Kapitel 17

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Einer von ihnen macht bedrohlich langsam einen Schritt auf mich zu. Sofort weiche ich zurück und fast in die Arme eines anderen. Was soll ich bloß tun...? Der Dämon kommt mir näher.

Seine schwarzen Haare streifen beinahe schon meine Stirn und ich mache mich etwas kleiner um ihm auszuweichen. Fehlanzeige. Er nimmt mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und hebt somit meinen Kopf an. Ich versuche an ihm vorbeizusehen, aber seine dunklen Augen machen es kaum möglich. "Bleib ruhig, Hazel, zeig ihm deine Angst nicht.", höre ich es plötzlich in meinem Kopf und merke, dass es Zayns Stimme ist. Ich nicke minimal und hoffe, dass er das als Antwort sieht. "Ja, ich seh das, bin näher als du denkst." Ich bin erleichtert und seufze ungewollt. Mist! Der Dämon vor mir sieht mich verwirrt an, schnell registriert er meine Erleichterung und dreht sich um. Da steht Zayn mit blutroten Augen und in Hut und Mantel gehüllt. Bestimmt wegen der Sonne. Der Typ vor mir fletscht die Zähne. Strahlend weiß und gerade. Nicht so, wie man sich ein Dämonengebiss vorstellt. Er könnte getarnter Geschäftsmann sein. "Zayn!", ruft er gespielt freudig aus, "Du kommst genau richtig. Wie gehts... Niall?" Zayn schaut nun noch finsterer drein, als eh schon. "Verpiss dich von hier, Fenton." Der Dämon, Fenton heißt er also, geht nun ganz zu Zayn, kommt ihm aber nicht zu nahe. "Du denkst du kannst hier den Helden spielen, sehe ich das richtig? Ist die Kleine da eure Einhundertste Patientin, oder was? Wie oft habt ihr jetzt schon versucht einen von ihnen zu retten... Ihr werdet es nie schaffen, überlasst sie lieber uns, da ist sie besser aufgehoben" Er dreht sich zu mir um und leckt sich über die Lippen. Seine Zunge ist etwas spitzer als normal. Als er sich wieder umdreht, steht Zayn völlig aufgelöst da. Fentons Worte scheinen seinen wunden Punkt gefunden zu haben. Ich sehe förmlich in seinen Augen, dass die Trauer in Wut übergeht und er schlägt zu, direkt in die Magengrube seines Gegenüber. Fenton stöhnt auf und schnappt sich Zayns Arm. "Du wagst es nicht!", ruft Zayn aus. Ich will zu ihm rennen und ihn aus der misslichen Lage retten, doch einer der anderen hält mich fest, verschließt mit einem Tuch alle meine Atemwege. Ich keuche auf und bekomme keine Luft mehr. Kurz halte ich es aus, doch nach zwei Minuten, die mir unendlich lange vorkommen, lassen meine Beine nach und ich falle der Länge nach hin.

Kaltes Wasser läuft über mein Stirn. Mein Kopf tut weh, meine Lungen brennen. Ich öffne die Augen und sehe neben mir einen wachsamen Liam sitzen. "Oh, Gott sei Dank, du bist wach!", ruft er leise aus und lächelt. Ich lächle gequält zurück. "Mein Kopf... ", stöhne ich, "was ist passiert?" Er fasst mir vorsichtig auf die Stirn und drückt sie sanft wieder ins Kissen, da ich gerade hochkommen wollte. "Ich erzähl es dir später. Jetzt, da ich weiß, dass du stabil bist, kannst du auch gerne weiterschlafen. Es ist fast Null Uhr." Ich nicke langsam und lasse mich wieder ins Kissen fallen. 

*******

Zayn sieht schrecklich aus. Verprügelt. Getrocknetes Blut klebt an seiner Wange und sein Arm sieht gefährlich blau aus. "Es tut mir so Leid, Zayn.", sage ich und er nickt nur. "Schon gut, du konntest da nichts für." Ich sehe zu Boden. Ich hätte einfach nicht rausgehen sollen ohne die Jungs zu fragen. Da kommt mir James in den Sinn, den ich zuletzt bewusstlos am Wegrand gesehen habe. "Wo ist James?", frage ich panisch und die Jungs, die sie mit mir am Küchentisch versammelt haben, sehen mich verwirrt an. "Wer oder was ist James?", fragt Harry. "Er ist ein Junge, der mit der Titanic gesunken ist. Er ist ein Bekannter von mir, ich habe ihm heute Mittag kennengelernt, er brachte mich in die Stadt. Also wo ist er?"    "Aha", sagt Louis, "Das heißt du bist mit einem Geist gereist, versteh ich das richtig?" Ich nicke. "Pass auf, von wem du dich mitnehmen lässt", sagt Liam, "einige von ihnen verlangen ihren Preis, bis du ihnen diesen zahlst oder sie... tun unschöne Dinge mit dir. Aber keine Sorge, er hat vorhin hier angerufen, um sich nach dir zu erkundigen. Ich sagte, du würdest ihn zurückrufen." Ich nicke erfreut. "Wieso hast du uns nicht geholt? Wir hätten dich genau so schnell in die Stadt gebracht", bricht Louis mit einem Mal heraus. "Ich wollte nicht, dass ihr euch Sorgen macht, ich falle euch eh schon zur Last. Und ihr wart ohnehin beschäftigt", erwidere ich und bekomme nur ein allgemeines: "Zu recht hätten wir uns Sorgen gemacht!" zurück. Hm, stimmt... Nur Harry und Louis sehen sich ratlos an. "Wir haben nur... etwas rumexperimentiert. Mit neuen Kräften. Hat aber irgendwie nicht so hingehauen!", kichert Louis und Harry grinst. Aha. So ist das also. "Hey, denk nichts falsches von uns, Hazel. Louis und ich sind nur Freunde, ich schwöre." Harry. "Das ganze macht zwar einen anderen Eindruck, aber gut. Ich glaube dir.", denke ich und er lächelt mich an. "Fakt ist", sagt Liam, "Wir werden ab jetzt besser auf dich aufpassen. Das soll dich nicht eindrängen, aber bis du deine Kräfte vollständig und sicher drauf hast, ist es das Beste." Ich lasse geschlagen den Kopf hängen. In was habe ich mich da nur reingeritten. Dennoch nicke ich und sage kleinlaut: "Danke, Jungs. Ihr sorgt sehr gut für mich." Sie grinsen sich stolz an. Dann stehe ich auf und verlasse den Raum. Sofort springt Harry auf. "Meine Schicht beginnt wohl früher als gedacht", sagt er und kommt mir hinterher.

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