BTS - Personal Bodyguard

Kapitel 46 - Der Täter

Ohne zu überlegen rannte ich hin und streifte den Sack über das Gesicht.

Nur um zu sehen, dass sie es war.

Selina.

Flacher Atem drang aus ihren schmalen Lippen, die Lieder waren geschlossen. Ihr sommersprossiges Gesicht sah nahezu friedlich aus, wären da nicht die Rinnsale von Blut, die sich wie lange Adern über ihr Gesicht zogen.

„Selina?", sprach ich sie hektisch an, rüttelte an ihren Schultern. Doch sie nur ein leichtes Murren drang aus ihrem Mund.

„Was hat das zu bedeuten?", fragte Yoongi, der plötzlich hinter mir aufgetaucht war und begann an den Fesseln rum zu nästeln.

Das Bild, das mir Taehyung damals gezeigt hatte, kam mir in den Kopf. Selina auf der Bühne eines Nachtclubs, in einem langen, dunkelroten Abendkleid. Ein Mikrofon in ihrer rechten Hand, in das sie leidenschaftlich zu singen schien.

Sie hatte es früher geliebt in abgeschiedenen Bars aufzutreten, doch mein Onkel hatte es ihr verboten, nachdem er bemerkt hatte, wie begehrt sie bei den Männern war.
Er hatte alles, was mit diesem Teil ihrer Vergangenheit zu tun hatte, aus der Öffentlichkeiten vernichten lassen, sodass keiner sie mehr finden konnte.

Mir war schon damals bewusst, dass es kein Zufall sein konnte, dass das Foto im Büro des Managers war. Doch erst jetzt schien mir alles so klar und deutlich vor Augen.

Er war es die ganze Zeit gewesen. Er musste dafür gesorgt haben, dass wir Juna und Timothy und letztendlich auch Selina verdächtigen, denn nie hätte Selina die Fotos von mir und den Jungs so offensichtlich aufbewahrt. Er musste den Überfall auf sich selbst inszeniert haben, was ebenfalls erklären würde, weshalb die Abstellkammer nicht abgeschlossen war.

Deswegen wollte er auch nie die Polizei verständigen, aus Allem heraushalten. Er wollte nie, dass wir den Fall auflösen und keine zu große Aufmerksamkeit auf uns ziehen.

Und auch die Tatsache, dass ich Selina die letzten Wochen nie gesehen hatte... Wie lange hatte er sie schon entführt?

Ungläubig schlug ich mir mit der flachen Hand gehen die Stirn.

„Der Manager.", sagte ich schwer atmend. „Er steckte die ganze Zeit hinter den Drohungen."

„Schön, dass du es endlich bemerkt hast." Die tiefe Stimme ließ mich erschrocken herumwirbeln. Dort stand er, in denselben Klamotten wir am Vortag, sein Gesicht war zu einer siegessicheren Fratze verzehrt. Er war unbemerkt hinter uns in den Raum gekommen und hielt den Lauf einer Pistole direkt auf unsere Köpfe.

„D-du?!", fragte Yoongi entsetzt als er ihn entdeckte und erstarrte in seiner Bewegung. „Du hast die ganze Scheiße getan?"

Ein kehliges Lachen drang aus dem Mund des Managers und erfüllte die Halle mit seinem Echo. Yoongi löste sich aus seine Starre, sprang nach vorne und wollte auf ihn zustürmen, doch der Manager entsicherte die Knarre und kam uns bedrohlich mehrere Schritte entgegen. Yoongi hielt inne, doch schien vor Wut wie geladen.

„Ich musste doch irgendetwas tun, um an Selina ranzukommen.", grinste der Mann. „Ihr ward dafür geradezu perfekt und es war so einfach. Es war so einfach!"

Der Mann trat auf uns zu und wir wichen automatisch mehrere Schritte zurück, darauf bedacht, keine zu hektischen Bewegungen zu machen. Doch mit seiner freien Hand strich er bloß meiner Chefin mehrere Haarstähnen aus dem Gesicht und blickte sie liebevoll an.