Kapitel 13 - Der Ball - Part 01

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Es war ein Monat vergangen, seitdem ich mit Jimin geübt hatte, "einen Mann zu verführen".Und eigentlich war es auch nur eine Übung von zwei Minuten gewesen, doch hatte sie ausgereicht, zu beweisen, dass ich eben doch schauspielerisches Talent hatte. Und sie hatte ebenfalls ausgereicht, um Jimins Verhalten mir gegenüber nur noch distanzierter werden zu lassen. Vorerst war er nicht sonderlich höflich mir gegenüber gewesen, doch nun schien er mir geradewegs aus dem Weg zu gehen. Abgesehen von diesen unauffälligen Blicken. Vielleicht hatte ich ihm ja wirklich Angst eingejagt. Wer weiß.

Aber was viel wichtiger war: Der Ball stand vor der Tür. Es gab die letzten Wochen keine weiteren Drohnachrichten und so hatten die Jungs fast völlig unbeschwert an neuen Liedern arbeiten können. Wir machten uns alle für die kommende Veranstaltung fertig. Oder besser gesagt, wurde ich fertig gemacht. Mister Clark hatte zwei Frauen zu uns geschickt, die seit gefühlten Stunden an meinem Gesicht arbeiteten. Ich meine, vielleicht war ich nicht Megan Fox, aber ich war nicht so hässlich, dass sie solange Make-Up auftragen mussten. Sowieso? Wollten sie mich nicht wegen meines einzigartig standardmäßigen Gesichtes? Wie dem auch sei...

Nachdem meine Haare hochgesteckt wurden und ich in das pompöse, goldene Kleid gezwängt wurde, entließen sie mich endlich. Geschockt betrachtete ich mich im Spiegel. Mein Gesicht sah nun nicht mehr einzigartig standardmäßig aus. Ganz im Gegenteil: Ich sah nicht einmal mehr aus wie ich, sondern wie irgendeine Berühmtheit vom Broadway. Mein Gesicht wirkte viel schmaler, meine Wangenknochen wurden hervorgehoben, meine braunen Augen waren besonders betont und meine Lippen schimmerten matt in einem dunklen Rot-Ton. Ich hatte mich noch nie so sehr für irgendwas aufgetakelt. Wieso auch? Es gab schließlich keine Gelegenheit.

„Wir müssen los!", hörte ich Jins Stimme durch die Wohnung rufen. Kurz verabschiedete ich mich mit einem dankbaren Lächeln von den zwei Frauen an der Haustür und betrat das Wohnzimmer. Die Sieben warteten bereits und steckten allesamt in Anzügen. Sie sahen zum Anbeißen aus. Ihre Haare waren perfekt gestylt und selbst ich fand sie ziemlich scharf in den schicken Outfits. Aber ich ließ es mir nicht anmerken. Die Mission hatte Vorrang.

„Wow.", kam es von Jungkook, der überwältigt seine Augen aufriss, als er mich sah a la Jungshook. Ich musste in dem Moment einfach grinsen. „Du siehst total toll aus!", meinte Jin und warf mir gespielt einen Luftkuss zu. „Bist du es, Viktoria?", staunte V. „Das sieht ja besser aus als in dem Nachthemd!" „Was für ein Nachthemd?", fragte Jimin geschockt. „Wann hast du sie in einem Nachthemd gesehen? Ich kenne nur den Hasen-" „Ach nichts.", sagte ich schnell, um Jimin zu unterbrechen und winkte ab. Es mussten ja nicht alle von meinem süßen Hasen-Schlafi erfahren. Es reichte, wenn Jungkook, Jimin und Suga ihn bereits kannten. Mir fiel erst jetzt wieder ein, dass V, J-hope und ich den anderen meine Rolle im Shooting verschwiegen hatten. Zu meinem Glück.

Kurz darauf befanden wir uns im Van. Diesmal war es nicht ich, sondern Hilfsagent Steven, der ihn fuhr. In dem Kleid und auf den Wolkenkratzer –Schuhen wäre es auch mehr Folter als irgendwas anderes gewesen die Pedale zu benutzen.

Als wir das riesige Hotel erreichten, dessen Auffahrt von einem klischeemäßigen Springbrunnen geziert war, staunte ich nicht schlecht. Die weiße Außenwand der altmodischen Villa war beleuchtet und eine paar breite Stufen führten zum Eingang hinauf. Unzählige Bäume säumten den Vorhof und es standen bereits unzählige, teure Wagen von anderen Gästen herum, während leise, melodische Musik bis nach draußen klang.

J-Hope half mir aus dem Van und streckte mir seinen Arm grinsend hin, sodass ich mich bei ihm einhaken konnte. Ein Page wartete an der großen Flügeltür und öffnete sie für uns. Wir betraten das Foyer. Es war riesig, altmodisch gehalten, mit einem prunkvollen, goldenen Kronleuchter an der kuppelförmigen, hohen Decke und allerlei Gruppen von Menschen, die genauso vornehm gekleidet waren wie wir, tanzten, redeten oder lachten. Vereinzelt liefen Kellner mit Tabletts herum, die für genügend Nachschub an Essen und Trinken sorgten. Ich fühlte mich fehl am Platz. Das war so gar nicht die Welt, in die ich hinein gehörte, trotz meines angemessenen Äußeren.

BTS - Personal BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt