Die Sonne schien durch das große Wohnzimmerfenster und strahlte Shawn und mich an. Vor einer Stunde hatten wir uns aufs Sofa gelegt und einfach nur geredet, bis wir beide eingeschlafen waren. Mein Kopf lag auf seiner Brust, die sich regelmäßig hob und senkte. Seine starken Arme waren um mich geschlungen, als wären sie für mich gemacht gewesen. Langsam öffnete ich meine Augen und blickte ihn an. Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen, da er beim Schlafen so unglaublich niedlich aussah. Ich beobachtete ihn eine Weile, bis auch seine Augenlider zu flattern begannen. Es dauert jedoch noch kurz, bis er seine Augen öffnete, die durch das Sonnenlicht noch mehr leuchteten. Er sah zu mir nach unten und fing sofort an zu lächeln. "Wie lange beobachtest du mich schon?"
"Du bist einfach zu süß beim Schlafen", erwiderte ich und rutschte etwas weiter nach oben, um ihm näher zu sein.
"Das ist gruselig", kommentierte er.
"Es ist romantisch!", entgegnete ich und schüttelte den Kopf. "Komm schon, du hast mich auch schon beim Schlafen beobachtet."
"Es ist ja fast unmöglich, dich nicht anzusehen", gab er zurück und zog mich näher zu sich.
Ich lächelte und küsste ihn zärtlich, worauf er sich auf den Rücken drehte, sodass ich auf ihm lag. Ich setzte mich auf, sodass ich auf seiner Hüfte saß.
"Du bist wunderschön, Lyra O'Brien", flüsterte er. Ich beugte mich wieder zu ihm nach unten und legte meine Hände an seine Wangen, bevor ich ihn erneut küsste. Er lächelte in den Kuss und strich sanft über meinen Rücken. Wir verweilten eine zeitlang so und verloren uns in unserem Kuss. Es war als gäbe es nur uns und nichts anderes. Am liebsten hätte ich mich garnicht mehr von ihm gelöst. Seit Tagen sehnte ich mich jede Sekunde nach ihm. Nach seiner Berührung, nach seinen Lippen, nach seinem Lächeln. Nichts fühlte sich besser an, als seine Arme um mich zu spüren. Zum ersten Mal seit langem verspürte ich Wärme und Liebe. Bei ihm konnte ich nur ich sein und endlich fühlte ich mich, als wäre ich Zuhause angekommen, nachdem ich monatelang herumgeirrt war.
Nach einer Weile löste ich mich von ihm und blickte in seine karamellbraunen Augen. "Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen."
"Ich auch", murmelte ich lächelnd.
"Du weißt garnicht, wie lange ich darauf gewartet habe, dich zu küssen", flüsterte er.
"Ich hoffe, das war es wert."
"Lyra, für diesen Moment hätte ich noch weitere 10 Jahre gewartet, glaub mir", erwiderte er. "Du bist es allemal wert."
"Danke", sagte ich.
"Wofür?", fragte er und sah mich fragend an.
"Danke, dass du nicht vor mir weggelaufen bist", sagte ich. "Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde."
"Tja, da hast du Glück gehabt, denn ich schwöre dir, dass ich dir niemals von der Seite weiche, egal wie schwierig es wird", versprach er.
"Und ich schwöre dir, dass ich immer für dich da sein werde, egal, was passiert", sagte ich und presste einen kurzen Kuss auf seine Lippen.
"Gott, hör bitte nie mehr damit auf", flüsterte er und lächelte mich an.
"Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich muss zum Training", sagte ich. "Das Studio ist jetzt leer."
"Aber-"
"Shawn, ich muss wirklich", sagte ich, doch wurde unterbrochen, indem Shawn mich zu sich zog und mich küsste. Sanft drückte ich ihn weg und stand vom Sofa auf. "So gerne ich dich auch den ganzen Tag küssen würde, ich muss wirklich los."
"Okay, dann nimm mich mit", sagte er und stand auf. "Mein Outfit ist perfekt fürs Tanzen."
Er trug eine Jogginghose und ein schwarzes T-Shirt und blickte mich erwartungsvoll an.
"Das schon", sagte ich. "Na schön, komm mit."
"Ich wusste, du kannst mir nicht wiederstehen."
"Ach, halt die Klappe", scherzte ich.
"Bring mich doch dazu", murmelte er und zog herausfordernd eine Augenbraue nach oben. Lächelnd legte ich meine Arme um seinen Hals. Shawn kam mir schon näher, doch ich löste mich von ihm. "Träum weiter! Ich muss mich umziehen!"
"Ich hasse dich, Lyra", rief er mir lachend hinterher.Wir hielten vor dem Tanzstudio an, als Shawn mich anlächelte. "Ich bin so stolz auf dich."
"Weil ich fahre?"
Er nickte. "Ich sollte dich eventuell vorwarnen, dass ich nicht tanzen kann."
"Deshalb bin ich ja dabei", sagte ich und stieg aus dem Auto.
Wir betraten den Tanzraum, der wie erwartet komplett leer war. Shawn sah erstaunt auf den Wandspiegel und blickte sich im Zimmer um. "Hier verbringst du also deine ganze Zeit."
"Jep", sagte ich. "Ich bin praktisch hier aufgewachsen."
"Okay, also kannst du nur Ballett oder-"
"Bitte", sagte ich und winkte ab. "Du dachtest doch nicht ernsthaft, dass ich dich zum Ballett zwinge."
"Gott sei Dank, ich bin kein bisschen flexibel", erwiderte Shawn und lächelte erleichtert.
"Wir müssen uns erst dehnen", sagte ich und machte Musik an."Ich kann nicht mehr", jammerte Shawn, der ausgestreckt auf dem Boden lag.
"Komm schon, so schwer war das doch nicht."
"Ich bin dir ungefähr 30 Mal auf den Fuß getreten."
"Irgendwann bekommst du den Dreh schon raus", ermutigte ich ihn.
"Ich bin einfach nicht wie du. Ich meine, schau dich an. Du bist dafür geboren", sagte er.
Ich setzte mich zu ihm auf den Boden und küsste ihn auf die Wange. "Ich fand dich garnicht so schlecht."
"Du musst nicht lügen, weißt du", antwortete er.
"Willst du aufhören?", fragte ich nach.
"Hättest du was dagegen?" fragte er.
Jetzt da ich saß, schmerzte mein Fuß trotzdem noch ein wenig. Zwar hatte ich die Krankengymnastik erfolgreich überstanden, doch beim Tanzen war mein Bein einfach noch überbelastet.
"Hey, alles in Ordnung?"
"Ja, es ist nur mein Bein."
"Tut es immernoch weh?", fragte Shawn und setzte sich besorgt auf.
"Manchmal. Es ist einfach anstrengend. Die Ballerina-Karriere kann ich mir dann wohl abschminken", sagte ich lachend.
"Du willst Ballerina werden?", fragte Shawn und nahm meine Hand in seine.
"Anfangs wollte ich schon, aber ich hab in letzter Zeit viel nachgedacht. Ich glaube, ich will Medizin studieren", erwiderte ich.
"Wow, warum das?"
"Meine Familie ist gestorben. Ich weiß, dass niemand etwas hätte tun können. Aber ich will Menschen helfen. Ich will nicht, dass andere das durchmachen müssen, was ich durchgemacht haben."
"Du wärst bestimmt eine tolle Ärztin", sagte Shawn. "Aber jetzt mal ernsthaft, können wir aufhören? Ich habe mir meine Knöchel heute ungefähr dreihundert Mal umgeknickt."
"Wie wär's mit Pizza zum Abendessen?", fragte ich.
"Deal", sagte er und half mir hoch.
Nachdem wir uns Pizza geholt hatten, fuhren wir zu mir nach Hause und aßen zusammen auf dem Sofa."Gott, bin ich voll", stöhnte ich und ließ mich gegen Shawns Schulter fallen. Er legte seinen Arm um mich und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
"Ich könnte noch etwa 20 Pizzen verdrücken."
"Es ist unmöglich, dass du noch Hunger hast", sagte ich und blickte auf die drei Pizzakartons auf dem Tisch.
"Ich könnte jetzt einfach Salz auf dich streuen und dich aufessen", sagte er lachend und küsste mich auf die Wange.
"Ich nehme das als Kompliment an", gab ich zurück.
"Du wirst von mir immer nur Komplimente hören, Baby", sagte er und lächelte mich an. "Ich will heute nicht gehen."
"Dann bleib hier", schlug ich vor. "Du kannst hier schlafen. Das ist mir sowieso lieber, als ständig allein zu sein."
"Nichts lieber als das."
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Deep Waters [german]
FanfictionLyras Leben ist beinahe perfekt. Sie muss sich wegen nichts sorgen und kann jeden Tag genießen. Doch von einem Tag auf den Anderen verändert sich alles. Ihre Familie ist in einen tragischen Autounfall verwickelt und sie ist die einzige Überlende, zu...