Zuhause?

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 Kapitel 23:
Maya wusste nicht, was sie dazu gebracht hatte anzunehmen, er könnte sie tatsächlich nach Hause fahren. Er hatte davon nichts gesagt und ein herzensguter großer Bruder war er bei weitem auch nicht. Sie konnte sich also einzig und allein selbst dafür in den Hintern treten. Damien ging um den Wagen herum, öffnete ihr Gentelman-Like die Tür und wartete darauf, dass sie ausstieg.
Sie tat es allerdings nicht ohne ihn dunkel anzufunkeln.
„Das ist nicht meine Wohnung!", machte sie ihn auf das offensichtliche Aufmerksam. Damien hob nur eine dunkle Augenbraue.
„Du hast keine Wohnung", erwiderte er matt und Maya verschlug es fast den Atem. Dieser Drecksack. Oh nein, er würde es nicht wagen...
„Ich will für dich hoffen, dass wir uns gerade missverstehen. Du hast NICHT meine Wohnung in meinem Namen gekündigt, hab ich recht?", fragte sie zuckersüß noch einmal nach. Damien lächelte düster, griff wieder nach ihrem Nacken und drängte sie zurück gegen das Auto, während das Lächeln wieder verblasste und er sie warnend ansah.
„Ich HABE deine Wohnung in deinem Namen gekündigt. Und nun? Was willst du tun, Maya? Dich mir heute Nacht verweigern? Glaubst du, du kannst das? Glaubst du, das würde ich zulassen? Glaubst du ich würde dich nicht dafür bestrafen?" Seine Hand glitt zu ihrer Kehle drückte gerade fest genug zu, um ihr deutlich vor Augen zu führen, dass sie ihm alles was er wollte würde geben müssen, sonst würden ihr die Konsequenzen nicht gefallen. Sie legte beide Hände auf seine Hand um ihre Kehle, doch seine Finger gaben nicht nach.
„Droh mir nie wieder, Baby! Verstanden?", befahl er nachdrücklich und sie konnte nicht verhindern, dass die Angst in ihr erwachte. Sie nickte heftig und sein Griff lockerte sich. Das finstere Lächeln auf seinem Gesicht ließ keinen Zweifel daran erkennen, wie das hier zwischen ihnen ablaufen würde: Maya war frei, solange er es wollte. Maya konnte zicken und toben, solange er es wollte und Maya würde mit all dem aufhören, sobald er es wollte.
„Deine Sachen sind fein säuberlich in Kartons verpackt, du kannst morgen alles auf Vollständigkeit überprüfen, wenn du willst, aber jetzt ist es spät. Du brauchst ein Bad, eine Massage und dann... dann brauchst du mich", verkündete er, nahm ihr Kinn zwischen seine Finger und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Maya war nicht dazu in der Lange sich ihm zu widersetzen, konnte nur zustimmend nickten und wusste nur all zu gut, dass dieser Mann, wenn er einmal das Gefühl hatte, sie wäre sein Eigentum, niemals von ihr ablassen würde.
Plötzlich war an ihrem Verhalten nichts mehr von der taffen Frau zu erkennen. Da war nur noch das kleine, halb verschüchterte Mädchen, das unter seiner Dominanz ganz feucht wurde. Oh, Gott wie sehr sie ihn wollte. Würde dieses einschüchternde Verhalten ihr gegenüber aber niemals unterstützen, indem sie ihm das sagte.
Er tat es nicht vor anderen. Vor anderen verhielt er sich ihr gegenüber respektvoll und beschützerisch, nur wenn sie alleine waren, ließ er diese Illusion fallen und er machte ihr mehr als deutlich wer von ihnen beiden das Sagen hatte. Maya wusste nicht, wie sie dieses Verhalten deuten sollte. Was passierte da gerade zwischen ihnen, wohin sollte das hier führen? Sie wusste es nicht und selbst wenn sie den Mut gefunden hätte ihn danach zu fragen, hätte sie es nicht gekonnt. Denn sie waren nicht allein, nicht mehr...
„Mr. Dust?" Damien drehte sich zu der ihr eigentlich unbekannten Stimme um und Maya brauchte auch viel zu lange, um den Mann zu erkennen, der da vor dem Hochhaus auf sie wartete, doch dann erkannte Maya ihn: Der Polizist, der sie nach Markus' Überfall im Krankenhaus besucht hatte und ihr, für ihren Geschmack, viel zu nahe auf die Pelle gerückt war. Im übertragenen Sinne, denn er hatte ihr keine Avancen gemacht, sondern einfach immer wieder ins Schwarze getroffen. Sie erkannte ihn auch eigentlich nur, weil er wieder diesen Trenchcoat trug und die Marke, genauso wie damals, an seinem Gürtel prangte.
Er war nicht so groß wie Damien, sehr viel hagerer und hatte seine besten Jahre auch schon etwas länger hinter sich. Ihm schien es mit ihr auch nicht anders zu gehen und vor allem: schien er nicht mit ihr gerechnet zu haben. Aber als Damien sich zu der Stimme umdrehte und damit zwangsweise einen Blick auf Maya freigab, begrüße der Polizist sie ebenfalls mit einem höflichen Kopfnicken.
„Miss Dust." Maya war nicht sicher, ob das eine Frage gewesen war oder nicht, aber das schien Damien wenig zu kümmern.
„Mr. Petterson? Was kann ich für sie tun? So spät Abends." Den letzten Satz hängte Damien nur noch an, um dem Mann zu verdeutlichen, wie unerwünscht er gerade war und Maya erwischte sich ebenfalls bei dem Gedanken, dass er wieder verschwinden sollte. Petterson - wie war noch gleich sein Vorname? – blieb allerdings ziemlich unbeeindruckt.
„Ich habe auf Sie gewartet und hoffe auf Ihre Kooperation", meinte er nur knapp. Damiens Augen funkelten intensiv silbern, während er lauernd den Kopf schräg legte.
„Wobei?", fragte Damien bissig. „Ich würde mich gerne in ihrer Wohnung umsehen", antwortete Petterson ohne zu zögern. „Wieso?"
Der Polizist sah kurz von Damien zu Maya, die den harten Worten, die die Männer miteinander wechselten, eigentlich aus den Weg gehen wollte.
„Weil ich auf der Suche nach ihrem Bruder bin. Er ist vor einigen Stunden aus der Anstalt geflohen und aus irgendeinem Grund, glaube ich, dass er sich in ihrer Wohnung aufhalten könnte", meinte er so ruhig, als würde er die Wetternachrichten verkünden. Maya holte deutlich hörbar Luft, sämtliches Blut gefror ihr in den Adern und sie konnte nicht verhindern, dass sie begann zu zittern.
Konnte das wahr sein? War Markus in Damiens Wohnung? Wurde Damien sie seinem Bruder ausliefern, damit er zu Ende bringen konnte, was er angefangen hatte? Angst kroch ihren Rücken herauf wie tausende kleiner Spinnen und eine Schlange wickelte sich um ihren Hals. Verrat. Tränen brannten in ihren Augen und irgendetwas in ihr drohte zu zerspringen.
Sie wollte nicht glauben, dass Damien ihr so etwas antun könnte, dass er sie so verraten würde, aber es sprach Bände, dass sie es ihm durchaus zutraute und seine folgenden Worte machten es nicht besser:
„Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?"

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