Kapitel 19

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Fenton's P.o.V:

Das Glas in meiner linken, die Waffe in der rechten Hand rede ich in einem scharfen Tonfall auf meinen kleinen Komplizen ein. "Dir kann wirklich nicht passieren, glaub mir. Ich schütz dir den Rücken, mach dir darum keinen Kopf." Der Knirps sieht mich unsicher an und nickt dann langsam. "Geht doch", sage ich und strecke ihm meine Hand über den Schreibtisch weg hin. "Okay, D-d-deal", sagt er und legt seine kleine verschwitzte Hand in meine. Ich schüttle diese nur kurz und halbherzig und wische mir danach demonstrativ die Hand an der Hose ab. Er kriecht förmlich aus dem Raum, so klein hab ich ihn bekommen. Er schließt die Tür hinter sich und ist dann endlich weg.

Doch ich bin nur kurz allein, kurze Zeit später öffnet sich die Tür wieder. "Fenton, es gibt Neuigkeiten!", ruft Carlos, einer meiner Anhänger, mir schon im Reinkommen entgegen. "Langsam, Kleiner", sage ich betont lässig, "du kannst auch klopfen, klar? Aber nun setz dich erst mal. Was hast du dem Boss denn so wichtiges zu erzählen...?" Carlos ist völlig außer Atem, er braucht einige Minuten bis sein Puls wieder so normal ist, dass er zu mir sprechen kann. "Also", beginnt er, "ich habe brillante Neuigkeiten. Das Zielobjekt wurde gesichtet. Man hat sie im Centre angetroffen und Jason hat sogar persönlich Bekanntschaft zu ihr gemacht!" Er sieht mich abwartend an. Aber seine Nachricht ist doch nicht die Welt. Darüber sollte er sich im Klaren sein. Das ist erst der Anfang des Ganzen.  "Okay", sage ich, "kannst du mir genaue Daten geben?" Er lässt den Kopf sinken, dann druckst er herum. Ich höre nur die Worte "Nicht richtig" und "vielleicht hat er ja mehr Infos".  Das reicht mir. Ich schwinge meinen Arsch aus dem Sessel und er zuckt zusammen. "Danke", sage ich nur und gehe an Carlos vorbei. Manchmal wünsche ich mir ehrlich gesagt einen Gegenüber, der nicht bei jeder meiner Bewegungen zusammenzuckt. Denn wer ein Auftreten wie ich hat, hat einen bekanntlich kleineren Freundeskreis. Und die Kerle sind dann die ganz harten. Beinahe so wie ich.

"Okay Leute", rufe ich in den Raum, "ihr wisst worum es geht. Heute fängt die Mission an, klar? Ihr habt eure Positionen, ihr habt eure Aufträge. Jetzt gebt mir ein paar Infos und wir sind durch für heute." Meine besten Spitzel gucken zu mir und durchbohren mich mit Blicken. "Im Centre", sagt Jean, "An der Straßenabzweigung zwischen Poetry und Singar." Ich nicke. "Weiter?" Ein anderer meldet sich zu Wort. "Zum späten Nachmittag hin war das. Sie und vier der fünf  Vampire wollten angeblich gerade zu einer bestimmten Kathleen. Keine Ahnung, wer das ist." Wieder ein Nicken meinerseits. Ich grinse bei dem Gedanken an diesen Niall, der mit einer Garantie von 99% nicht aus dem Krieg zurückkehren wird. Dafür sorgen meine Anhänger. Eine Geste mit der Hand reicht und die nächste Information verlässt einen der Münder. "Ich weiß, wer Kathleen ist. Sie arbeitet in ihrem eigenen Café an der eben genannten Straßenecke. Eine ehemalig sehr gute Freundin der fünf Vampire." Das reicht mir an Infos und ich sehe in die Runde. "Gut gearbeitet. Ihr seid zu mehr fähig, aber für heute war das trotzdem gut. Ihr könnt gehen. Morgen um die gleiche Uhrzeit hier." Sie zeigen mir den hochgestreckten Daumen und verschwinden. Muskulöse Kerle sind das. Bei Nacht will ein normal sterblicher denen bestimmt nicht begegnen.

"Fenton, da bist du ja", raunt mir eine weibliche Person zu, als ich meinen Privatabteil des Verstecks betrete. Eigentlich brauchen Typen, wie ich kein Versteck. Aber in dieser Situation bleibt mir keine Wahl. Denn in etwa zwei Wochen wird schwerst nach mir gesucht werden. Und dann will ich vorbereitet sein. Wer meinen Standort jetzt nicht kennt, der wird ihn auch zum genannten Zeitpunkt nicht kennen. Das Mädchen neben mir ist übrigens nicht meine Freundin, sondern mein Abendessen. Nur, dass sie davon noch nichts weiß. Sie schlingt die Arme von hinten um mich und küsst meinen Nacken, fährt dabei durch meine schwarzen Haare. "Ich steh total auf deinen Körper", sagt sie verführerisch und ich drehe mich zu ihr um. Ich küsse sie auf den Mund und wandere immer tiefer zu ihrem Hals. Sie seufzt leise auf. Nicht mehr lange wirst du so seufzen, denke ich und kralle meine Fingernägel in ihren Rücken. Sie wirft die langen, blonden Haare in den Rücken und schließt die Augen. Nein, nicht doch. Sie soll die Augen aufbehalten. "Sieh mich an, Süße", raune ich ihr ins Ohr und sie sieht zu mir auf. Direkt in meine Augen. Ich konzentriere mich auf ihre bestimmt ganz köstliche Seele und hypnotisiere sie. Mit einem Mal verfällt sie in eine gebückt aussehende Haltung und ihre Augen starren mich leblos an. Ihre Haut wird augenblicklich alt und runzelig, ihr gesamter Körper ist dem verfaulen nahe. Und das ist mein Stichwort.

Zufrieden wasche ich mir mein Gesicht und sehe in den Spiegel. Um so älter ich ihren Körper vor dem Zerfleischen mache, umso mehr jugendliche Schönheit springt für mich dabei raus. Und sie sah zum Ende hin echt grässlich aus. Ich lösche das Licht im Badezimmer und trete wieder zu dem... Körper? Wenn man es denn noch so nennen kann. Es ist eher eine anhäufung aus zufällig zusammengewürfelten Organen in einer dunkelroten Blutlaache. Ein Gesicht ist nicht mehr erkennbar. Ich sehe sie mit meinem eintrainierten Blick an und ihr Blut samt Körper sickert in den Boden ein. Den Rest erledigt die Natur. Und die kleinen Tiere, die sich da so rumtreiben. Zum Glück lebe ich nicht in einem Hochhaus. Aber unter der Erde zu leben ist jetzt auch kein Traum. Es ist zwar eine richtige Wohnung mit Strom, Wasser und Wänden sowie Boden und Decke aber... etwas zu schalldicht. Kein Autorauschen, kein Schreien der hilflosen Sterblichen, die  einem meiner Kollegen zum Fraß fallen. Nichts. Aber das wird sich bald ändern. Dann wird diese Wohnung zuwachs bekommen. Ich stelle mir schon genau vor, was man mit ihr nicht alles machen könnte. Aber zu erst wird sie zum Dämon gemacht. Denn wir hatten sie als Erstes im Visier. Sie gehört uns.

***Flashback***

Es ist ein normaler Abend, wie jeder andere auch. Ein Opfer hier, ein kleiner Überfall da... nichts besonderes. Doch dann erblickte ich dieses Mädchen auf der anderen Straßenseite. Sie war perfekt. Ihre braunen, leicht gelockten Haare wippten bei jedem ihrer Schritte auf und ab. Aber das war natürlich nicht das einzige, was auf-und-abwippte... Ich lächelte dreckig in mich hinein. Ihre Augen suchten in Menge jemanden. Plötzlich bemerkte ich auch  i h n.  Typischer, englischer Geschäftsmann. Kein besonderer. Leicht zu manipulieren. Sie fanden sich und steckten sich gleich die Zungen in die Hälse. Es widert mich an, dass einer wie er jemanden wie  s i e  hat. Ich sollte an seiner Stelle stehen. Seine braunen Haare stehen verwuschelt etwas ab und seine dunklen Glubscher sehen ihr verliebt in die Augen als sie sich gelöst haben. Und da entsteht er. Dieser teuflische Plan. Denn ein Dämon kann sich alles holen, was er will. Und sie wird dabei noch den angenehmsten Teil haben. Gleich nach mir.

***Flashback Ende***

Eine Woche später hypotiesierte ich ihn dann einfach. Direkt vor ihrem Date. Steckte ihm ein Bild von ihr mit einer obszönen Unterschritt in den Wagen und ließ ihn glauben, er habe das geschrieben. Sie selber kannte ihn gar nicht. Clarince. Sie wurde am nächsten Abend mein Opfer. Aber zurück zu ihr. Sie erwischte ihn also mit diesem Fake-Date und machte noch am Abend mit ihm Schluss. Aber dann passierte das, womit ich nicht gerechnet hatte. Sie brach zusammen und wurde von Ärzten mitgenommen. Ich hatte sie nicht mehr entdeckt. Doch in dieser einen Nacht sah ich sie dann wieder. Sie haute ab. Einfach weg vom Krankenhaus. Ich folgte ihr, bis sie nicht mehr konnte. Wollte sie holen. Doch diese Lappen von Vampiren kamen mir zuvor. Sie nahmen sie mit und ich wusste: sie würden auch sie zu einem Vampir machen wollen. Aber das würde ich im Endeffekt nicht zulassen. Ich weiß, dass sie schon gebissen wurde, aber wenn ich sie früher geholt hätte, wäre sie mir noch abgekratzt. Ich ließ die Jungs sie heilen und schmiedete schon am nächsten Plan. Und da kam dann die ganze Horde an Dämonen ins Spiel. Beschatten war angesagt. Sie weiß es noch nicht, aber ich habe Fotos von ihr, in denen sie nur in Unterwäschezu sehen ist. Ich frage mich langsam nur Eines: Warum bemerkt sie nicht, dass einer ihrer ach so tollen Kollegen regelmäßig unter Dämoneneinfluss steht?



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