Du wirst auf eine 8 heruntergestuft werden. Du wirst betteln müssen, versuchen am Leben zu bleiben. Die Selection ist für Illéa das Wichtigste. Alle die gegen die Regeln verstoßen, werden bestraft. "

Grace stockte . Man könnte ihr ansehen, dass sie sich vorher nicht über die Konsequenzen sicher war.

"Val, es tut mir leid, das wusste ich nicht."

" Sag es einfach keinem Ok? Das ist ein Geheimnis zwischen dir und mir. Niemand sonst darf es wissen." Grace nickte . Sie würde nichts sagen. Da war ich mir sicher. Allerdings hatte ich jetzt auch Probleme . Ich dachte an Sarah. Ich hatte ihr gesagt, dass ich mich nicht angemeldet hatte. Würde das zum Problem werden ? Wahrscheinlich nicht. Ich hatte mit ihr nichts zu tun. Sie würde denken, dass ich mich nur wichtig machen wollte. Aber ich würde ein anderes Gesicht aufsetzen müssen. Für die Selection, aber vor allem auch für mich.

"Grace , wir gehen jetzt runter und tun so, als hätte ich mich angemeldet. Du darfst nicht mal unseren Eltern etwas sagen." Sie nickte.

Zusammen gingen wir die Treppe herunter und ich ließ mich gebührend von meinen Eltern feiern. Wir hatten allerdings nicht viel Ruhe, denn schon nach ein paar Minuten riefen Freunde an, die uns alle beglückwünschen. Es war kurz vor 10 Uhr Abends und trotzdem ging es in unserem Haus zu, wie in einem Hühnerstall. Nachbarn kamen, brachten Kuchen mit und alle setzten sich zusammen vor den Fernseher. Mir wurde das alles zu viel. Ich konnte mir all die Glückwünsche nicht länger anhören. Ich nahm mir eine Jacke und verließ das Haus.

Sobald die Tür sich hinter mir geschlossen hatte, begann ich zu rennen. Ich liebte das Gefühl von Wind in meinen Haaren und von Freiheit. Ich wusste nicht, warum ich genau diesen Weg einschlug, aber am Ende landete ich auf dem Hügel etwas hinter unserem Haus. Von hieraus konnte man die Stadt erkennen und all die Lichter sehen, aber man war trotzdem weit weg. Ich hörte Schritte hinter mir, drehte mich aber nicht um.

"Val, es tut mir leid. Ich wusste nicht, was es für Konsequenzen geben würde." Grace setzte sich neben mich und sah auch auf die Stadt hinunter.

"Ich werde dich auf jeden Fall vermissen."Sie seufzte.

"Ich werde dich auch vermissen.", antwortete ich ihr und umarmte sie. "Ich werde aber auch diese Farm vermissen. Wer hilft euch, während ich weg bin?", fragend sah ich Grace an. Sie zuckte mit den Schultern : "vielleicht stellen wir eine Hilfe ein. Mit deinem Geld können wir uns das bestimmt leisten." Ich nickte. Damit hatte ich schon gerechnet.

"Hey Valerie, du bist mir aber nicht böse oder ?"

"Nein, bin ich nicht.", antwortete ich ihr, obwohl das so nicht stimmte. Ich war ihr zutiefst dankbar. Ohne ihre Anmeldung hätten wir nie das Geld bekommen,noch uns eine Hilfe leisten können.

"Wir sollten wieder reingehen ", fing Grace an : "Es wird kalt."

"Noch nicht", antwortete ich ihr. Ich wollte diese Zeit noch etwas genießen. Alleine mit Grace, fort von allem und für einen Moment Ruhe. Mehr wollte ich nicht.

(Williams Sicht )

Als das rote Licht an der Kamera ausging, fiel mir ein Stein vom Herzen. Das Interview war beendet und ich hatte meine Ruhe. Vorerst. Alex und ich stiegen von dem Podest und reichten Skye noch die Hand.

"Vielen Dank eure Hoheiten, wir sehen uns dann in ein paar Tagen wieder." Wir beide nickten und wandten uns ab. Ich wollte so schnell wie möglich gehen, aber ich wusste, dass das nicht in Ordnung wäre. Zuerst wären da unsere Pflichten. Ich stellte mich also meinem Schicksal und folgte meinem Vater in unser Arbeitszimmer. Dort angekommen warteten noch Akten auf mich, die ich bearbeiten musste. Die meisten waren Forderungen von Bewohnern Illéas, bei denen es vor allem um Land Streitigkeiten ging. Viele der größeren Bauern verlangten, dass kleinere Höfe aufgelöst und in ihren Besitz übergehen sollten. Rein Rechtlich war das streitig, obwohl es dazu führen würde, dass die Erträge besser würden. Von Landwirtschaft hatte ich nicht wirklich viel Ahnung. Mein ganzes Leben hatte ich im Palast verbracht, mit Ausnahme von einzelnen Staatsbesuchen in Nachbarstaaten. Ich musste es also von der wirtschaftlichen Seite sehen. Ein großes Gestüt war besser als 10 kleine. Mein Vater stimmte mir da voll zu. Auch er war dieser Meinung. Er vertraute auf mich. Schon seit ich 15 war, hatte ich ihm bei Staatsangelegenheiten helfen müssen. Mir blieb als nichts anderes übrig. Nach ein paar Stunden sah ich auf die Uhr. Es war bereits halb 11.

Ich sammelte also meine Akten zusammen und trennte die bereits bearbeiteten von denen, mit denen ich mich noch auseinandersetzen müsste. Dabei blieb mein Blick auf einem Stapel hängen. Es war eine Kopie der Akten der Selection. Ich wusste, dass ich sie hätte liegen lassen sollen, konnte aber nicht anders. Seufzend nahm ich den Stapel und zog mich in mein Zimmer zurück. Wenn ich Glück hätte wäre mindestens ein nettes Mädchen dabei. Eines, das die Krone nicht wollte.


~Between Always and Forever~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt