Ideen

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Kapitel 31

Im Büro angekommen, herrschte eine merkwürdige Stimmung. Wie Mäuse wuselten die Frauen und Männer in der Geschäftsetage herum, telefonierten und schrieben hektische E-Mails. In ihren Gesichtern stand Angst und Maya konnte es ihnen nur allzu gut nachempfinden. Wenn man herausfand, dass Damien Dust einen auf den Kieker hatte, war das ein wahr gewordener Alptraum. Maya war sicher das Ricarda gerade dabei war ihnen noch mehr Angst einzujagen, um sie untergehen zu lassen und das mit einem unglaublichen durchhalte Vermögen, der selbst die größten Wirtschaftsbosse den kalten Schweiß auf die Stirn trieb. Diese Leute hier handelten nicht aus treue zum Unternehmen, ihre private Existenz stand auf dem Spiel und Maya war entschlossener den je, ihnen zu helfen.
In einem fast unauffälligen Moment schlüpfte sie zu ihrem Arbeitsplatz, schaffte es, nicht von Kathleen entdeckt zu werden und schob sich dann ihn das Büro von Mr. Hunter. Sie blieb an der Tür stehen, starrte auf den breiten muskulösen Rücken, der durch die Weste über seinen hellen Hemd nur noch beeindruckender schien und war sich für einen Moment sicher, dass sie sich auf ihn eingelassen hätte, wäre sie nicht so furchtbar verknallt in Damien. Ob sie sich für den richtigen Mann entschieden hatte? Maya bezweifelte es stark, Damien war kälter, furchteinflößender und ganz sicher undurchsichtiger als Hunter.
Aber so war es nun mal und sie wollte nichts daran ändern, besonders nicht jetzt, wo sie quasi mit Damien zusammen wahr – nun ja sie würde es zumindest sein, sobald sie ihm beigebracht hatte, was das Wort Beziehung bedeutete.
Damien hatte offensichtlich keine Ahnung, wie man sich bei sowas verhielt. Maya würde es ihm zeigen müssen, was im ersten Moment süß klang im zweiten aber bedeutete, dass sie eine ganze Menge kämpfte, noch vor sich hatte. Damien war niemand der sich belehren ließ.
Während ihrer Überlegungen, hatte Hunter das Gespräch beendet, dass er an seinem Geführt hatte und sich in einen Anflug von Resignation und Schwäche mit der Hand an dem Panoramafenster abgestürzt. Ob die Kühle des Glases ihm dabei half die schlechte Nachricht zu verarbeiten, die er gerade bekommen hatte? Sicherlich nicht, aber sie würde es.
„Mein Bruder hat vor Sie zu ruinieren", sagte sie fast schon gelangweilt und war etwas enttäuscht, dass er weder erschrocken zusammenzuckte, noch sich zu ihr herumdrehte. Hatte er etwa gewusst, dass sie hier stand und ihn beobachtete?
„Danke, dass weiß ich bereits." Seine Stimme klang erschöpft und ein Anflug von Mitleid überkam Maya. Sie sollte ihn nicht länger als nötig auf die Folter spannen.
„Aber ich weiß wie wir das verhindern können", begann sie großspurig. Hunter drehte sich zu ihr um, sein unendlich dunkler Blick legte sich auf sie und es lag alles andere als Begehren darin. Wie es aussah, war sein Interesse abgeklungen, was gut war, denn so ließ es sich besser arbeiten aber ... naja sie war auch etwas enttäuscht.
„Wir?", fragte er mit einer Betonung, die ganz deutlich machte, dass er nicht der Meinung war, dass es überhaupt ein „Wir" gab.
„Ja, WIR. Ich bin eine Mitarbeiterin Ihres Unternehmens oder etwa nicht?"
„Einen Umstand denn ich langsam anfange zu bedauern. Aber gut. Welche grandiose Idee hat den meine neue Praktikantin, die erst einen Tag hier arbeitet?" Er war sauer und das nicht nur auf Damien. Er gab ihr definitiv eine Mitschuld an seiner Lage – was so auch nicht ganz falsch war. Leider, denn so kam sie zum ersten Mann auch mit seiner furchteinflößenden Art in Berührung. Sie war nicht ganz so kalt wie die von Damien. Wenn Damien ein Eisblock war, dann brannte Hunters Wut heiß wie eine blaue Flamme. Vielleicht war dies ein Charakterzug, den alle Männer in solchen Positionen haben mussten.
„Insider wissen!", fuhr sie mit einem zittrigen Lächeln fort, der ihre Angst verbergen sollte, „Damien hat Ihnen die Mittel gestrichen und sie führen Eigenkapital ins Unternehmen, um eine Pleite zu verhindern, aber diese Notbeatmung kann nicht ewig so weitergehen, sie brauchen Investoren, wenn sie nicht auch noch in Privatinsolvenz schlittern möchten."
Er grinste. Grausam kalt und wenig beeindruckt von ihren Gedankengängen, aber noch hatte sie auch nichts von ihrem Plan verraten.
„Danke, darauf wäre ich nie gekommen." Sarkasmus. Bitterer, triefender Sarkasmus. Oh, Hunter konnte mindestens ein genauso großes Arschloch sein, wie Damien und Maya musste sich auf die Zunge beißen, um ihr Temperament zu zügeln. Wie gerne hätte sie ihm jetzt ein Glas Wasser ins Gesicht geschüttet. Aber das konnte sie nach der Offenbarung ihres genialen Plans auch noch machen.
„Ricarda wird jeden einschüchtern, der auch nur daran denkt, in diese Firma zu investieren. Aber wir sind ihr einen Schritt voraus." So. Jetzt runzelte er die Stirn und als er wieder ein nachbohrendes
„Ach ja?", zum besten gab. Klang es ernst gemeint. Keine Verhöhnung. Maya nickte stolz.
„Ja. Wir kennen unsere potenziellen Investoren, wir führen Buch über sie, das ist unser Job.", einen den vor allem Kathleen meisterlich beherrscht. Ihr Wissen über die Firmen, die in ihre Produkte Investieren war umfangreich und kaum mit etwas anderen aufzuwiegen. Sie mochte eine eifersüchtige Zicke sein, aber sie war eine wirklich gute, eifersüchtige Zicke.
„Ob wir schneller sind, als sie spielt keine Rolle, niemand wird in uns investieren. Damien hat mir ganz offensichtlich den Kampf angesagt und seine Bulldogge losgelassen." Damit meinte er ganz sicher Ricarda und Maya musste zugeben, dass er Vergleich mehr als zutraf. Die Frau war großartig.
„Die Meisten werden zu große Angst haben, ihre eigenen Handelsbeziehungen mit Dust-Industries zu riskieren." Das stimmte. Allerdings war diese offensichtliche Schlussfolgerung auch Damiens größte Schwäche.
„Ach, er ist sauer auf uns? Das wusste ich gar nicht, woher wissen die Anderen das?", flötete sie gespielt scheinheilig. Hunter stützte sich mit einer Hand auf den Tisch ab und beute sich wie ein wild gewordener Tiger zu ihr herüber, während sie immer noch lässig an der Tür stand. Das konnte sie gut, Damien tat das andauernd und sie hatte offensichtlich beim Besten gelernt.
„Maya! Er hat die Aktie abstürzen lassen, es ist für alle offensichtlich, dass er..." Wer hatte ihn erlaubt, sie beim Vornahmen zu nennen? Aber gut. Schwamm drüber.
„Tatsächlich? Das ist aber merkwürdig. Wieso sollte Damien seine geliebte Stiefschwester persönlich in der Geschäftsführung bei dir, einen alten Freund, unterbringen, wenn er vorhat das alles zu zerstören?" Hunter sah sie mit gerunzelter Stirn an, schien zu überlegen, was sie damit andeuten wollte. Maya half ihm nach.
„Wurde mein Übernahmevertrag nicht persönlich von seinem Büro unterzeichnet?"
Jetzt schien er es zu schnallen. Damien posaunte seine Absichten nicht heraus. Er hatte sich nicht öffentlich von Hunter losgesagt, das wäre unter seiner Würde und das würde Maya ausnutzen. Wenn man keinen persönlichen Rachefeldzug von Damien vermutete, war dies wirtschaftlich ein ziemlich merkwürdiger Schritt. Damien verlor Millionen und war nicht dafür bekannt persönliches und geschäftliches zu vermischen. Hunter so fertig zu machen passte nicht zu ihm – wenn man den Hintergrund nicht kannte. Es sprach vieles dafür, dass dies hier auch ein böser Fehler war und wenn es nur ein Fehler war, gab es keinen Grund Damiens Rache zu fürchten, wenn man investierte.  

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