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Die nächsten anderthalb Wochen blieb Yun so gut es ging im Schlafzimmer oder in Skeltons Nähe, wenn sie es verließen. Er traute der Crew noch nicht wieder. Mit Caz konnte er inzwischen wieder in einem Raum sein, ohne direkt an Flucht zu denken, allerdings nicht allein. Skelton hatte sich gut erholt.

Alles was von dem Vorfall übrig war, waren die Narben auf Skeltons Unterarmen und Yuns Angst.

Yun saß wie immer auf dem Bett. Er kannte inzwischen jeden Riss in diesem Zimmer, als Skelton erschöpft hereinkam. „Gute Beute gemacht?" Sie hatten ein kreuzendes Handelsschiff überfallen.„Sehr gute.", grinste er und zog alles bis auf seine Hose und das Hemd aus. Dann fiel er bäuchlings ins Bett. Yun fuhr ihm lächelnd durch die Haare. „Dann ruh dich aus, mein Captain."Grinsend drehte er seinen Kopf zu Yun. „Wenn ich nicht so müde wäre, würde ich jetzt über dich herfallen." Auch Yun grinste.„Ich weiß.", dann gab er ihm einen kurzen Kuss. Sobald Yun sich löste, war er eingeschlafen. Lächelnd zog Yun ihn richtig ins Bett und decke ihn zu.

Er hatte allerdings nicht viel Zeit ihn zu betrachten, da jemand die Türauf riss. „Ca-" „Ruhe!", zischte Yun. Haskal zog kurz den Kopf ein. „Sag ihm, dass ich jemand... interessanten gefunden hab. Erweiß, was ich damit meine.", flüsterte er und ging wieder.

Yun sah zu Skelton. Interessant? Hatte er ihn damals nicht auch sogenannt? Er stand auf und ging zur Tür. Neugierig war er ja schon.Mit schnellen Schritten und so gut wie ungesehen ging er zu den Zellen.

In einer von ihnen saß ein junger Mann. Er hatte blonde Haare und trug zerschlissene dreckig weiße Kleidung. Sein Körper war recht abgemagert, aber denn noch kräftig. Auf seinem linken Arm war ein Schlangentattoo. Seine braunen Augen blickten tot in irgendeine Ecke.Sein Hals hatte eine tiefe Brandwunde, die frisch zu sein schien.Quer über seinem linken Auge und Wangen bereich prangerte eine riesige Brandnarbe. Yun öffnete die Tür und der Junge sah ihn an.„Bist du mein neuer Herr?", fragte der Fremde monoton. Yun sah ihn verwundert an. „Herr? Nein. Ich bin Yun." Der Junge legte den Kopf wieder an die Holzgitter, als Yun sich auf den Boden setzte.„Wer bist du?" „Wie soll ich heißen?" „Was?" „Ich heiße so, wie man mich nennen will...." „Und dein Name?" Der Junge sah ihn verwundert an. „Du musst doch einen Namen bekommen haben, als du geboren wurdest." „So hat mich noch nie jemand genannt..." „Wie lautet er denn?" „Sh-Shindo..." „Schöner Name." Shindo musterte ihn kurz. „Bist du auch ein Sklave?" Yun sah verlegen zur Seite „Nein, wieso?" Zitternd deutete Shindo auf das Halsband und die Kette. Yun folgte ihm und wurde knallrot.„Das... eh... also... ist ne lange Geschichte..." „Bist du Pirat?", fragte er dann. „Gute Frage... Ich würde sagen an sich ja.." „Wie kann man da unsicher sein?" „Naja, ich lebe zwar hier, aber viel mehr auch nicht." Shindo sah ihn verwundert an.„Und du wurdest nicht verkauft?" Yun sah wehmütig zu Boden.„Nein. Das Schiff hier ist etwas anders..." Es wurde kurz still.„Ich denke, Skelton wird dir auch eine Chance bieten." „Wer?"„Ich.", stellte Skelton sich vor, als er zu ihnen trat. Yun zuckte zusammen. „Also seit ihr der Captain?" Yun stand auf. Skelton sagte nichts, sondern wartete auf mehr. Was Shindo als Antwort genügte. „Also seit ihr mein neuer Herr...", stellte er emotionslos fest. Skelton hockte sich vor ihn, um nicht auf ihn herab zu schauen. „Niemand hier ist dein Herr. Hör zu, wenn du willst kannst du Teil dieser Crew werden. Wenn nicht werden wir dich auf der nächsten Insel absetzen. Meine Crew ist etwas... anders als andere.Warum wirst du schon noch sehen.", erklärte er. Yun sah ihn beleidigt an. Hätte er ihm das damals so erklärt, wäre es vielleicht etwas anders gelaufen... Der Mann sah mit einem wissend traurigen Blick seitlich zu Boden. „Es gibt immer einen Herren.",meinte er bedrückt. Seine Hand glitt unbewusst zu dem Brandmal an seinem Hals. „Yun, magst du Noan holen? Oder soll ich lieber gehen?" Yun sah auf Shindo. „Geh du." Skelton nickte und strich ihm beim Gehen einmal über die Wange, was Yun lächeln lies. Shindo sah ihn forschend an. „Bist du wirklich kein Sklave?" Yun sah ihn wieder an. „Nein." Yun musterte ihn erneut. „Was ist mit dir passiert?" Shindo sah ihn prüfend an. „Warum willst du das wissen?" „Bin nur neugierig.", meinte er achselzuckend.„Unterhaltet ihr euch gut?", fragte Caz plötzlich von hinten. Yun schreckte zusammen und zitterte leicht. „J-Ja." Caz sah ihn etwas mitleidig an. „Soll ich wieder gehen?", fragte er vorsichtig. „N-Nein... Irgendwann muss ich das wieder in den Griff bek-kommen...", stotterte Yun. Shindo sah zwischen ihnen hin und her, dann blieb er bei Caz hängen. „Du bist auch ein Sklave...",stellte er fest. Yun zitterte immer noch. Caz sah ihn verwundert an.„War ich mal, vor 14 Jahren." Shindo sah ihn verwundert an.„Warst du mal?" Yun kannte die Geschichte nur halb. „Der Captain hat mich vor 14 Jahren gekauft und mir die Wahl gelassen.Entweder bleibe ich bei ihm, als Teil der Crew oder er lässt mich frei." Shindo war sichtlich verwirrt. Caz sah ihn mitfühlend an.„Du bist als Sklave geboren, oder?" Shindo nickte nur. „Glaub mir. Er meint das ernst. Du kannst hier bleiben, oder gehen. Und wenn du gehen willst, werden wir uns auch um das Brandzeichen kümmern. Noan ist ziemlich gut darin." Caz sah wieder zu Yun. „Ich geh mal wieder." Yun sah zu ihm, ihn aber nicht an. „Mu-Musst du nicht..." „Ich seh doch, wie fertig du bist. Außerdem hab ich noch zutun." Damit verließ er die Zelle. Yun entspannte sich sofort wieder. Shindo sah ihn komisch an. „Was ist mit ihm?" Yun atmete tief durch. „Ich sags dir, wenn du mir sagst, was mit dir passiert ist." Shindo nickte langsam, dann setzte Yun sich wieder.

PirateWhere stories live. Discover now