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Er saß in einem hölzernen Käfig, auf einem wankenden Schiff. Warum hatte er sich auch freiwillig auf einem Handelsschiff gemeldet?... Weil er Geld brauchte. Aber dass sie gleich gekapert wurden und er gefangen genommen... Warum eigentlich er? Alle anderen waren entweder von selbst von Bord gesprungen, waren mit dem Säbel aufgeschlitzt worden oder über die Planke geschickt, nur er nicht...

Wenigstens war es hier relativ sauber und trocken. Er fuhr sich durch die Langen weißen Haare. Sein mönchsähnliches Outfit hatte aber schon deutlich bessere Tage gesehen. Sein Bauch grummelte. Er hatte seit Tagen nichts gegessen. Seufzend legte er sich lang und starrte an die Decke. Dann hörte er das Holz knarzen. Unsicher blickte er auf den Gang.

Es war ein älterer Mann mit schwarzen welligen Haaren bis zu seinen Ellenbogen, daraufein brauner Dreispitz mit langer Pfauenfeder. Er trug einen langen roten Mantel mit goldenen Applikationen. Darunter war ein weißes Hemd, offen bis zum Bauchnabel, dazu eine braune Hose, die in schwarze Stiefel mündete. Sein Körper spannte sich an. Was wollte er von ihm? Was wollten sie allgemein von ihm? Ja er wurde öfters schief angesehen, wegen seinen Haaren, aber Piraten?

Ihm kam ein Gedanken. Wollten... wollten sie ihn verkaufen?

Der Mann stand vorder Zelle und tat nichts. Panik begann sich in ihm breit zumachen.Wäre er doch nur in seinem kleinen Dorf geblieben und hätte bei seinem Vater gelernt. Sein Atem war sehr flach, fast zu flach und er selbst dachte, das er eigentlich zu wenig Luft bekam, doch die Panik lähmte ihn.

„Wo kommst du her?", durchschnitt seine dunkle raue Stimme die Stille. Yun bekam große Augen und sah ihn nur an. Der Mann knurrte. „Woher du kommst will ich wissen...", wiederholte er unzufrieden. „K-Kefan...",stotterte Yun. Er setzte sich langsam auf und rutschte zurück. Sein Atem beschleunigte sich. Der Mann murrte verstehend. „Weit weg von Zuhause...", stellte er murmelnd fest. Yun sah ihn weiter nur ängstlich an. Der Mann hockte sich hin und starrte Yun durchdringend an. „Du hast Angst... Verständlich." Yun versuchte noch weiter zurück zu rutschen, allerdings war er schon an der Schiffswand. Erkniff die Augen zusammen, da er mit seinen nackten Füßen über den Boden schob und sich einen Splitter einfing. Der Mann öffnete die Zellentür und kam herein. Yun musterte ihn noch ängstlicher und begann leicht zu zittern. „Name." Er war wie erstarrt und brachte keinen Wort heraus. „Dein Name...", forderte der Mann etwas harsch. Yun machte den Mund auf, aber es kam kein Ton. Der Mann kniete sich seufzend hin und betrachtete Yun neugierig. Dann nahm er eine seiner Haarsträhnen zwischen die Finger. Yun beobachtete das ganze eingefroren, er zitterte nicht einmal mehr, geschweige denn, dass er richtig atmete. Er begann zu grinsen und stand wieder auf. „Du wirst bei mir bleiben.", beschloss er. Yun konnte sich immer noch nicht bewegen. Aber langsam verstand er, was der Mann gesagt hatte.Er.. wollte ihn hier behalten... Aber warum? Was würde er von ihm wollen?... Das war auch nicht besser, als auf dem Schwarzmarkt verkauft zu werden, wenn nicht sogar schlimmer. Seine Sicht begann zu verschwimmen. „W-Was.. hast d-du mit m-mir vor?", stotterte erfast stimmlos. Der Mann warf lachend den Kopf in den Nacken. „Ich werde dich nicht versklaven, wenn du das denkst." Tränen begannen Yun die Wange herunter zu laufen. „Ich biete dir eine Chance, ob du sie ergreifst liegt an dir... Denk drüber nach.", dann verschwand er wieder.

Yun bewegte sich immer noch nicht, begann aber wieder stockweise zu atmen. Was... für eine Chance? Und was würde passierten, wenn er ablehnte? Warum bot er ihm so etwas an? Er setzte sich normal hin und starrte auf den Boden. Allerdings riss ihn sein pochender Fuß aus den Gedanken. Erlegte den Fuß auf sein Knie und sah sich die Fußsohle an. Ein recht grober Splitter steckte in seiner Hacke. Mit einem lauten,schmerzerfüllten Zischen zog er ihn heraus. Sofort schoss Blut heraus. Yun leckte sich über den Finger und drückte ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Wunde. Es brannte wie die Hölle.Was sollte er denn jetzt damit machen? Unschlüssig nahm er die Bandage von seinem linken Oberarm und wickelte sie um die Hacke. Dann legte er sich lang, seinem Kopf auf seinem angewinkelten Unterarm,der auch eine schwarze Bandage trug.

Es war kein wirklicher Schlaf, in den er fiel. Er wusste nicht, wie lange er dort lag, bis plötzlich wieder jemand hinter ihm stand. Eine Hand glitt durch seine Haare und Yun erstarrte. „Echt schön...", murmelte er und Yun begann wieder zu zittern. „He, keine Angst." Yun bewegte sich nicht. Eine große Hand legte sich auf seine Schulter und drehte ihn herum. Vor ihm stand ein großer, nein riesiger dunkelhäutiger Mann und sah ihn forschend an. Yun fielen fast die Augen aus dem Kopf, was den Mann zum lachen brachte. „Ich werd dich schon nicht aufessen." Yun bewegte sich nicht. Er sah Yun ins Gesicht. „Wow..." Er erfasste seine Augen. „Wie glühende Kohlen...", murmelte er fasziniert. Yun wusste, dass seine Haare schon außergewöhnlich waren, aber seine orange-roten Augen waren fast noch außergewöhnlicher. Was sein Leben nicht gerade leichter machte.

Das Gesicht des Mannes kam näher und Yuns Augen huschten hin und her. „Je näher man kommt, desto intensiver glühen sie..." Er war nun schon ziemlich nahe und es trennten sie nur noch wenige Millimeter.

Dann entfernte er sich wieder. „Da hat der Captain echt was seltenes gefunden."Lachend ging der Mann wieder. Wer...war das denn? Zaghaft setzte Yun sich wieder auf und wollte aufstehen, doch knickte sofort ein. Sein Fuß schmerzte stark und ihm war etwas warm. Er wusste was das bedeutete.. Die Wunde begann sich zu entzünden. Hätten sie ihm seine Tasche nicht abgenommen, könnte er es mit Kräutern behandeln.Aber in dieser Situation hatte er nichts und wenn er die Wunde nicht reinigte, würde der Dreck in sein Blut gelangen, was eine Blutvergiftung bedeutete, beziehungsweise seinen tot. Humpelnd setzte er sich schwerer atmend wieder. Vielleicht wurde es besser, wenn er schlief? Einen Versuch war es wert...


Yun legte sich lang und versuchte zu schlafen.  

PirateWhere stories live. Discover now