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  Kapitel 4

„Du wartest nicht auf mich, Dust? So ein Zufall, ich habe nämlich auch nicht auf dich gewartet", meinte David und warf ihm eine Akte auf den leeren Schreibtisch. Ganz offensichtlich hatte sich Damien doch etwas Zeit für ihn freigeschaufelt.
„Du hast das Patent ohne Dust Industries angemeldet?", fragte Damien ungläubig und David zuckte mit den Schultern. Wobei seine Gedanken kurz wieder zu der frechen Rothaarigen glitten, der er vorhin begegnet war.
„Ich hab es satt mich mit den Krümeln zufrieden zu geben, die du mir gibst. Ich habe das hier mitgründet und du hast mich raus gedrängt und kommst nur noch an, wenn du etwas von mir benötigst." Damiens silberne Augen verengten sich bösartig. Die Ringe unter seinen Augen waren tief und er sah sogar etwas blass aus. Er würde ja fragen, was genau mit ihm los war, doch er glaubte, die Antwort bereits zu kennen.
Ein gehässiges Grinsen breitete sich auf Davids Gesicht aus. Er liebte es, wenn er letztendlich recht behielt.
„Na, hat dein durchgeknallter Bruder dich wieder auf trapp gehalten? Haben sie ihn schon in eine Zwangsjacke gesteckt?"
„Genau wegen solchen Sätzen bist du da, wo du jetzt bist. Ich habe dir die Wahl gelassen, du bist gegangen, mach mich nicht für deine Entscheidungen verantwortlich", meinte sein ehemaliger Freund nur kühl und Hunter blieb genauso regungslos wie Damien. So einfach, wie er es darstellte, war es nicht. Damien hatte mit dem Gedanken gespielt, seinen Bruder in die Geschäfte einzubinden und David dazu aufgefordert, ihn dabei zu unterstützen oder seine Position aufzugeben.
Keine Ahnung wie Damien es schaffte diese Aura des blanken Wahnsinns bei Marcus zu ignorieren, aber David wollte nichts mit ihm zu tun haben. Letztendlich hatte es sowieso nicht funktioniert. Dennoch hatte er kein Interesse daran, wieder an Damiens Seite zu stehen. Er hatte ihm einfach noch nicht verziehen.
„Tja, mir die Wahl zulassen ist schon immer eine schlechte Idee gewesen, hm? Wie die, einen anderen Investor zu finden, um das Patent anzumelden oder dir den Großteil des Gewinns zu überlassen." Streng genommen waren Damiens Forderungen angemessen gewesen, aber Hunter hatte ihm einfach eine auswischen wollen. David arbeitete in der Forschung und der Programmierung und saß somit genau an der Quelle der neuesten Entwicklungen. Um sich einseitigen Einflüssen zu entziehen und Handlungsspielraum zu gewinnen, hatte sich die Abteilung als Selbstständig von ihrem Schöpfer Dust Industries erklärt, obwohl ihr Hauptinvestor noch immer Damien Dust und seine Firma waren. Doch im Prinzip bedeutete es nicht, dass er auch etwas dafür erhielt, dass er die Forschungen bezahlte und das fiel ihm gerade auf die Füße.
„Okay, Hunter. Du hast doch sicher nicht um dieses Gespräch gebeten, weil du mir dein spöttisches Grinsen und dein bekleckertes Hemd vorführen willst", meinte Damien kalt ohne sich seine Wut anmerken zu lassen. Er war gerade über den Tisch gezogen worden, doch er saß immer noch da, als gehöre ihm dieser ganze verdammte Planet. Hunter hätte kotzen können.
„Ich biete dir eine Teilhaberschaft an, mit fünfzehn Prozent und unter der Bedingung eines vertraglich zugesicherten Investitionsvolumens von einer halben Million Dollar", sagte Hunter und konnte regelrecht dabei zusehen wie Damien sauer wurde.
Er hatte einhundert Prozent von den Forschungen finanziert und würde auch die nächste zu hundert Prozent finanzieren müssen, um überhaupt etwas von seinem Kapital zu retten. Wäre er ein emotionaler Geschäftsmann, würde er Hunter für diese Unverschämtheit einfach aus seinem Büro verbannen und die Forschungsabteilung komplett zerstören. Doch Damien Dust war kühl, berechnend und vor allem anderen pragmatisch. Ja, er würde sich furchtbar rächen, aber vorerst würde er versuchen seine Verluste so klein wie möglich zu halten und wenn das Patent gut lief, winkte sogar ein Gewinn. Nicht so groß wie er gedacht hatte, aber es wäre ein Gewinn.
Als David erkannte wie das Hirn seines ehemaligen Freundes und Geschäftspartners in die gleiche Richtung steuerte, beschloss er spontan noch etwas zu fordern.
„Und ich will die Praktikantin, die heute bei dir angefangen hat."
Erstaunt zog Damien eine Augenbraue nach oben, dann kam er ins Grübeln.
„Ich weiß nichts von einer Praktikantin." Damit hatte David auch nicht gerechnet und er würde Damien ganz sicher nicht auf die kleine, hübsche Rothaarige Aufmerksam machen, die sich nun in seiner Firma aufhielt. Also zuckte er lediglich mit den Schultern.
„Ich brauche etwas zu meiner Unterhaltung und die Kleine ist ziemlich frech", sagte er ohne weitere Ausführungen. Damien verlor fast augenblicklich auch noch das letzte bisschen Interesse, das er gehabt hatte. Damien war kein Mann, der sich mit Frauen auf einer wirklich unterhaltsamen Ebene beschäftigte. Auch wenn sich ihm stets viele Frauen anboten, bevorzugte er doch die Gesellschaft, die er für seine körperlichen Bedürfnisse bezahlen konnte – Oder besser: die er für ihr Gehen bezahlen konnte.
„Eine Schülerin?", fragte Damien, alleine aus dem Grund, weil es dem Ruf seiner Firma schaden könnte, wenn man herausbekam, das hier Minderjährige verführt wurden. David schüttelte den Kopf.
„Studentin wahrscheinlich. Definitiv alt genug um ganz legal alles machen zu dürfen." Das wusste er natürlich nicht sicher, aber bei der Figur tippte er auf Anfang zwanzig, auch wenn ihr Gesicht so etwas Unschuldiges an sich hatte, dass sie sicher nach der puren Sünde schmecken würde. Genaueres würde er schon noch erfahren.
Damien zuckte mit den Schultern und nickte dann.
„Ich lass den Vertrag fertig machen. Für die Investition und das Mädchen." David grinste breit und Damiens Blick blieb so düster wie eh und je. Seit einigen Monaten schien ihn nichts mehr wirklich aufheitern zu können.
„Du warst lange nicht mehr im Club. Ariel vermisst dich schon, ich geh heute Abend mit ihr essen und kann sie dir dann gerne vorbei schicken." Die hübsche blonde Frau mit den meterlangen Beinen und den hohen Wangenknochen war immer Damiens Favoritin gewesen, was der einzige Grund war, warum auch David sie stets gebucht hatte.
„Nein Danke, viel Spaß", winkte Damien ab und David spürte leichte Enttäuschung darüber, dass er sich so wenig für die Frau zu interessieren schien und nicht mal ansatzweise eifersüchtig war. Aber er tat es ab. Er würde schon noch eine Gelegenheit bekommen sich noch weiter an ihm zu rächen.

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