Epilog

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EpilogMaya hielt das mit Champagner gefüllte Glas so fest umklammert, als wäre dies die Waffe, mit der sie diesen Abend überstehen konnte. Vor ihr glitt eine Flut von viel zu gut gekleideten Menschen vorbei, die ihr immer wieder zögernd einen Blick zuwarfen, wenn sie glaubten Maya könnte sie dabei nicht bemerken. Sie hatte sich an diese Blicke gewöhnt.Schaut mal dort, das Mädchen, das einem Serienmörder entkommen ist.Schaut mal, das Mädchen, das ihren Stiefbruder vögelte.Schaut mal, das Mädchen die es einfach nicht fertigbrachte, ihre Haare anständig hochzustecken.Ja, diese Blicke kannte sie. Und sie konnte damit leben. Mit allem was sie sagen, nur nicht mit dem Letzten, denn das ihre Haare aussahen, als hätte sie sich heute Abend ohne Spiegel frisiert, war nicht ihre Schuld, sondern Damiens. Der ihr die einzige Waffe auch schon entriss. 

"Das ist nicht dein ernst!", stöhnte Maya genervt, als sie dabei zusah wie Damien ihr das Chamapagnerglas entriss und es dem nächsten Kellnerin auf das Tablett stellte. Unberührt. Dieser Spielverderber. 

"Nicht ehe wir es nicht genau wissen!" knurrte er entschieden und Maya, die keine Lust hatte diese Diskussion hier auszuführen, zügelte ihr Temperament und nahm stattdessen ein hohes Glas mit Wasser entgegen, als er es ihr reichte. 

„Ich sehe schon, du ziehst wieder alle Blicke auf dich", flüsterte seine vertraute, warme Stimme kurz bevor eine Hand an der Unterseite ihres Rückens ihre Haut in Brand setzte. Sofort dachte Maya an die halbe Stunde in der Limousine, die sie dazu benutzt hatten, die Festigkeit ihrer Frisur zu testen und dabei festgestellt hatten, dass sie zwei Orgasmen definitiv nicht überlebte. Dies würde sie aber nicht unkommentiert lassen. „Merkwürdig, dabei weißt doch nur du, dass ich keine Unterwäsche trage", flüsterte sie ihm über die Schultern zu und berührte leicht sein Kinn, als er sich zu ihrem Hals herunterbeugte und ihr einen Kuss auf den flatternden Puls drückte.„So eng, wie dein Kleid ist, werden es die Presseleute sicherlich vermuten", grummelte er und berührte kurz die Perlenohringe, die sie heute trug. Er hatte sie ihr geschenkt, zusammen mit dem kleinen Fußkettchen, das an ihrem Knöchel hing und ganz hervorragend zu den schwarzen, hohen Schuhen passte.„Aber nur du weißt es mit Sicherheit." Ihre Stimme klang leicht verärgert, doch das Blitzen in Damiens Augen wurde dadurch nicht gedämpft.„Machst du mir das jetzt zum Vorwurf? Ich wollte wirklich nur nachsehen. Ich interessiere mich sehr für weibliche Mode", log er kühl und Maya beschloss es damit auf sich beruhen zu lassen, sonst würden sie den Abend nicht lange durchhalten. Also griff sie nach dem Aufschlag seines wunderbaren Abendanzuges und lächelte ihn dann kühl an.„Was du heute da drunter trägst werde ich auch ganz genau unter die Lupe nehmen und nun, mein Geliebter, zück dein Scheckbuch, die Auktion beginnt in zehn Minuten."Damiens Miene verfinsterte sich sofort wieder. Er mochte solche Veranstaltungen nicht und er war noch weniger begeistert davon, dass ihn alle Leute hier danach ausfragen, was genau jetzt mit seinem Bruder geschehen war. Ob er wirklich nie etwas davon mitbekommen hätte, was Markus den ganzen Mädchen angetan hatte und ob es stimmte, was die Presse alles schrieb.Denn die Presse schrieb viel. Von dem Helden Offizier Peter Pettersson, der jahrelang so wagemutig gegen Markus ermittelt hatte, welcher sich hinter seinem Geld und seinem hübschen Gesicht versteckt hatte; bis hin zu der angeblich geplanten Hochzeit zwischen Damien Dust und seiner Stiefschwester. Was nicht stimmte und darüber war Maya eigentlich ganz glücklich.Es wäre zu früh, sie hatten genug damit zu tun, Peter Petterssons Verfolgungswahn aus dem Weg zu gehen, der weder glaubte, dass Damien nichts von dem Leichen im Familienhaus gewusst hatte, noch, dass Damien seinen Bruder aus reiner Notwehr ein Messer ins Auge gerammt hatte.Eines musste man dem Mann lassen: Er war ein verdammt guter Polizist mit einem hervorragenden Gespür. Doch leider hatten Damiens Version sowohl Hunter, als auch Maya bestätigt und das Wissen um die verscharrten Leichen, konnte ihm sowieso niemand nachweisen. Zu dumm aber auch.„Ich bin nicht so der Kunstliebhaber, Maya", murrte er weiter und begleitete Maya in vollendeter Höflichkeit in den Saal.„Es heißt ein privater Sammler hat ein Collier von Maria Stuart von Schottland zur Versteigerung gespendet, sie soll es getragen haben als Königin Elizabeth I., ihre Cousine, sie köpfen ließ."„Ich kauf dir was immer du willst, aber wenn mein Porsche an irgendeinen Volltrottel geht, mache ich dich dafür persönlich verantwortlich!" Maya verdrehte die Augen. Männer und ihre Autos. Natürlich war es nicht einfach gewesen, Damien diesen Wagen aus der Tasche zu leiern, nachdem Markus' Lakaien den Mustang zu Schrott gefahren hatten, aber sie hatte es geschafft.„Das Geld ist für einen guten Zweck, Damien."„Ich weiß", knurrte er immer noch wenig begeistert. Maya sah zu ihm auf und begegnete in diesen Moment dem Blick von Officer Pettersson.„Peter!", begrüßte Maya den Polizisten und momentanen Liebling der feinen Gesellschaft von New York.„Wie schön Sie zu sehen. Da fühlt man sich sofort sicherer", witzelte Maya, während Peter Damien höflich die Hand gab. Peter überging ihr Kommentar, er wusste genau, dass sie ihn nur aufzog. Peter mag zwar gegen Markus ermittelt haben, aber ohne Damien und Maya hätte er bis heute nichts in der Hand und das nervte ihn.„Sie sind wunderschön, Maya, wie immer. Ich nehme an, dass die Gerüchte über eine Schwangerschaft mal wieder nur eines sind - Gerüchte", sagte er unverhohlen und deutete auf ihr eng anliegendes Kleid. Natürlich würde diese Geste von der Presse nur als Bestätigung besagter Gerüchte gedeutet werden.Und das wusste er ganz genau. Touché. Zu seinem Glück wandte er sich wieder unverfänglicheren Themen zu.„Ich habe gehört ein Collier von Maria Stuart kommt heute unter den Hammer", meinte er und nippte ebenfalls an seinem Glas.„Ja, wie es aussieht habe ich mir eine Freundin mit einem erlesenen Geschmack ausgesucht, ich wurde gerade instruiert mein Scheckbuch zu öffnen", stieg Damien in das Gespräch mit ein, als Hunter sich dazu gesellte.Mit Kathleen an seiner Seite. Na, wenn das nicht mal Neuigkeiten sind.„Ich weiß nicht, ob es so clever ist, ihrer Freundin eine Kette zu kaufen, die der Königin von Schottland den Kopf gekostet hat. Das könnte man als schlechtes Omen auffassen." Mit diesen Worten trollte sich Peter und Maya setzte gerade zu einer Wuttirade an, als Damien ihre Hüften etwas fester umschloss.„Ganz ruhig, meine Feurige. Er kann uns nichts anhaben", fasste Hunter es zusammen und sah Peter lange nach. Kathleen machte Maya währenddessen Komplimente über ihre Ohrringe und fragte ganz offen ob sie an das Collier Interesse hatte.Maya entspannte sich bei diesem oberflächlichen Thema und sie gingen gemeinsam zu ihren Plätzen. Hoffentlich würde das der letzte Aufreger an diesem Abend sein und am besten auch für den Rest ihres Lebens.Naja, zumindest solange, bis die Presse und Officer Pettersson begreifen würden, dass die Gerüchte um ihre Schwangerschaft, nunja,  vielleicht doch keine Gerüchte waren.

ENDE

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