Gerüchte

11.3K 502 34
                                    

 Kapitel 37:

„Sie kommen zu spät, Dust!", meckerte Hunter, ohne den Hörer an seinem Ohr zur Seite zu legen und auch ohne sein Büro überhaupt zu verlassen. Er brüllte es durch den gesamten verdammten Flur, von seinem Bürotisch, bis zu der Fahrstuhltür, aus der sie gerade getreten war. Durch das Großraumbüro, in dem sich dutzende Angestellte tummelten.

Okay, wenn jetzt noch irgendwer nicht wusste, wer sie eigentlich war, dann wusste er es jetzt. Wann würde diese beschissene erste Woche endlich zu Ende gehen? Aber zu ihrem Glück wühlte sich ihr Temperament an die Oberfläche. Maya hob arrogant eine Augenbraue und starrte ihm entgegen, während er immer noch das Telefon an sein Ohr drückte und alle Angestellten sie ansahen.

„Oh, Entschuldigen Sie bitte, Mr Hunter. Ich war gerade noch damit beschäftigt gewesen ihren Hintern zu retten und habe mich wohl ein wenig verspätet. Wie peinlich für eine Praktikantin an ihrem vierten Arbeitstag", erwiderte sie kalt. Hunter murmelte etwas in seinen Hörer, legte auf und lehnte sich in seinem Chefsessel zurück.

„Da Sie nun also ihren Hintern aus dem Bett ihres Stiefbruders bewegt haben, werden Sie die fehlende halbe Stunde nach Feierabend dranhängen."

Oh, Ehrlich? Er wollte ihren Einfall darauf schieben, dass sie mit Damien schlief? Wie erbärmlich. Aber wenn er dreckig spielte, konnte sie das auch.

„Selbstverständlich, Mr Hunter. Da mein Stiefbruder nun wohl ohne seinen Wagen auskommen muss, wird er sich sowieso etwas verspäten. Es ist der Mustang, den er sich hat anfertigen lassen und mir schenken musste, weil ich es geschafft habe ihn aufs Kreuz zu legen. In mehr als einer Hinsicht."

Sollte doch jeder wissen, dass sie auch ihren Stiefbruder geschlafen hatte. Spätestens bei der Versteigerung des Wagens würde es sowieso jeder erfahren. Sie schämte sich nicht dafür, mit Damien Dust zu vögeln und machte sehr deutlich, wozu sie alles imstande sein konnte, um zu bekommen, was sie wollte.

„Was ich wohl alles getan hätte, wenn er mir einen Ring an den Finger gesteckt hätte? Den Welthunger besiegt? Ach nein, nicht nötig. Ich trage den Namen Dust ja schon", grinste sie breit und schritt mit schwingenden Hüften zu ihrem Arbeitsplatz neben Kathleen, die sie mit offenem Mund anstarrte. Die Unterhaltung war beendet und die Zeit lief endlich weiter.

Kathleen sah sie mit großen Augen an.

„Sie haben vor, Damien Dust zu heiraten?", fragte sie vollkommen schockiert. Maya, immer noch von ihrem siegreichen Wortgefecht mit Adrenalin erfüllt, zog wieder eine Augenbraue nach oben.

„Wir sind seit 24 Stunden offiziell zusammen und ich habe sein Lieblingsauto. Rechnen Sie es sich hoch", giftete sie die Sekretärin zurück und machte sich an die Arbeit – sie hatte vor, früher Feierabend zu machen, anstatt später.

Am Abend, ganz kurz vor Feierabend trudelte eine weitere Nachricht von Damien ein. Keine Worte. Nur ein Link zu einem Online-Magazin. In einer nicht mal zweihundert Worte langen Nachricht beruft sich das Blatt auf interne Informationen, die besagen, dass Maya und Damien Dust vorhaben, zu heiraten. Es verlor sich schnell in Spekulationen um Fusionen von Damiens Unternehmen und dem seines Vaters. Was Maya mehr als stutzig machte und sie mehr interessierte, als diese Ehegerüchte, die sie vermutlich selbst in die Welt gesetzt hatte. Mist.

>> Wie kommen die darauf, dass du dich mit deinem Vater vertragen könntest? << fragte Maya Damien und war nicht überrascht, als die Antwort nur wenig später kam.

>> Du wirst als Alleinerbin seines Unternehmens betrachtet, wenn du mich heiraten würdest, wäre das eine Fusion von zwei milliardenschweren Unternehmen. Das würde sofort das Kartellamt auf den Schirm holen. << Mist. Das war allein ihre Schuld.

>> Tut mir leid, ich glaube für dieses Ehegerücht bin ich verantwortlich. Hunter ging mir auf die Nerven und ich wollte ihm eins auswischen. <<

Seine Antwort dauerte zu lange und verwirrte sie dennoch zu sehr.

>> Du würdest mich nur heiraten, um Hunter eins auszuwischen? << Maya knurrte und tippte wütend zurück.

>> Idiot. So habe ich das nicht gemeint! << Sie war zu jung zum Heiraten. Und wenn sie mit dem Gedanken spielen würde, wäre es sicher kein Mann, mit dem sie erst seit einigen Stunden zusammen war. Natürlich war sie dafür selbst verantwortlich, aber sie hatte keine Lust sich über das Thema Hochzeit zu unterhalten. Also schickte sie schnell eine weitere Nachricht hinterher, um das Thema zu wechseln.

>> Ich fahre gleich los. Wie lange brauchst du noch? << Es dauerte bis zu ihrem inoffiziellen Feierabend, bis eine Antwort kam.

>> Ich will nicht, dass du alleine fährst. Warte, bis ich dich abholen komme. <<

Maya verdrehte die Augen, schloss ihre Unterlagen, fuhr ihren Computer herunter und Kathleen wagte es nicht auch nur einen Piep zu machen, als sie sich verabschiedete und auch Hunter einen schönen Feierabend wünschte. Der nickte ihr durch die dauerhaft offene Bürotür nur zu und ließ sie ihrer Wege gehen. Soviel dazu.

Selbstverständlich würde sie nicht auf Damien warten. Sie war kein Kleinkind mehr. Klar hatte sie Angst vor einem Übergriff von Markus, aber sie würde hier in ihrem Wagen ein- und bei Damien wieder aussteigen. Die Parkhäuser waren firmenintern, beziehungsweise privat, auch da würde er niemals hereinkommen. Sie war sicher.

>> Ich koche uns etwas und werde dich sehnsüchtig erwarten. << schrieb sie schnell, ohne auf seine letzte Nachricht einzugehen und kam tatsächlich ... oh, welch ein Wunder ... sicher in ihrem Mustang an und lenkte ihn vom Parkhaus auf die Straße.

Ihr Handy leuchtete kurz in der Halterung neben dem Lenkrad auf um ihr zu signalisieren, dass sie eine Nachricht erhalten hatte und die kurze Vorschau ließ eindeutig darauf schließen, dass Damien nicht begeistert war.

Wieder verdrehte sie die Augen. Lächerlich. Sie saß bereits im Wagen und würde ihn erst wieder verlassen, wenn sie in seiner Tiefgarage war. Das hier war New York, egal wie viel Einfluss Markus hatte, hier konnte er sie nicht kriegen, das war lächerlich. Was wollte er denn tun? Sie mitten aus einem fahrenden Wagen, vor tausenden Zeugen entführen? Das konnte sie sich nicht –

BÄM

Ein Knall schleuderte sie tief in ihrem Sitz. Ein Lieferwagen war an der Beifahrerseite in sie hineingefahren, drückte den Wagen in eine Seitengasse und als ihre Fahrerseite dann gegen eine Hauswand knallte, flog Mayas Kopf gegen den Seiten Airbag und sie verlor das Bewusstsein. 

Zwischen UnsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt