Kapitel 22
Als Maya das Gebäude verließ, um nach einem Taxi Ausschau zu halten, bemerkte sie Damien nicht sofort – was eindeutig nur auf ihre Kopfschmerzen und ihren trockenen Mund zurückzuführen sein konnte. Üblicherweise spürte sie den Kerl bereits, wenn er auch nur im selben Raum mit ihr war und nun rempelte sie ihn fast an, bevor sie ihn wirklich erkannte. Eindeutig zu viel Kaffee und zu viel Stress.
„Du hast Überstunden gemacht?", fragte Damien und Maya zuckte so heftig zusammen, dass ihr die Tasche von der Schulter glitt und in ihrer Armbeuge landete.
„Verdammt! Du hast mich fast zu Tode erschreckt!", murmelte sie und drückte ihre Hand auf ihre Brust, als wolle sie sich vergewissern, dass ihr Herz ihr nicht gleich aus dem Brustkorb sprang. Damien überging ihren Vorwurf.
„Du hast seit drei Stunden Feierabend", warf er ihr auf diese herrische Art und Weise entgegen, die sie sowohl anmachte, als auch zurückweichen ließ. Ihre Gefühle für diesen Mann glitten stets von einem Extrem ins andere und sie bezweifelte, dass sich das je ändern würde.
„Ich war beschäftigt", erklärte sie ausweichend und versuchte an ihm vorbeizukommen, was ihr nicht gelang, denn als sie es versuchte, schlossen sich seine Finger um ihren Oberarm.
„Mit Hunter?"
„Mein Gott, Damien! Ich will nichts von diesem Kerl, ich mag ihn nicht einmal und wie du weißt, neige ich eher dazu vor ihm wegzulaufen, als mich ihm an den Hals zu werfen! Also komm wieder runter!" Er tat es nicht. Natürlich nicht.
„Steig ein", befahl er streng und wie immer, wenn er diesen Ton einschlug, gehorchte ihr Körper und sie steuerte ein wenig missmutig auf die Beifahrertür zu.
„Hast du ernsthaft drei Stunden hier gestanden, um mich abzufangen?", fragte sie, als er sich neben sie setzte und den Motor aufbrausen ließ. Da zu stehen und wie ein dunkler Rächer darauf zu warten, dass sie das Gebäude verließ, war selbst für Damien extrem. Er war nie der Stalkertyp gewesen, aber langsam beschlich sie das Gefühl, dass es nur in zweiter Linie tatsächlich um sie ging. Das hier war ein Territorialkampf zwischen zwei arroganten Alpha-Männchen. Maya war nur der Kauknochen.
„Ich habe gesagt, dass wir reden werden", sagte er und Maya fuhr sich mit beiden Händen frustriert durch die Haare, bemerkte, dass ihr Dutt hoffnungslos zerzaust war und löste ihre Haare um dieses Ziepen zu beenden.
Damien sah ihr dabei zu. Zu lange. Zu häufig und definitiv zu intensiv.
„Blick auf die Straße, Dust! Ich mache meine Haare auf, nicht meine Bluse, also krieg' deinen Schwanz unter Kontrolle!", fuhr sie ihn an, denn obwohl er ein wirklich guter Fahrer zu sein schien, musste er dafür auf die Straße sehen. Maya hatte keine Lust in einen Autounfall zu geraten.
„Du bist gereizt", stellte Damien unnötigerweise fest. Maya seufzte wieder und zog etwas heftiger an ihren Haaren, als sich eine Spange komplett darin verfangen hatte. Ohne den Blick von der Straße zu nehmen, streckte Damien die Hand aus und zog sie so sanft aus ihren dunkelroten Locken, dass es sich wie eine Liebkosung anfühlte. Maya verkniff sich ein Dankeschön, sie wollte weiterhin gereizt sein.
„Was ist los?", fragte Damien und schlug dabei einen so verständnisvollen Blick an, dass Maya Mühe hatte an ihrer Wut festzuhalten... und an ihrem Schweigen.
„Nichts. Kathleen, Hunters verliebte Sekretärin, hasst mich nur und hat die einzigartige Fähigkeit einem immer das Gefühl zu geben, nicht genug getan zu haben." Immer wenn sie Feierabend hatte machen wollen, hatte sie Sachen wie: >Oh, Sie gehen schon?< oder >Damit Sind sie noch nicht fertig?< gesagt und so ihr schlechtes Gewissen geweckt.
Damiens Hand fuhr in ihren Nacken und massierte ihre angespannten Muskeln, bis sie sich unfreiwillig entspannte. Maya wollte erst protestieren, doch der unnachgiebige Druck an ihren Wirbeln fühlte sich nach dem ganzen Stress des Tages einfach vollkommen an. Sie ließ es zu, ließ sich weiter in seinen Griff sinken und warf ihm einen verhangenen Seitenblick zu.
„Warum hasst ihr euch so?", fragte Maya neugierig und sehr viel entspannter als zuvor. Damien zog seine Hand weg und Maya konnte nicht verhindern, dass sie kurz enttäuscht war. Die Hände dieses Mannes waren einfach göttlich, aber das hatte sie schon früher gewusst. Er schwieg und Maya spürte, wie sich ihre Nerven wieder anspannten.
„Verdammt, er ist der CEO einer deiner Tochterfirmen, ihr müsstet eigentlich hervorragend miteinander klar kommen." Das Zucken in seinen wunderschönen, harten Lippen machte Maya etwas nervös und etwas in ihr begann sich zu regen: Misstrauen. Sie kannte diesen Blick an Damien und er verhieß nie etwas Gutes.
„Damien? Was hast du getan?"
„Was soll ich den getan haben?", stellte er die Gegenfrage und gab vor, unbefangen einfach weiter zu fahren. Maya kaufte ihm diese Unschuldsmiene nicht ab. Damien war nicht unschuldig. Niemals.
„Du hast gelächelt, es ist nicht gut, wenn du lächelst."
„Ich habe nicht gelächelt", beharrte er und Maya lehnte sich weiter zu ihm.
„Deine Mundwinkel haben gezuckt, das ist das, was bei dir einem Lächeln am nächsten kommt. Hör auf dich herauszureden: Was. Hast. Du. Getan?", fragte Maya inbrünstig und als Damiens eiskalter Blick sich auf sie legte, hätte sie erschaudern können.
„Du glaubst mich zu kennen, Maya?", fragte er skeptisch und Maya wusste, dass auch das nur ein Ausweichmanöver war.
„Was ich weiß, ist, dass das von heute Vormittag nichts mit mir zu tun hatte. Nicht wirklich."
Der Wagen hielt und Damiens Gesicht nahm einen so offen erheiterten Ausdruck an, dass es ihr fast den Atem verschlug. Er grinste breit und dennoch kalt, selbst das leise Glucksen war sarkastisch.
„Nicht mir dir.... Ach, Maya. Es hat alles mit dir zu tun. Von Anfang an, inklusive das was ich getan habe", verkündete er und gab damit offen zu, dass sie ihn vorhin durchschaut hatte. Maya konnte sich darüber aber nicht freuen, denn da stieg er auch schon aus und Maya erkannte, wo sie waren: Nicht bei ihr Zuhause.
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Zwischen Uns
RomanceVor einem halben Jahr erlebte Maya das erotischste und angsteinflößendste Abenteuer ihres Lebens. Und das ausgerechnet mit Damien Dust, dem attraktiven und erfolgreichen CEO einer aufsteigenden Software-Firma und ihr neuer Stiefbruder. Doch seitdem...