Deep Waters [german]

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Mittlerweile fand ich mich auf dem riesigen Campus sehr gut zurecht und saß deswegen 10 Minuten zu früh zusammen mit Nate in einem der vielen Hörsäle. Er erzählte gerade irgendeine Partygeschichte des letzten Wochenendes und ich hörte nur halbherzig zu, da ich mit meinen Gedanken bei Shawn war. Es waren fast 4 Wochen gewesen, seitdem wir uns zuletzt gesehen hatten. Es lag jedoch nicht daran, dass ich viel lernen musste, aber jedes Mal wenn ich ihn anrief und fragte, ob er am Wochenende Zeit für mich hat, hatte er bereits was vor. Meistens irgendein Treffen mit Andrew. Natürlich freute ich mich für Shawn, dass er tatsächlich einen Chance hatte, ins Musicbusiness einzusteigen, aber es machte mich traurig, dass wir uns nur so selten gesehen hatten. Ich war zwar sauer auf ihn, da er es nicht schaffte, wenigstens einen Tag für mich freizuräumen, jedoch vermisste ich ihn mindestens genauso und war deswegen auch die ganze Zeit abgelenkt.
"Hey?",fragte Nate amüsiert und schnipste mit den Fingern vor meinem Gesicht. "Tut mir Leid, was hast du gesagt?" Ich lächelte ihn entschuldigend an. "Ist nicht wichtig. Was lenkt dich denn so ab?", wollte er wissen. Ich seufzte frustriert und zuckte mir den Schultern.
"Ach es ist nur-"  In diesem Moment kam unser Professor in den Hörsaal gestürmt und begann ohne jegliche Begrüßung an, etwas über die Anatomie des menschlichen Körpers zu reden. 

"Sehen wir uns am Wochenende auf Lizas Party?" Nate und ich verließen das Gebäude und liefen noch ein Stück gemeinsam, bis sich unsere Wege trennten.
"Ich weiß noch nicht", antwortete ich ehrlich.
"Komm schon", bettelte er und sah mich mit Welpenaugen an. Unentschlossen fuhr ich mir durchs Haar. "Shawn kommt vielleicht vorbei." 
Nate rollte mit den Augen. "Das hast du die letzten drei Wochen auch schon gesagt und er ist nie gekommen."
"Na und?", antwortete ich gereizt. "Bist du ihm überhaupt wichtig?" Entsetzt blieb ich stehen und sah ihn ungläubig an.
"Wie bitte?" Nate zuckte mit den Schultern. "Ist ja nett, dass du dir Sorgen machst, aber ich will nicht, dass du sowas über Shawn sagst. Er hat zu Hause eben auch viel zu tun!", verteidigte ich ihn wütend und Nate erhob entschuldigend die Hände. "Okay, okay", gab er nach, aber ich meinte ihn noch etwas wie "Als wenn man nicht einmal Zeit für seine Freundin findet" sagen hören. Eingeschnappt lief ich neben Nate her und war froh, als sich unsere Wege trennten. Nate war mit Erin zusammen zu meinen besten Freunden hier geworden, aber es machte mich wütend ihn so über Shawn reden zu hören, wenn er ihn nicht einmal getroffen hatte. Mal abgesehen davon, konnte es ihm ja auch egal sein.
Ich schloss die Tür auf und betrat das Haus. Ich grüßte zwei meiner Mitbewohner, die bereits etwas angetrunken auf einem der Sofas saßen und angesichts ihres Stylings wohl auch auf eine Party gehen würden. 
Ich wusste, dass eigentlich alle hier dafür gekämpft hatten, Medizin studieren zu können, weshalb jeder mehr als genug Zeit mit büffeln verbrachte. Trotzdem ließ es sich keiner der Studenten nehmen, die Zeit zu genießen und jedes Wochenende stieg irgendwo eine Party. Auch wenn ich bis jetzt noch bei keiner anwesend gewesen war, plante ich, auch bald mal zu einer Party zu gehen.
Müde ließ ich meine Tasche auf den Boden fallen und setzte mich auf das Bett. Ich ließ mich ins Kissen sinken und holte mein Handy aus der Hosentasche. Nachdem ich einige Nachrichten von Luke und Kaitlyn beantwortet hatte, rief ich Shawn an. Ich wartete fast eine Minute und lauschte dem monotonen Tuten, ehe ich auflegte. Ich wollte Shawn einfach so gerne wiedersehen. Für einige Minuten blieb ich noch auf dem Bett liegen und starrte frustriert und motivationalos an die Decke, bevor ich endlich aufstand und mich mit einem Handtuch bewaffnet auf den Weg ins Bad machte.
Das heiße Wasser auf meiner Haut entspannte meine Muskeln und wusch meine Gedanken an Shawn für kurze Zeit weg. Ich dusche so lange, dass der Spiegel über dem Waschbecken beschlagen war. Trotzdem nahm ich mir noch Zeit, um mein Haar zu trocknen und mich mit Lotion einzucremen. Nachdem ich den Dreck der letzten Tage von meiner Haut gewaschen hatte, fühlte ich mich besser und lief entspannt zurück in mein Zimmer.
Ich öffnete die Tür und musste mir einen Schrei unterdrücken, da jemand auf meinem Bett saß. Dieser jemand stellte sich als sehr amüsierter Shawn heraus, der sich den Bauch vor Lachen hielt. 
"Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen", brachte er hervor.
Ich schnaubte verächtlich. "Woher soll ich denn wissen, dass du auf einmal in meinem Zimmer bist", verteidigte ich mich und lief zu ihm. Er zog mich an meiner Hüfte zu sich und erhob sich.
"Ich hab dich vermisst, Lyra", hauchte er gegen meine Lippen und küsste mich sanft. Ich verlor mich in unserem Kuss und atmete den vertrauten Geruch seines Parfüms ein. Ich löste mich von ihm und schloss ihn einfach in eine feste Umarmung und genoss die Wärme, die sein Körper ausstrahlte. Shawn platzierte einen Kuss auf meinem Scheitel.

Wir hatten uns gemeinsam auf mein Bett gequetscht und schauten auf dem kleinen Fernseher, den ich mir gekauft hatte, fern. Ich war im Moment einfach nur froh Shawn wieder bei mir zu haben, egal was wir taten.
"Und das Studium? Hast dus dir so vorgestellt?", fragte er und zog mich eng an sich.
Ich kicherte leise. "Ja,  eigentlich sogar besser. Und ich habe auch schon zwei gute Freunde gefunden. Erin, du hast sie ja schon kennengelernt, und Nate." Ich spürte förmlich, wie sich seine Muskeln anspannten. "Nate?", hakte er skeptisch nach.
"Niemand wegen dem du dir Sorgen machen musst, Shawn. Definitv nicht", versicherte ich ihm und küsste ihn. Er schien zwar etwas beruhigt zu sein, aber nicht wirklich zufrieden mit meiner Antwort. "Er kommt nicht mal ansatzweise an dich ran und hey, du bist der Einzige, mit dem ich zusammen sein will."  Er lächelte mich glücklich an und ich nahm seine Hand in meine. "Und wie läuft es mit Andrew?"
Sein weicher Gesichtsausdruck veränderte sich und er zog besorgt seine Augenbrauen zusammen. "Ja also deswegen... Ich habe ein unfassbares Angebot bekommen..."