~ Hazel~Die Kopfhörer meines iPods verhakten sich mit dem Reißverschluss meiner Jacke und rissen unsanft aus meinen Ohren. Ein lautloses "Autsch!" entfuhr mir und ich hielt mir kurz die Ohren. Der Schmerz klang ab und ich sah mich um. Meine schlichte Wohngarnitur schien mich geradezu erwartet zu haben. Ich öffnete das Fenster der Londoner Kleinwohnung und atmete die mehr oder weniger frische Luft ein.
Meine Gedanken schweiften zu Anthony, meinem Freund. Unsere Beziehung war gerade zwei Wochen jung und ich war so aufgeregt wie ein Hase unter Zuckerschock. Ein Treffen stand an und ich bemühte mich in den letzten Minuten vor seinem Eintreffen darum, dass alles ordentlich war, gerade so, wie man es von einer jungen Halbengländerin erwarten konnte. Da ich im fünften Stockwerk wohnte, konnte ich bis zur nächsten Straßenecke und knapp darüber hinaus sehen. Dann entdeckte ich endlich den Wagen von Anthony. Mein Herz machte einen Satz und ich krallte meine Fingernägel in meine Handflächen. Angeblich sollte das einer Internetseite zufolge gegen starke Nervosität helfen, leider blieb die Wirkung heute bei mir aus.
Es klingelte. Ich machte die schwere Tür mit Schwung auf vor mir stand ein niedlich grinsender Anthony mit Rosen in der Hand. Ich lächelte und fiel ihm um den Hals. "Hi", traf meine Stimme leise an sein Ohr und er strich mit der Hand über meinen Rücken.
„Bereit für einen wunderbaren Abend?", fragte er und ich biss mir leicht auf die Unterlippe, was mir einen neckischen Kniff in den Arsch seinerseits einhandelte. Aufquietschend sprang ich zur Seite und lachte, auch seine Mundwinkel gingen nach oben.
Vor meiner Garderobe stehend überlegte ich noch, welche Jacke zu diesem Anlass am besten passte. Es war nicht so, dass ich dutzende auf Lager gehabt hätte, aber auch eine Entscheidung zwischen fünf nicht besonders teuren Jacken und Mänteln sollte wohl überlegt getroffen werden.
Schlussendlich entschied ich mich für einen dunkelblauen Mantel, passend zu der engen Jeans und dem weinroten Oberteil. Dazu noch flache Schuhe (mit meinen 1,69 Metern Größe hatte ich es kaum nötig mich in hohe Schuhe zu zwängen, zumal Anthony nur knappe sechs Zentimeter größer war als ich) und der Abend konnte beginnen.
Draußen angekommen gingen wir zu seinem Auto und er machte mir Gentleman-like die Beifahrertür auf, die sich hier in England bekanntermaßen auf der linken Seite befand. Das war eine der größten Umstellungen für mich gewesen, nachdem ich vor nicht allzu langer Zeit hierher gezogen war. Denn meine Geburtsstätte lag nicht etwa in London, sondern in einem kleinen Kaff in der Nähe von Hamburg. Gründe zum Auswandern waren für mich die Liebe zur Freiheit und der Unabhängigkeit meinen Eltern gegenüber gewesen, die mir mein Leben schon in frühen Jahren zur Hölle gemacht hatten. Nicht selten erwischte ich mich dabei, wie ich dummerweise wieder an sie dachte. Obwohl ich mir nach meinem Umzug geschworen hatte, nie wieder einen Gedanken an diese Menschen zu verschwenden.
Zurück bei Anthony und mir lief er gerade vorne um das Auto herum und stieg dann ein. Ich hatte ihn die ganze Zeit beobachtet und insgeheim für seine tolle Figur beneidet. Nicht, dass ich besonders dick war, eher im Gegenteil, so meinten es meine Freundinnen und Anthony selber auch, aber mir passte etwas an mir einfach nicht: mein Bauch.
Sich gerade anschnallend ließ mein Freund unauffällig einige Zettel hinter dem Sitz verschwinden. Ich sagte kein Wort, obwohl es mich brennend interessiert hätte, was er da vor mir hatte verstecken wollen. Etwas Schönes? Ein lieber Brief? Oder etwa Briefe an eine andere?
Nach gerade zwei Wochen Beziehung war nicht gerade darauf zu hoffen, allerdings hatte dieser Gedanke in meinem Kopf Fuß gefasst und so versuchte ich mich schnell mit der Umgebung abzulenken, an der wir vorbeifuhren. Läden neben Läden und Häuser dreimal so hoch wie in Deutschland zogen mich nach zwei hier verbrachten Jahren noch immer in ihren Bann.
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Beautiful Eyes
Fanfiction(1D FF) Das Leben ist hart. Genau das muss Hazel nun am eigenen Leib erfahren, denn die Krankheit, die sie hat ist unheilbar: sie hat AIDS. Und das im fortgeschrittenen Grad, das heißt es kann nur schlimmer werden. Sie ist kurz davor an ihrem S...