überraschendes Interesse

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Kapitel 17:
Es war nicht einmal halb so schlimm, wie sie am Anfang vermutet hatte. Hunter war mehr als übellaunig sobald sie das Büro betraten und bereits drei schlaksige Männer darauf warteten, mit ihm zu reden. Sie schienen sich über die Miene ihres Bosses nicht zu wundern und mit Erleichterung stellte Mayas fest, dass dies wohl sein normales Naturell war. Es hatte nichts mit ihr zu tun, dass er wütend war, er war einfach immer wütend.
Als Maya sich von Kathleen den zweiten Bürotisch, direkt neben ihrem eigenen zeigen ließ, an dem sie jetzt arbeiten würde, dachte Maya über die Ähnlichkeiten nach, die Hunter und Damien miteinander verband. Damien war kalt und kalkuliert, fast immer beherrscht und so undurchschaubar, dass er mit Hunter auf den ersten Blick nichts gemeinsam hatte. Hunter war auf eine aufdringliche Art und Weise charmant und schien sich viel eher von Gefühlen steuern zu lassen, als Damien es je tun würde. Verdammt, wahrscheinlich wäre es sehr viel leichter gewesen den Griesgram im Büro neben ihr zu verführen, als diesen Eisblock von Damien Dust.
Ach wenn er in der vergangenen Nacht alles andere als eisig und beherrscht gewesen war. Bei der Erinnerung zogen sich ihre Brustspitzen erregt zusammen und ihre Schenkel zitterten voller Vorfreude. Ja, sie war noch immer sauer auf ihn, aber wie bereits das erste Mal, als sie wütend auf ihn gewesen war, änderte es einfach gar nichts. Sie wollte ihn. Sie wollte ihn mehr, als alles andere.
„Ich werde dich an deinem ersten Tag nicht allzu sehr überfordern, erwarte aber, dass du mir eine wirkliche Hilfe bist, sobald du dich eingelebt hast", unterbrach Kathleen sie bei ihren Gedanken. Maya wusste ganz genau, dass Kathleen die Feindseligkeit in ihren Augen nie zum Ausdruck bringen würde, denn sie beide wussten, dass Maya aufgrund ihrer familiären Verbindung am längeren Hebel saß. Dennoch war sie nur eine Praktikantin und der Sekretärin damit offiziell unterstellt. Durch diese merkwürdige Konstellation mussten sie sich beide Kämpfen.
Maya nickte und versuchte sich in einem freundlichen Lächeln, das Kathleen nur zittrig erwiderte. Nein, sie würden ganz sicher keine Freunde werden, aber vielleicht würde Kathleen diese hasserfüllten Seitenblicke sein lassen, sobald sie verstand, dass Maya nichts von Hunter wollte.
„Also fangen wir damit an, dass wir diese Kröten im Zaum halten", nuschelte Kathleen und betrachtete damit die Männer, von denen einige so klischeehafte Nerds darstellten, dass Maya fast schlecht wurde. Ein paar der Männer aber schien halbwegs normal zu sein, sofern man von den hungrigen Blicken absah, die sie Kathleen und nun auch Maya heimlich zuwarfen.
Maya erwischte einen großen, dünnen Kerl genau dabei, als sie den Blick hob und von Kathleen aufsah. Schnell sah er weg und Maya runzelte die Stirn.
„Daran wirst du dich gewöhnen müssen, für die ist weiblicher Umgang nicht gerade alltäglich."
„Echt jetzt? Ich dachte das wäre ein Vorurteil über Software-Entwicklern", gab Maya skeptisch zurück. Kathleen grinste breit.
„Tja, das beißt die Ratte selbst in den Schwanz. Niemand spricht freiwillig mit Mr. Hunter und wenn es wer macht, dann meistens nur, um einen Blick auf irgendeine Verwaltungsangestellte zu erhaschen und das haben meistens nur die ganz Verzweifelten nötig. Mit deinem Gesicht solltest du das gewohnt sein." Der Neid in ihrer Stimme war unverkennbar und die Provokation ein Köder, den Maya nicht schlucken würde. Egal wie sehr diese Frau Maya auch reizte, sie würde hier sicher nicht die Zicke spielen. Also überging sie den Kommentar einfach.
„Also gibt es noch Männer in diesem Gebäude die nicht aussehen, als wären sie der Pubertät entsprungen und leiden unter Samenstau?" Es sollte lustig gemeint sein und Kathleen zum lächeln bringen. Eventuell sogar die Stimmung aufheitern, doch Mr. Hunters Sekretärin machte den Eindruck, als wolle sie einfach falsch verstehen.
„Die Suche nach einem Mann verlegst du besser auf deine Freizeit!", erwiderte sie scharf und Maya wollte gerade den Mund öffnen um etwas dazu zu sagen, schloss ihn dann aber wieder.
Sie wollte nicht die Zicke sein. Sie wollte nicht die Zicke sein.
Also holte sie tief Luft und ließ sich von Kathleen ihre ersten Arbeiten auftragen, die tatsächlich sehr anspruchsvoll waren. Wie es aussah tat die Frau tatsächlich mehr, als nur Hunters Anzüge aus der Reinigung zu holen, sie bereitete die Portfolios für die Investoren vor. Verband die Beschreibung der Programmierer und Technikdesigner und fügte dabei Hunters Überlegungen hinzu. Interessant war auch, dass jeder Investor eine individuelle Zusammenfassung bekam und nicht jeder die selbe, was sicher nicht so aufwändig aber wahrscheinlich auch nicht so gewinnbringend gewesen wäre.
„Unser Hauptgeldgeber ist selbstverständlich Dust-Industries, da er unser Mutterkonzern ist. Aber auch andere Unternehmen investieren in unsere Produkte und jeder hat dafür andere Motive. Manchen geht es um Innovation, andere um Variation und andere lediglich rein um Gewinnmaximierung. So unterschiedlich die Motive sind, legt jeder Investor sein Augenmerk auf einen anderen Schwerpunkt im gleichen Produkt. Deswegen bekommt jeder eine andere Zusammenfassung." Kathleen bot ihr eine grobe Einsicht und erklärte sehr gut, worauf es genau ankam und Maya musste überrascht feststellen, dass es sie bereits nach wenigen Sätzen wirklich und ernsthaft interessierte. Definitiv interessanter, als die zahllosen Abschriften, die sie an ihrem ersten Tag geleitest hatte.
„Ich möchte, dass du dich heute mit unseren momentan laufenden Produkten und deren aktuellen Investoren, als auch mit den in der in Planung befindlichen Ideen auseinander setzt. Du musst ein Gefühl dafür bekommen, wer welches Ziel verfolgt und wer sich potenziell für unsere Ideen interessieren könnte."
„Sollte ich dazu nicht auch sehen, in was diese Unternehmen bereits investieren? Sie werden nicht zwei mal in das gleiche Geld reinbuttern", meinte Maya und Kathleen schenkte ihr ein herablassendes Lächeln.
„Sollte man, aber damit wirst du wohl kein großen Erfolg haben. Es gibt nichts Geheimeres in einem Unternehmen, als die Investitionen in den nächsten Schritt." Natürlich. Maya hätte sich selbst am liebsten auf die Zunge gebissen. Das hätte sie selbst wissen können.
Also nahm sie sich vor an diesem Tag keine altklugen Ratschläge mehr von sich zu geben und fing an sich mit der Arbeit, die ihr Kathleen aufgab,zu beschäftigen. Trotz der Missgunst, die Kathleen zweifellos für sie hegte, beantwortete sie jede Frage, die Maya hatte und bemühte sich ihr zu helfen. Zumindest solange, bis Hunter den Kopf aus seinem Büro streckte und Maya zu sich herein zitierte.
Da glühten die Augen der Frau wieder vor Eifersucht und sie hätte gerade selbst nichts lieber gemacht, als fortzurennen, denn jede Unterredung die Hunter mit ihr führen wollte, war potenziell beschissen.

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