Kapitel 40

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Hazel's P.o.V:

Das Blut pocht in meinen Adern, meine Beine bewegen sich starr und wie aus Eisen. Als wäre ich mechanisch. 

Meine Arme hingegen zittern und schlagen unkontrolliert um mich, reißen Bücher aus den Regalen und scheinen nur ein Ziel zu haben. Immer zu streben sie nach Louis, wollen ihn zwischen die Finger bekommen, nur, weil er die einzig lebendige Person hier ist. Abgesehen von mir. 

Ich versuche die Muskeln locker zu lassen, doch das macht es nur schlimmer. Mein Tempo nimmt zu und ich spanne mich wieder an, versuche nun, mich auf den Boden oder gegen eines der Regale zu schmeißen. Ohne Wirkung. 

So bleibt mir zunächst nichts anderes übrig, als Louis dabei zuzusehen, wie er mit allen Mitteln versucht, stärker als die Schattenmenschen zu sein. Mittlerweile hat er einen am Haken, packt ihn und zieht ihn hoch, rammt ihn in eines der Regale. Doch selbstverständlich scheitert er bei diesem und auch allen weiteren Versuchen daran, dass Schattenmenschen die unangenehme Fähigkeit haben, durch Wände, Böden und so auch Regale durchzufallen. Keiner von ihnen ist verletzt, sie machen weiter wie zuvor. Und ich gerate mehr und mehr in Angst und Panik. Wenn ich Louis töte, werde ich die nächste sein, die geht, das steht fest.

Mir schießen tausende Fragen und unpassende Antworten durch den Kopf. Kann ich diesen "Zerstör-Modus" irgendwie kontrollieren? Muss ich nur stark an die wirklichen Gegner, die Schattenmenschen in diesem Falle, denken? Kann ich das ausschalten? Ich muss mich kontrollieren...

Mein Blick ist nach wie vor auf Louis gerichtet und ich beginne damit, die umstehenden Wesen in mein Visier zu zwingen. Gerade habe ich einen, da bin ich eine Sekunde schwach und das Visier fällt zurück in seine alte Position. Ich versuche es erneut, doch es nützt nichts. Was kann mich bloß aufhalten? Die Bücher? Ein Gift? Der Tod? Ich werde beinahe wahnsinnig, stehe nun direkt hinter ihm und bekomme kein Wort heraus. Meine Stimmbänder sind wie aus Eis. "Louis!!!", krächze ich nach einigen Sekunden endlich und meine Hand schnellt nur ein paar Sekunden danach zu seiner Schulter. Er dreht sich um. 

In dem Moment kommen vier Personen um die Ecke gestürmt, sie sind so schnell, dass man sie kaum erkennen kann. Einer von ihnen trägt eine merkwürdige Maschine mit sich herum. Als die vier an mir vorbeilaufen, sehe ich an den blonden Haaren, dass es Niall ist, der eine Art Waffe dabei hat.

Mit einer unheimlichen Geschwindigkeit laufen drei von ihnen- Harry, Liam und Zayn- durch die Schattenmenschen hindurch und bremsen dann mit quietschenden Schuhen einige Meter weiter ab. Währenddessen springt Niall hoch, hält sich an einem der Regalbretter fest und hangelt sich noch höher. Er drückt einen seiner Knöpfe, die auf der Waffe zu finden sind und mit einem Mal bleibt die Zeit beinahe vollständig stehen. Keiner  bewegt sich mehr schneller als eine Schnecke. Niall bleibt also in der Luft hängen, seine Arme bewegen sich noch in normaler Geschwindigkeit, und nimmt die Waffe nun anders, er zielt auf die Schattenmenschen und zieht sie durch eine Röhre zu sich. Dort oben werden sie in eine Glaskugel gezogen. Ein lauter, greller Schrei ertönt und die gruseligen Wesen sind verschwunden.  Niall drückt einen Knopf und alles geht wieder schnell: er fällt zu Boden, hält sich jedoch auf den Beinen. Der Rest von uns macht da weiter, wo sie aufgehört haben. Harry, Liam und Zayn rutschen noch ein paar Zentimeter auf den Schuhen und Louis wendet sich nun ganz mir zu. Doch mein Zustand verbessert sich trotz des Sieges über die Schattenwesen kein bisschen. Schließlich ist Louis noch da...

"Hau ab!", sage ich, oder besser versuche es, denn wieder kommt es nur als ein leises Krächzen aus meinem Mund. Etwas kocht in mir hoch und ich komme immer weiter in Fahrt, möchte Blut, Todesopfer und aufblitzende Messerklingen sehen. Und auf der anderen Seite fürchte ich mich vor mir selbst. Einige Tränen rinnen meine Wangen hinab, das Visier verschärft sich und ich kralle mich in Louis' Schulter. Es scheint ihm wehzutun, doch er beißt die Zähne zusammen und legt seine Hand auf meine. Sieht mir in die Augen. Die Farben der Wirklichkeit blitzen vor mir auf, in dieser Sekunde ist nichts schwarz weiß.

Beautiful EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt