Kapitel 34

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Anastasia's P.o.V:

Als Fenton mich damals in mein Zimmer gebracht hat, durchflutete mich eine Welle der Angst. Doch schon nach einiger Zeit lernte ich, mit der Situation klarzukommen. Und es wurde besser. Und plötzlich war ich in meinen Entführer verliebt. Alles ging so unheimlich schnell... 

Nun stehe ich wieder in meinem Zimmer und halte dieses Fotoalbum in den Händen, habe Tränen in den Augen und möchte eigentlich nicht in den wunderschönen Lügen der Vergangenheit wühlen. Aber etwas in mir möchte unbedingt noch einmal wissen, wie es war, das alles was damals passiert ist. Ein letztes Mal bevor ich mit allem abschließe und verschwinde. 

Fenton und ich sind endgültig auseinander gegangen. Wieso zerreißt es mich so sehr, dass ich meinen Entführer verlassen werde? Wo ich dort oben in der echten Welt doch ohnehin so etwas wie ein zweites Leben führe. Und James ist auch noch da. Einer der tollsten Jungen, den ich je kennengelernt habe. Trotz allem löst er in mir nicht das gleiche aus, was Fenton damals ausgelöst hat. Und eigentlich auch noch tut.

Ich schlage die erste Seite des Albums auf. Eine eingeklebte Zeichnung, die ich selber angefertigt habe. Sie zeigt einen kleinen Vampir, der sich im Spiegel betrachtet. Sein Spiegelbild zeigt einen Dämon. Wenn ich daran denke, wie ich das gezeichnet habe, muss ich lächeln. Dieses Album war beinahe so etwas wie ein Tagebuch für mich. Die Zeichnung stammt aus den ersten Tagen in diesem damals noch für mich als Verließ abgestempelten Zuhause. 

Die nächsten Seiten zeigen in richtiger, chronologischer Reihenfolge den Ablauf des Geschehens. Zu Anfang noch die Unsicherheit in meinen Augen. Auf jedem Foto war sie zu finden, die Unsicherheit und teilweise auch Angst. Meine Hände sind beinahe überall nervös ineinander verschlungen. Bis meine Finger irgendwann eine andere Hand gefunden haben. Die von meinem Freund Fenton. Mein Gesichtsausdruck wird ab diesen Bildern immer fröhlicher, lebensfroher. Genau wie auch seine Mimik. Ein Lächeln huscht hier und da über seine Lippen, feine Grübchen bilden sich um seine Mundwinkel. In einem Bild ähnelt er sogar schon ein wenig meinen damaligen besten Freund Harry Styles... Auf dem Foto sind Fentons Haare nämlich vom Wind ganz durchpustet, durch das Licht des Frühlings wirken seine Augen leicht grünlich und seine Hautfarbe weist einen Hauch von Farbe auf. 

Das war derselbe Frühling, in dem auch Jackson zur Welt kam. Das sieht man schon an meinem leicht runden Bauch auf dem eben erwähnten Foto. 

Wir waren damals unheimlich glücklich. Dachte ich. Denn insgeheim wollte Fenton das Kind von Anfang an nicht. 

Als ich gerade bei den einzigen paar Fotos mit unserem Baby begutachte und ungewollt aufschniefe, höre ich, wie die Tür leise knarrend geöffnet wird. 

Ich schaue verschreckt auf und wische mir mit dem Ärmel meines Pullovers über die Augen. Wer auch immer es ist soll meine Tränen nicht bemerken. 

Als ich sehe, wer den Raum betritt, schließe ich das Album und schmeiße es fast schon in die Kiste hinter mir. 

"Willst du das wirklich wegschmeißen?", fragt der Kerl mit den schwarzen Haaren mich. "Woher willst du wissen, ob ich es wegschmeiße?", frage ich monoton.  "Auf dem Karton steht: 'Dinge die ich wegschmeißen werde, ob ich es will...'", liest er vor, kann die nachträglich hin gekritzelten Worte allerdings nicht mehr lesen.  "Oder nicht", beende ich den Satz. Er nickt verstehend. 

"Kann ich dir irgendwie helfen, Fenton?", frage ich so sachlich wie möglich und beiße mir auf die Zunge. Der Kloß, der sich gerade in meinem Hals bildet, scheint mir gefährlich. Aber ich will nicht weinen. Nicht vor ihm und wenn möglich vor gar niemandem. Und eigentlich wollte ich das Album auch gar nicht wegschmeißen. Ich wollte es nur aus meinem und möglichst auch aus seinem Sichtfeld fern halten. 

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