Kapitel 46

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Hazel's P.o.V:

"Bluttee?" Niall steht mit einer großen, dampfenden Tasse vor mir. Sie ist dunkelblau mit kleinen, weißen Sternen darauf und irgendwie passt sie gut zu dem blonden Iren. Ich nicke ihm dankend zu und er stellt die Tasse vor mir ab. 

Ein Blick aus dem Fenster zeigt mir einen Sonnenaufgang wie es ihn nur hier in England zu geben scheint. So hell und klar, dass man glatt rauslaufen und sich den warmen Strahlen der Sonne entgegen schmeißen möchte. 

Innerlich etwas zerstreut von letzter Nacht fahre ich mir mit der Hand durch die braunen Haare und schließe für einen Moment die Augen bevor ich einen großen Schluck Bluttee nehme und die heiße, wohltuende Flüssigkeit meinen Rachen hinunterlaufen lasse. Heute schmeckt sie nach Brombeeren. 

"Niall? Kann ich dich was fragen?" 

Niall, der gerade beim Abwaschen der vielen Tassen ist, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben, sieht zu mir herüber und lächelt. "Ja, klar. Was gibt's?" 

"Nehmen wir mal an, du fühlst dich noch zu jung für etwas... aber du hast nur jetzt die Möglichkeit dazu... was würdest du machen?" Er lässt die Hände sinken und sieht mich einen Moment an, dann legt er die Tasse, die er gerade abwaschen wollte, zur Seite und trocknet sich die Hände ab. In seinem Blick ist erkennbar, dass er am Nachdenken ist, seine Augen mustern abwesend den Raum während er auf mich zukommt. Wortlos setzt er sich zu mir und stützt den Kopf in die Hände.

"Wahrscheinlich würde ich es wagen. Ich meine... habe ich denn sonst nie wieder die Chance dazu?"

"Niemals."

"Gut, dann würde ich es machen." 

Ich senke den Kopf und nicke. "Ja, das wäre wohl auch klug." Wieder sieht er mich an, scheint zu versuchen meine Gedanken zu lesen. Nach einigen Sekunden schüttelt er den Kopf und schnipst mit der Hand vor meinem Gesicht herum, sodass ich wieder auf-und ihm direkt ins Gesicht sehe. "Möchtest du mir vielleicht auch sagen, mit welcher Entscheidung du dir deinen wild gelockten Kopf zerbrichst?"  

"Woher weißt du, dass ich mich entscheiden muss?" 

Er beugt sich leicht vor und sieht mir verschwörerisch mit seinen himmelblauen Augen ins Gesicht. "Weil man sonst keinen Rat braucht. Es sei denn man spielt ein Ratespiel. Dann braucht man dringend einen Rat." Ich muss leise kichern und er grinst schelmisch zurück. Doch plötzlich scheint ihm etwas einzufallen. "Warte, Moment mal! Das wäre doch aber Schummeln!" 

Bevor ich in schallendes Gelächter ausbrechen kann, kommt Liam mit schnellen Schritten in die Küche, verlangsam allerdings sein Tempo sobald er uns prustend am Tisch auffindet. Oder besser gesagt: ich pruste wie eine Blöde rum und Niall sitzt vor mir, lächelt nur und stemmt empört die Hände in die Hüften. "Nein, sag nicht ich hab dir beim Schummeln geholfen! Auch wenn das schon ein sehr tiefgründiges Ratespiel sein muss, was du da spielst...!" Während ich mich kaum noch auf dem Stuhl halten kann vor Lachen tritt Liam hinter seinen vampirischen Kumpel und klopft ihm auf die Schulter. "Morgen, was seid ihr denn schon so wach?" Ich brauche einen Moment um mich zu fangen und sehe dann zu ihm auf. "Wir haben nur geredet. Eigentlich ging es um was ernstes, aber Niall... ach, du kennst es sicher, hab ich recht?"  Liam nickt verstehend und grinst mich dann an. "Na dann. Ich bin im Wohnzimmer falls mich jemand braucht." Und weg ist er. Mit einer Tasse und einer Zeitung in der Hand. "Ihr lest Zeitung?", frage meinen Gegenüber und dieser schüttelt nur den Kopf. "Nur Liam macht das. Ich glaube er möchte dadurch die Lage unter Kontrolle haben und wissen, ob irgendwer von uns mal wieder gesucht wird." "Wer wird am meisten gesucht?", bohre ich weiter nach und der Blondschopf lächelt verschmitzt. "Louis." 

Ich nicke und trinke wieder von meinem Tee. Der Gedanke daran, dass Louis nachts irgendwo in London herumläuft und Robin-Hood-like den Armen etwas von den Reichen gibt ist auf der einen Seite sorgebereitend, auf der anderen Seite jedoch macht es ihn nur noch interessanter, als er ohnehin schon ist. Auch, wenn er möglicherweise auch gar nicht Robin Hood spielt, sondern nur den kindischen Boobear, der sich die Nächte damit vertreibt alle möglichen Leute zu erschrecken. 

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