Die Welt in brand setzen...

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Kapitel 21

Damien wusste sehr genau, dass die Mauer aus Eis gerade innerhalb von Sekunden zu einer Pfütze Wasser geworden war, als Maya sich mit verweintem Gesicht an ihn gedrückt hatte, wie ein Hilfe suchendes Kätzchen. Er konnte es leugnen so viel er wollte, Maya war etwas Besonderes für ihn, im Gegensatz zu dem Mann, der ihn gerade mit einem Dauergrinsen ansah und irgendwann einmal behauptet hatte sein Freund zu sein.
Als Maya aus der Schusslinie war, gefror seine Seele erneut, fand einen neuen Rekordtiefpunkt und verdickte sich, während er den Abstand zwischen sich und Hunter verringerte.
„Na sieh mal einer an. Der abgebrühte Damien Dust, hat tatsächlich Gefühle für jemanden, der einmal nicht er selbst ist. Dass ich das noch erleben darf."
„Du interessierst dich für Maya?", fragte Damien schneidend, kalt und überging jede von David Hunters Provokationen. Der Mann schloss nur einen Moment genießerisch die Augen bevor er noch breiter grinste.
„Was bringt es zu leugnen? Also: Ja. Ich stehe auf die Kleine und ob du es wahrhaben willst oder nicht, sie ist nicht so immun gegen mich, wie sie es gerne hätte. Und bevor du mir jetzt einen langen, eifersüchtigen Vortrag darüber hältst, dass ich sie ja nicht anfassen soll, möchte ich dich auf den Vertrag hinweisen, den wir beiden haben. Maya gehört mir und...
„Ich streiche deinem Bereich sämtliche Mittel, stoße den Rest ab und entziehe euch die Logistik."
Hunter hielt kurz inne, sein Lächeln wurde spröde, aber es blieb.
„Wow. Das würde dich Milliarden kosten und eine verdammt schlechte Presse wäre es außerdem. Das würdest du wirklich tun, sofern ich nicht von ihr die Finger lasse?"
Nun war es an Damien breit zu lächeln. Seine Augen glommen arktisch und Hunter erschauderte ganz so, als würde die Raumtemperatur in die Minusgrade rutschen. Bildete Damien sich das ein oder war da gerade eine kleine Nebelwolke aus Hunters Mund gekommen?
„Du solltest mich besser kennen, Hunter. Es gibt kein "wenn", das hier war keine Drohung oder die Konsequenz für ein Verhalten, dass du an den Tag legen könntest. Das hier war nichts, was du noch verhindern kannst. Ich habe dir gesagt was jetzt passieren wird, nichts weiter."
Mit diesen Worten drehte sich Damien um und verließ das Gebäude, allerdings nicht ohne der Empfangsdame zu offenbaren, was mit diesem Bürokomplex passieren würde. Trotz ihrer Latino Abstammung konnte man ganz deutlich sehen, dass sie um einiges blasser wurde.
Aber nur für den Fall, dass Hunter ihm nicht glauben würde, rief er die einzige Frau an, die neben Maya für ihn irgendeine Bedeutung hatte und die seinen Worten Taten folgen lassen würde.
„Ricarda?", fragte er, nachdem die laszive und immer Flirtbereite Stimme seiner rechten Hand in den Hörer seufzte.
„Nur für dich, Sahnetorte."
„Ich will, dass du unverzügliche alle Anteile von Know-Decks abwirfst, die verbleibenden Firmenstrukturen, die wir noch mit ihnen teilen, durchtrennst und sämtliche Gelder zurückziehst", verkündete er, ohne auf das „Sahnetorte" einzugehen. Ricarda war glücklich verheiratet und hatte zwei Söhne. Sie war nicht wirklich an ihm interessiert, hatte aber einen ungemeinen Spaß daran, ihn mit solchen Bezeichnung zu sticheln.
„Wow. Dam. Jetzt mal langsam, als ich meinte, du musst Hunter in den Arsch treten, habe ich nicht gemeint, dass du ihn vierteilen sollst. Das eine ist eine Körperverletzung, die schmerzt, das andere ein Hinrichtungsbefehl. Erkennst du den Unterschied?"
„Ich weiß was ich tue, Ricarda."
„Ach wirklich? Dir ist klar, dass wir davon einen Millionenschaden davontragen und das so kurz vor dem Geschäftsjahresende, dann mit einem Minus aussteigen könnten? Hast du eine Ahnung, was mit unserer Aktie passiert, wenn wir mit einer roten Zahl aussteigen?"
Damien blieb im Wagen sitzen und sah hinauf zum zweiten Stock des Gebäudes, wo er unverkennbar Mayas Silhouette wahrnahm. Sie sah zu ihm herab. Ahnte sie, dass er gerade die Hölle entfachte, um dafür zu sorgen, dass Maya wieder bei seinem Unternehmen arbeitete? Dass er gerade eine verdammt lukrative Tochterfirma erdrosselte, um sie bei sich zu haben? Ahnte sie endlich, was es bedeuten würde, bei ihm zu sein? Ihm zu gehören?
„Ich weiß was passiert, die Hälfte des Betriebsrates wird austicken, weil sie keine Provisionen bekommen, einige kluge Köpfen könnten vermuten, dass wir langsam zugrunde gehen und abspringen und wir werden den Staat um eine Milliarde Gewinnsteuerzahlung bringen. Auf die Ersten kann ich verzichten, die zweiten können nicht so schlau sein wie sie vorgeben, denn sonst würden sie wissen, dass dies nur ein kleiner Rückschlag ist und letzteres: Ist mir scheiß egal. Machst du es oder nicht, Ricarda?"

Ein langes Schweigen auf der anderen Seite, dann ein genervtes Aufstöhnen und dann ein: „Klar, dann kommt endlich mal wieder Spannung ins Unternehmen, aber wenn ich das darf, würde ich gerne Übernahmeverträge für die Wissenschaftler von Know-Decks aufsetzen, sie sind einfach zu wertvoll."
„Tu das, aber tu es schnell, bevor Hunter sich jemanden besorgen kann, der ihn auffängt. Und den Rest: tu es noch schneller und vor allem: Setze ein paar Anwälte vor unsere Umschichtungsverträge mit den derzeitigen Praktikanten, wenn ich mich recht entsinne, gibt es da eine Klausel, die besagt, dass die Ausbildung vom Mutterkonzern weiter unterstützt wird, wenn eine Tochterfirma in der Zeit pleite geht", fuhr Damien fort, riss sich von Mayas Anblick los und ließ sich in den Sitz seines Wagens fallen. Ein Strafzettel steckte unter seinen Scheibenwischern, er stand schließlich mitten im Halteverbot.
„Oh mein Gott, es geht um ein Mädchen hab ich recht?" Damien reagierte zunächst nicht auf Ricardas Vermutung, doch das musste er auch nicht.
„Oh verdammt, Damien. Ich bin so stolz auf dich. Wie heißt sie, wie sieht sie aus? Sie ist eine Praktikantin? Das ist besser als in irgendeiner Lovestory. Hach! Einfach wunderbar."
„Ricarda!", fuhr Damien sie an, als die Frau drohte sich in Schwärmereien zu verlieren. Nun war ein deutliches Grinsen in ihren Worten zu hören.
„Ich fange sofort an, aber vergiss nicht sie mir vorzustellen, Hasibärchen! Ich muss die Frau unbedingt kennenlernen, die dich dazu gebracht hat. Das ist ja so romantisch!"
Und damit legte Ricarda auf und Damien knurrte nur unverständliche Flüche vor sich hin, als er sich auf den Weg zu Mayas Apartment machte. Sie würde nie wieder eine Nacht mit einem Anderen verbringen und wenn er sie dafür einsperren musste!

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