Gebrochen

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Kapitel 40:

Maya kämpfte sich durch das Unterholz und achtete weder auf ihre furchtbaren Kopfschmerzen, noch auf das Gestrüpp, dass ihr die Haut ihrer nackten Füße und Beine aufriss. Sie rannte einfach nur, würde lieber hier draußen in der Wildnis zugrunde gehen, als sich von diesem Mann jemals wieder anfassen zu lassen. Sie rannte und sie hörte, dass Markus ihr folgte.
„Komm zu deinem Lieblings Bruder, Maya-Schatz." Seine Stimme war so anders. Hatte sein Wahnsinn jemals so dicht unter der Oberfläche gelegen, wie in diesem Moment? Klangen alle Monster so wie er? Ein rauschender, friedlicher Bass. Dem man für ungemein sexy halten können, wenn man nicht wusste worauf man achten musste. Auf die Ungeduld, die mit ihr mitschwang, auf das leise Kichern, als er über seine eigenen Worte lachte.
Auf das Vergnügen was er bei dieser Hetzjagd empfand.
Einer von Mayas Ellenbogen schlug gegen einen Zweig und sie war für eine Sekunde so abgelenkt, dass in einen Dornenbusch trat. Sie bis sich auf die Zunge um keinen Laut von sich zu geben, ließ sich auf die Hände fallen, um die tiefen Dornen aus ihren Füßen zu ziehen und erhob sich dann langsam wieder.
Nun war sie achtsamer, versuchte Hacken zu schlagen, um Markus abzuwimmeln und machte mit Absicht Lärm um dann schnell eine andere Richtung einzuschlagen. Ihre Schritten wurden langsamer, ihre Muskeln schmerzten und das brennen in ihren Lungen wollte nicht aufhören, dennoch besann sie sich darauf, zwar leise aber dennoch schnell von ihm fortzukommen.
„Maaaayaaaaa. Ich bitte dich, provoziere mich nicht. Komm zu mir!" Die Stimme kam aus einer komplett anderen Richtung, klang sehr viel entfernter. Sie schöpfte Hoffnung, doch Markus bemerkte schnell, dass er ebenfalls in die falsche Richtung ging.
Dann hörte sie einen gefährlichen Schrei. Die Dornen mussten ihn ebenfalls erwischt haben. Und das machte ihn wütend, sehr wütend.
„Maaayaaaa. ICH SCHLAGE DIR DEINEN VERDAMMTEN SCHÄDEL EIN!", brüllte er durch den Wald und Maya beachtete seine Drohung nicht weiter. Sie musste zurück zur Straße kommen und auf ein Auto hoffen, dass ihr helfen konnte zu entkommen. Markus war tief im Wald, wenn sie Glück hatte, würde er sich das Bein brechen und nie auf die Idee kommen, dass sie zurückgehen würde.
Darauf hoffte sie und schlich sich den Weg zurück, möglichst mit einem weiten Bogen von der Stelle, von der er aus gebrüllt hatte. Nun brüllte er nicht mehr, doch sie hörte ab und dann ein Knacken in der weiter Ferne. Er ging tiefer in den Wald, weil er glaubte sie tue es auch. Das Herz dröhnte aufgeregt in ihrer Brust.
Ob sein Handy noch in Takt war? Er hatte es auf den Beifahrersitz geworfen, nach seinem Telefonat. Wenn sie es fand würde sie Hilfe rufen können, dann würde sie....
Eine Hand griff aus dem Nichts nach ihrer Schulter und eine Faust traf sie so hart ins Gesicht, das es ein Wunder war, dabei nichts Knacken zu hören. Maya wurde zurückgeschleudert, eine Hand krallte sich brutal in ihr Haar und ihr Kopf wurde gegen einen Baum gerammt.
„Das wirst du mir büßen, Schlampe!", knurrte er absolut wahnsinnig in ihr Ohr.
Ohne das Adrenalin in ihrem Körper wäre sie zusammen gesunken, aber stattdessen kämpfte sie wie der Teufel. Maya trat nach Markus, versenkte ihre Fingernägel in seinen Arm bis er blutete und biss ihn sogar, als er versuchte sie in den Schwitzkasten zu nehmen.
Er schrie auf, ließ etwas locker und sie rammte ihn ihren Ellenbogen in seinen Magen. Mit einem Schrei kippte sie vornüber, zurück auf die nasse Wiese und begann aufs Neue zu rennen, doch da trat Markus ihr einfach in die Waden und sie viel wieder. Diesmal ohne rechtzeitig auf die Beine zu kommen.
„Das wird jetzt wohl lustig, nicht, Maya?", presste er hervor, bevor er einen seiner schweren Stiefel zwischen ihre Schulterblätter setzte und sie wieder nach unten drückte, als sie versuchte aufzustehen.
„Ich sollte dir die Beine brechen, dann die Arme. Dann werde dich ein paar mal vergewaltigen und ganz langsam in Stücke schneiden. Was hältst du davon?", fragte er, versetzte ihr einen Tritt auf ihren Fuß, der tatsächlich in einem alles durchdringenden Knacken nachgab.
Maya schrie auf, gab aber nicht auf. Ihre Hände rissen Erde aus dem Boden unter ihr und sie warf damit nach ihm, wollte sich nicht geschlagen geben, nicht zulassen tatsächlich sein Opfer zu werden.
Markus lachte nur, als er die Erdbrocken von seinen Schultern wischte, hielt sie weiter unten trat gegen ihren anderen Fuß, rutschte aber durch ihr Gezappel ab und brach ihn nicht. Wieder warf sie Erde nach ihm und diesmal knurrte er wütend. Sie hatte sein Gesicht getroffen.
„Na warte. Du wirst darum bettel sterben zu dürfen!"
Er legte seine Knie auf ihren Rücken, griff wieder in ihre Haare und zog fest daran. Markus versuchte sie zum Stillhalten zu bewegen, um ihr auch den zweiten Fuß brechen zu können. Wie ein Kind, das der Fliege die Flügel ausriss.
Nein würde sie nicht!
Maya schwor sich niemals zu betteln, egal was er mit ihr machte.
Auch wenn er ihr die Arme und Beine brach und sich an ihr verging.
Nein, sie würde nicht betteln!
Sie würde überleben und ihn mit ihren eigenen Händen umzubringen!
Das Schwor sie sich.
Ein Körper knallte auf ihren und riss Markus von ihr herunter. Der Schmerz hatte sie so sehr gelähmt, dass sie es nicht sofort bemerkte. Es kroch ganz leicht in ihr Bewusstsein und als sie endlich den Kopf herumdrehte um zu sehen, was geschehen war, sah sie nur zwei Männer, die auf der Wiese miteinander rangen.
Sie erkannte sie nicht, aber da sie wusste, dass einer von beiden Markus sein musste, konnte sie nur hoffen, dass der Andere gewann. Markus krachte mit dem Rücken zum Boden und kämpfte mit dem Mann, der sich auf ihn setzte und mit der rechten Faust sein Gesicht bearbeitete, allerdings nur so lange bis Markus ihn von sich herunterbekam und zwei Tritte gegen sein Gesicht landete.
Für einen kurzen Moment hielt Maya den Atem an, weil sie dunkle Haare fliegen sah und sie kurz glaube es sei Damien, doch es war nicht Damien. Es war Hunter.  

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