Nähe aus der Ferne

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 Kapitel 25:
Maya sah sich im Apartment um, das genauso kalt und steril eingerichtet war, wie es sein Besitzer verkörperte. Nach einem anfänglichen Wutausbruch, wegen des Zwangsumzugs, war sie nun doch erleichtert hier zu sein. Markus war frei. War geflohen, war irgendwo auf freiem Fuß und sann wahrscheinlich nach Rache.
Sie konnte nicht verhindern, dass die Angst in ihr aufstieg und sich abermals fest in ihre Knochen setze. Genauso wenig konnte sie es kontrollieren, dass sie zusammen zuckte, als Damien sie berührte.
„Geht es dir gut?", fragte er und schien so unbeteiligt, als wäre das alles gar nicht passiert. Sie bewunderte ihn für diese Gelassenheit und war gleichzeitig wütend darüber. Reagierte sie etwa über? War sie zu melodramatisch? Markus war ein Mörder, der es definitiv auf sie abgesehen hatte und wenn es um das eigene Überleben ging, konnte man gar nicht zu melodramatisch sein. Also: Warum fühlte sie dennoch Zorn daürber, dass er so ruhig war?
„Dein Bruder wird mich jagen, wie ein verdammtes Stück Vieh und ich bin nicht sicher, ob der Mann, bei dem ich gerade eingezogen bin, ihm dafür bereitwillig die Tür öffnen würde. Also, nein, Damien, mir geht es nicht gut!", fuhr sie ihn an und presste eine Hand auf ihren Mund. Was sie gesagt hatte, war nicht ganz fair gewesen und dennoch... sie hatte Angst. So sehr, dass sie sich am liebsten in einer Ecke verkrochen und geheult hätte. Aber nicht vor ihm.
„Ich weiß, ich verdiene dein Vertrauen nicht, aber ..."
„Tu es nicht! Wage es nicht mir Versprechungen zu machen, die du nicht einhalten wirst. Das ertrag ich nicht länger!", unterbrach sie ihn heftig, stürmte an ihm vorbei und suchte das Badezimmer, das sie nach gerade einmal zwei Fehlversuchen fand.
Maya verschloss die Tür, betrachtete die luxuriösen Garnituren nicht und setzte sich auf den Rand der Badewanne, um darüber nachzudenken, was sie jetzt wohl tun wollte. Der Tag war stressig, Damiens Geheimniskrämerei frustrierend und die Nachricht, dass Marcus wieder auf freiem Fuß war, war so angsteinflößend, dass sie fast einen Nervenzusammenbruch erlitt.
Maya seufzte. Natürlich würde sie sich zusammenreißen müssen. Alleine um nicht zuzulassen, dass die Angst ihr Leben bestimmte. Sie musste sich beruhigen. Sofort. Und was wäre da besser geeignet, als ein heißes Bad? Nach einigem überlegen ließ sie warmes Wasser ein, schälte sich aus ihren Sachen und ließ sich in die Wanne gleiten, um nachzudenken.
Sie würde sich an niemanden wenden können: Nicht an Damien, dem sie irgendwie nicht vertrauen konnte, obwohl sie es so sehr wollte. Nicht an ihren Stiefvater der, sofern Damien die Wahrheit sagte, Markus mehr als aktiv verteidigte und schon gar nicht an die Polizei. Wenn sie anfing bei den Behörden Schutz zu suchen, würden diese anfangen Fragen zu stellen. Fragen wie: Warum sie nichts von dem Mord erzählt hatte? Was sollte sie darauf antworten? Es waren einige Monate vergangen. Mit Angst vor Damien und Marcus würde sie nicht argumentieren können und die Wahrheit wollte sie sich selbst nicht eingestehen.
Sie schwieg, weil sie sich wie eine Verräterin vorkommen würde. Mit ihrer Aussage würde sie Damien belasten und das wollte sie nicht. Sein einziger Fehler war es, manchmal einfach ein Idiot zu sein, dafür konnte er nichts. Sicher, sie war wütend wegen dem, was er ihr angetan hatte und sie würde keine Woche in den nächsten Jahren vergehen lassen, in der sie ihn nicht damit quälte aber das war auch schon alles.
Es war offensichtlich, wie sehr Damien unter ihrem Misstrauen litt und Maya hoffte mehr als alles andere, dass er um ihr Vertrauen kämpfen würde. Sie wollte, dass er um sie kämpfte. Weil sie so blöd gewesen war, sich in ihn zu verlieben.
Als ihre Finger anfingen schrumpelig zu werden, verließ Maya die Wanne, zog sich einen viel zu großen Frotteebademantel über den noch nassen Körper und verließ das Bad. Damien saß auf der Couch vor seinem Laptop, im Hintergrund die Skyline von Manhattan, dessen grelle Lichter sich in seinem schwarzen Haar verfingen und mit seinen Augen um die Wette glühten.
Er sagte nichts, beobachtete einfach nur, wie sie näher kam und sich neben ihn fallen ließ. In einer unendlichen Müdigkeit legte sie ihre Stirn gegen seinen Bizeps und schloss die Augen. Damien verstand ihre stille Bitte um körperliche Nähe und Zuwendung sofort. Ohne zu zögern legte er einen Arm um ihren Körper, sodass Maya den Kopf hob, und lehnte sich mit ihr in den Armen zurück. Eingepfercht in ihren Empfindungen, angekettet von ihrem Stolz.
„Was kann ich tun, Maya?", fragte er in ihr Haar und Maya dachte ernsthaft über seine Frage nach. Lange. Was konnte er tun? Es gab nur eines, was wirklich helfen würde, um dieses ständige Misstrauen zwischen ihnen endlich zu beenden.
„Mich mehr lieben, als deinen Bruder", sagte sie wahrheitsgetreu und wusste nicht einmal, woher sie den Mut hatte, ihm so etwas zu gestehen. Wieder kehrte betroffenes Schweigen an. Er schien nachzudenken und Maya wusste instinktiv, dass er ihr das wohl niemals würde geben können.
„Warum sollte ich? Liebst du mich denn mehr, als diese anderen Männer?", fragte er und Maya schlug entschlossen die Augen auf.
„Du bist immer noch ein Idiot, du solltest gemerkt haben, dass es keine anderen Männer gab." Dass sie gelogen hatte tat ihr nicht leid und er war klug genug, um ihr das nicht vorzuwerfen.
„Wieso hast du es dann gesagt?"
„Hab ich nicht, du hast es nur angenommen und ich habe dich nicht korrigiert. Mir hat es gefallen, dass du eifersüchtig warst", gab sie weiterhin zu und hoffte sehr, dass Damien in ihr Herz, nun da es offen und verletzlich vor ihm lag, nicht doch noch ein Messer hinein rammen würde.
Doch er tat es mit nur wenigen Worten...
„Du weißt, dass es unglaublich dumm ist, so zu empfinden, Maya. Das zwischen uns kann niemals funktionieren. Wir würden uns nur gegenseitig verletzen."
Nein.
Maya schob sich von ihm weg und konnte nicht verhindern, dass ihr Herz sich blutend zusammen zog und sie sich wie das dümmste Mädchen der Welt vorkam. Was hatte sie auch erwartet, wenn sie sich ihm offenbarte? Damien liebte sie nicht, das hatte er nie und das würde er auch wahrscheinlich nie.
„Du bleibst bei mir, bis Markus gefunden wurde, du machst dein Praktikum zu Ende und gehst in einigen Wochen wieder auf die Uni. Was bis dahin zwischen uns ist, wird dann beendet sein, Maya. Verstehst du das?", fragte er so nachdrücklich, als spräche er mit einem nervigen, kleinen Kind.
Maya sah ihn an, ohne eine Regung in ihrem Inneren zuzulassen. Doch das nächste konnte sie sich einfach nicht verkneifen. „Du bist ein Feigling, Damien Dust. Stell das hier nicht so hin, als wäre es eine einfache Affäre! Wir wissen beide, dass es nicht so ist", krächzte sie, mit so viel Eis in der Stimme, dass es den ganzen Raum damit überzog.
Damien wollte nach ihr greifen, doch sie sprang zur Seite und für eine unerträgliche Weile sahen sie sich einfach an. Maya kämpfte mit den Tränen, die plötzlich drohten aufzusteigen, aufgrund der Vorwürfen die zwischen ihnen hingen und ihres blutenden Herzens. Damiens Blick wurde ebenfalls kalt, bedrohlich und der Zug um seine Lippen bekam etwas zutiefst grausames. Er mochte es nicht, wenn sie sich ihm entzog, wenn sich irgendetwas seiner Kontrolle widersetzte. Doch Maya hatte deutlich gemacht, dass er keine Affäre bekommen würde. Wenn er sie wollte, würde er sie nehmen müssen.
Und zwar ganz.  

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Neu. Spannend. Romantisch...

 Romantisch

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