David

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Kapitel 3 

Maya nickte dankbar und drehte sich zu den Fahrstühlen, kam aber nicht einmal einen Schritt weit, denn es legte sich eine warme, große, kräftige Hand um ihren Arm und hielt sie auf. Mr. Hunter hielt sie fest, sah zu ihr herab und als er ihrem abwartenden Blick begegnete, verschwand die Wut vollständig aus seinem Gesicht.
Sie wusste nicht genau, was da bei ihm gerade passierte, aber plötzlich waren da diese unglaublich schönen Züge in seinem Gesicht, die tatsächlich etwas Weiches an sich hatten. Er lächelte nicht, sie war sich sicher, dass er zu dem Typ Mann gehörte, der niemals lächelte, aber das war nichts, womit sie nicht umgehen konnte. Maya würde sich niemals wieder von einem Mann einschüchtern lassen, bis auf Damien. Sie wusste nicht warum, war sich aber absolut sicher, dass sie ihren Stiefbruder mit dieser tonnenschweren Aura, die einem das Gefühl gab, in die Knie sinken zu müssen, immer als einschüchternd empfinden würde.
Er sah sie lange an, musterte ihre Gesichtszüge, dann den Rest ihres Körpers und ja, er war eben auch nur ein Mann und Maya selbstbewusst genug, um zu wissen, dass sie auf eine professionelle Art und Weise heiß aussah. Das kurze Aufflammen in seinem Blick verschwand aber fast sofort wieder und etwas Lauerndes trat an seine Stelle. Er hatte nicht vor, sich anmerken zu lassen, dass sie ihm gefiel, doch die Art und Weise wie sich seine Pupillen kurz weiteten, hatten ihn bereits verraten.
„Wie ist Ihr Name?", fragte er fordernd. Er war daran gewöhnt zu bekommen, was er wollte. Das erinnerte Maya daran, wie Damien ihr Befehle erteilt hatte. Nur kurz, aber es reichte, um Mr Hunter ein falsches Signal zu senden. Sie konnte nur hoffen, dass er schnell begreifen würde, dass nicht er für das plötzliche brennen in ihren Wangen verantwortlich war, sondern die Erinnerung an einen anderen Mann. Sie machte sich von ihm los.
„Wenn Sie mir die Rechnung schicken wollen, hinterlegen Sie sie einfach hier am Empfang", meinte sie, hob ihre Nase ein Stück, um arrogant zu wirken und verschwand mit langen Schritten zu den Fahrstühlen.
Maya hatte kein Interesse daran, mit anderen Männern anzubändeln und obwohl Mr Hunter attraktiv und erfahren genug erschien, um sofort zu erkennen, welche Bedürfnisse sie im Bett hatte, war er doch keine Alternative. Sie wollte nur einen Mann, doch den würde sie zuvor erst einmal gehörig in Schwitzen bringen müssen. Strafe musste eben sein.
Doch es schien, als würde diese Firma nur Männer beherbergen, die ein „nein" einfach nicht verstehen wollten. Noch bevor sich die Fahrstuhltüren schlossen, glitt eine Hand dazwischen und Mr Hunter drängte sich zusammen mit ihr in die kleine Kabine. Maya rutschte das Herz in die Hose und sie überlegte sich ernsthaft, ob sie den düster dreinblickenden Mann im Notfall auf ihre wahre Identität aufmerksam machen sollte, damit er sie in Ruhe ließ. Doch das war nur der letzte Ausweg. Der allerletzte.
„Maya Bell. Der passt zu Ihnen", sagte er und Maya drückte sich in eine Ecke des Aufzugs, um so viel Abstand wie möglich von ihm zu haben. Es war beunruhigend seinen Blick auf sich zu spüren, aber sie weigerte sich einfach Angst vor ihm zu haben. Männer wie er liebten es ängstliche Mädchen in die Ecke zu treiben, das gab ihnen ein Gefühl von Macht.
Also straffte Sie die Schultern, prustete nur abfällig und blickte wütend zu ihm hinauf. Er hatte ihren Namen hundertprozentig von der Empfangsdame bekommen. Vielleicht war sie Maya doch nicht ganz so sympathisch.
„Sie haben keinerlei Sinn für Privatsphäre, oder?"
Er grinste breit und ließ seinen Blick unverhohlen erst zu ihrem Mund, dann zu ihren Brüsten schweifen.
„Oh, für Sie kann ich sehr privat werden." Er baggerte sie an. Eindeutig. Doch während die alte Maya noch tiefrot angelaufen wäre, zog sie nur eine Augenbraue nach oben und betrachtete ihn ebenfalls von Kopf bis Fuß, doch ihr Urteil war nicht so freundlich wie seines.
„Ich verzichte." Dann kam ihr Stockwerk und mit leicht gehobenem Kinn und sicherem Gang schritt sie aus dem Aufzug und ließ den Jäger allein zurück.


David Hunter sah der jungen Frau hinterher, die ihn gerade so abfällig gemustert und dann ganz offensichtlich als nicht interessant genug abgestempelt hatte. Für eine Praktikantin war sie eindeutig viel zu frech und für eine Frau, die eine solch unterwürfige Ader ausstrahlte, viel zu sehr von sich überzeugt. Er hasste solche Frauen und liebte sie zugleich. Er würde lügen, wenn er sagte, dass diese rothaarige Schönheit sein Ego nicht verletzt hatte, aber sie hatte ihn nicht vernichtet. Ganz im Gegenteil: Umso misslauniger sie geworden war, umso bissiger ihre Antworten wurden, umso mehr weckte es einen Hunger in ihm, den schon lange keine Frau mehr in ihm geweckt hatte.

Maya Bell. Er würde es genießen sie zu jagen und sich dann Stück für Stück Untertan zu machen. Gierig beobachtete er ihren Hintern dabei, wie er sich entfernte und tippte eine kurze Nachricht an seinen Sekretär, der herausbekommen sollte, wo Maya ihr Praktikum absolvierte. Er würde sich schon etwas einfallen lassen, um dafür zu sorgen, dass sie eine Stelle unter ihm erhielt. Und er meinte das genauso Doppeldeutig, wie es klang. 

Gerade als er eine zweite Nachricht an sein abendliches Date verschicken wollte, trudelte eine Kurzmitteilung von Damien Dust auf seinem Handy ein. Er hasste diesen Scheißkerl, genauso sehr, wie er ihn einmal geliebt hatte. Sie waren zusammen auf der Universität gewesen und hatten zusammen diese Firma gegründet und sie wären auch noch heute gut befreundet, wenn sein psychotischer Halbbruder nicht wäre, den er immer im Schutz genommen hatte.
>>Ich warte nicht auf dich, Hunter.<< Das war alles, was in der Nachricht stand und als er die Chefetage erreichte und das Büro betrat, dass seinem ehemaligen Freund und heute schärfsten Konkurrenten gehörte, konnte er sich ein abfälliges Grinsen nicht verkneifen.

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