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Als er wieder zu sich kam, schreckte er hoch. Er lag nicht mehr auf der Pritsche,sondern auf etwas weichem. Über ihm lag eine Decke. Wo war er?Ängstlich sah er sich um. Er war in einem üppig eingerichtetem Raum. Neben ihm auf einem Stuhl saß der Captain, Skelton. Yun rutschte unbewusst von ihm weg. Der Kerl machte ihm einfach Angst. Er strich sich die Haare aus dem Gesicht und legte seine Mähne über die linke Schulter. Sie waren echt lang geworden, aber niemand wollte sie ihm schneiden. Dann fiel ihm etwas ein. Wo war seine Tasche?Er... brauchte seine Tasche. Vorsichtig versuchte er aufzustehen und humpelte durch den Raum. Als er sie nicht fand, wollte er aus der Tür. Er hatte gerade die Klinke herunter gedrückt, als sich etwas in das Türblatt bohrte. Yun schrie etwas zu hoch auf und kauerte sich neben die Tür. Er blickte sich erneut im Raum um. Skelton saß immer noch unverändert da. Zaghaft griff er erneut an die Klinke und zog die Tür einen Spalt auf. „Wohin des Weges?", fragte Skelton .Yun erstarrte. „Mei.. Meine T-Tasche..." Skelton griff neben sich und hob etwas an. Seine Tasche! Schnell humpelte er zu ihm und wollte sie an sich reißen, doch der Schwarzhaarige zog sie weg. „Gib sie her!", verlangte er. Wo den Mut her hatte, wusste er nicht. Skelton zog eine Augenbraue hoch und grinste. „Und wenn nicht?" Yun wusste nicht was er sagen sollte. „G-Gib sie einfach her..." Erstand auf und baute sich vor Yun auf. Er war mindestens einen halben Kopf größer als er und sah auf ihn herunter. Yun wurde immer kleiner. „Was bekomm ich dafür?", schnurrte er. Yun wich zurück.„Ich.. brauche sie...", flüsterte er. Plötzlich wurde sie ihm zugeschmissen und er fing sie ungeschickt. Sofort presste er sich an sich. „Was ist so wichtig an der Tasche?" Yun sah hinein. Alles noch da. Größtenteils waren es nur Kräuter und Heilpflanzen. Aber auch ein Paar Erinnerungsstücke an seine Familie. Er antwortete Skelton nicht. Warum sollte er einem Fremden sagen, warum ihm etwas wichtig war und dann noch einen Piraten. Skelton kam wieder näher und Yun wich zurück, bis er gegen eine Wand stieß. Der Größere stützte eine Hand neben Yuns Kopf ab und kam ihm sehr nahe, zu nahe.„Hör mir gut zu. Ich bin nicht umsonst der Captain hier. Also würde ich mir an deiner Stelle etwas Respekt aneignen.", knurrte er. Yun rutschte an der Wand etwas hinunter und presste die Tasche wieder an sich. Er sah Skelton nicht an, sondern starrte auf seine nackte Brust. Dort war eine große Narbe. Bei einem Gesetzlosen keine Seltenheit, aber diese schien recht tief gewesen zu sein. Er drückte die Tasche noch weiter an sich.


Skelton trat zurück,doch Yun verharrte in seiner Position und sah ihn weiter nicht an.Ihm war bis jetzt nicht aufgefallen, dass Skelton seinen Mantel nicht trug. „Ich geh an Deck. Komm mit oder bleib hier, mir egal.",meinte er und ging an Yun vorbei. Yun hing sich seine Tasche um und humpelte hinter ihm her, wobei er fast umfiel. Skelton musste grinsen. Am Türrahmen hielt Yun sich fest und sah sich um. Es war groß und voll. Nie hätte er gedacht, dass so viele Menschen auf einem Schiff zusammenleben würden. Skelton stand vor ihm und sah sich um. Einige sahen zu ihnen und wurden ruhig. Andere folgten dem Blick und wurden ebenfalls still. Yun hatte das Gefühl, als würden sie alle ihn anstarren...


Eigentlich nichts Neues für ihn, außer dass die Leute hier ihn ansahen wie ein Raubtier seine Beute. Das bereitete ihm Unbehagen und er krallte seine Hand in den Gurt der Tasche. „Habt ihr nichts zu tun?!",rief Skelton und alle arbeiteten weiter. Yun musterte den sehr interessanten Boden. Skelton ging weiter, was Yun nicht mitbekam, bis er allein dastand. Er humpelte zu der Brüstung und sah sich um, als ein starker Windstoß seine Haare herumwirbelte und er nichts mehr sah. Als er wieder freie Sicht hatte, stand ein Mann neben ihm. Es war der Braunhaarige, der gestern mit in seinen Käfig gekommen war.Er musterte Yun, der erneut seine Tasche griff, als der Blick des Mannes dort hängen blieb. „Noan.", sagte er und Yun sah ihn fragend an. „Mein Name ist Noan.", erklärte er. Yun nickte.„Y-Yun.." Noan nickte auch, musterte ihn aber weiter. „W-Was?"„.. Du bist Arzt?" Yun schüttelte langsam den Kopf. „Mediziner?"„N-Nein." Noan formte die Augen zu Schlitzen. „W-Was ist?"„Woher kennst du dich mit Kräuterkunde aus?" „M-Mein...Vater..." „Also ist er Arzt oder Mediziner?" Yun schüttelte erneut den Kopf. Noan schnaubte unzufrieden. „Was hast du da drauf getan?" „L-Lurakraut, H-Horderbeer u-und Sonnenkern...." Noan nickte. „Komm mit. Ich will mir die Wunde ansehen." Yun schüttelte den Kopf. „Nein..." „Was?", fragte Noan scharf.„D-D-Das muss da Z-zwei T-Tage drauf b-bleiben...", stammelte er. Noan schob die Augenbrauen zusammen. „O..k." Dann ging er. Yun sah sich weiter um. Dann entdeckter er Skelton einige Meter neben ihm. Er humpelte wieder in Skeltons Kabine und setzte sich aufs Bett.Er nahm die Tasche vor seine Brust und legte sich auf die Seite. Trotz dessen, dass er jetzt nicht mehr in dem Käfig unter Deck war, war er immer noch ein Gefangener. Gefangen auf einem Piratenschiff voll skrupellosen, säbelschwingenden Trinkern, die ihn jeder Zeit verkaufen, den Fischen zum Fraß vorwerfen oder versklaven würden... Oder noch schlimmeres mit ihm anstellten... Tränen kamen ihm und liefen über sein Gesicht in die Bettdecke. Er wollte das nicht... Am liebsten würde er sich über die Brüstung schmeißen und einfach ertrinken,denn schwimmen konnte er nicht. Allerdings hatte er Hemmungen sich selbst schmerzen zuzufügen oder die Luft abzuschnüren. Er schwor sich aber, sollte es ihm zu viel werden, würde er sich ertränken.


Er hob seine Tasche und roch an ihr. Er war zwar schon seit über einem Jahrzehnt unterwegs, doch die Tasche roch immer noch nach seinen Eltern, seiner Heimat. Heimat... Ob seine Eltern überhaupt noch lebten? Was sein kleiner Bruder wohl inzwischen tat? Er vermisste sie... Momentan mehr als sonst. Er setzte sich unmotiviert auf und griff in die Tasche.Dort nahm er einen Kamm heraus und begann seine Mähne zu kämmen.Das brachte ihn in eine Art Trance.

PirateWhere stories live. Discover now